In der "Bild"-Zeitung (Montag-Ausgabe) drohten CSU-Politiker der Stoiber-Kritikerin erstmals indirekt mit einem Ausschlussverfahren. Hintergrund sind Fotoveröffentlichungen, die Pauli unter anderem mit schwarzen Latex-Handschuhen zeigen.
"Die Grenze erreicht"
"Irgendwann ist eine Grenze erreicht, wo man die Frage stellen muss, ob Frau Pauli noch in der CSU bleiben kann. Diese Grenze ist mit den Latex-Fotos überschritten", sagte der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber.
Der CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle warf der Fürther Landrätin in der "Bild"-Zeitung parteischädigendes Verhalten vor: "Durch ihre Profilgeilheit schädigt Frau Pauli die Partei jeden Tag aufs Neue." Parteischädigendes Verhalten ist nach Paragraf 61 der CSU-Satzung ein Ausschlussgrund. "Die Partei darf sich von Frau Pauli nicht länger lächerlich machen lassen", sagte CSU-Rechtsexperte Norbert Geis.
"Wir können ja den Slogan ändern"
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer sagte: "Wir können unseren Slogan 'Laptop und Lederhose' sonst ja auch in 'Latex und Lederhose' abwandeln."
Pauli selbst ist möglicherweise die richtige Dosierung bei ihren Medienauftritten abhanden gekommen. Die anfängliche Sympathie für die Stoiber-Kritikerin scheint sie auch durch ihre permanenten Auftritte in den Medien verspielt zu haben.
Bayerns Innenminister und künftiger Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU), er stammt so wie Pauli aus dem Raum Nürnberg, kann Paulis Verhalten nichts abgewinnen. "Ich empfinde die Fotos als peinlich", sagte Beckstein der Zeitung "Bild am Sonntag" und setzte nach: "Es ist wohl so, dass nicht sie die Medien beherrscht, sondern die Medien Macht über sie gewonnen haben."
Kritischer Blick auf Pauli-Auftritt
Paulis Auftritt am Sonntagabend bei "Sabine Christiansen" in der ARD kam in den deutschen Medien alles andere als gut weg. So schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Online-Ausgabe: "Nicht einmal zu den Fotos wusste die CSU-Politikerin, die nicht mehr Landrätin sein, sondern 'große Politik steuern' will, sich eindeutig zu verhalten."
Die "F.A.Z." erinnerte daran, dass Pauli unter der Woche die Redaktion von "Park Avenue", wo die Fotos mit den Latex-Handschuhen erschienen waren, scharf angegriffen hatte - Pauli hatte den Journalisten Verstöße gegen angebliche Absprachen unterstellt und eine Beschwerde beim Presserat angekündigt.
Am Sonntag in der Sendung sagte sie schließlich: "Mich hat verwundert, was schwarze Handschuhe so für Fantasien bei den Menschen, vor allen Dingen bei den Männern, wohl auslösen und damit dann Fotos, die für mich ästhetisch schön sind, auch einen künstlerischen Anspruch haben, auf einmal in eine bestimmte Ecke stellen." So ein "Foto-Shooting", so Pauli, "macht vielen Frauen auch Spaß, und es ist etwas ganz Nettes."
"Nicht viel beigesteuert"
Die "Süddeutsche" hielt am Montag zu Paulis TV-Auftritt fest: "Zu Fragen des wirtschaftlichen Aufschwungs konnte sie nicht sehr viel aus ihrem Landkreis Fürth beisteuern. Und als sie am Schluss über ihre Zukunft gefragt wurde, erzählte die Landrätin von Bauinvestitionen in Fürth. Auf Nachfrage klärte sie dann auf, da zu wirken zu wollen, 'wo das Schicksal sie hinstellt'."
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