Böhler als "fünfte Division" von voest

Eder: Mit Angebot von 69 Euro pro Aktie "an Grenzen gegangen".
Hinter der geplanten Übernahme des Edelstahlherstellers Böhler-Uddeholm durch die voestalpine steht nach den Worten der Vorstände der beiden Unternehmen keine "Industrieromantik", sondern industrielle Überlegungen.

Die beiden Unternehmen würden demnach gut zueinander passen, so voestalpine-Chef Wolfgang Eder Donnerstagnachmittag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Böhler-Chef Claus Raidl. Laut Raidl waren "industrielle Aspekte" das Ausschlaggebende für den angepeilten Deal.

Voest: Synergie von 65 Millionen
Die voestalpine AG, die am Donnerstag ein freiwilliges Übernahmeangebot für Böhler-Uddeholm angekündigt hat, erwartet sich aus dem Zusammengehen Synergien von jährlich rund 65 Millionen Euro.

Böhler "längerfristig" nicht mehr an Börse
Böhler-Uddeholm soll laut Eder die fünfte Division des voest-Konzerns werden. Veränderungen im Management seien nicht geplant. "Längerfristig" sei eher mit einem Abgang von der Börse zu rechnen: "Wir müssen uns anschauen, wie das Übernahmeangebot ausfällt", so Eder, der nicht davon ausgeht, dass Böhler börsennotiert bleibt.

Kapitalerhöhung nicht ausgeschlossen
Eder sagte, dass sein Unternehmen den bis zu 1,8 Milliarden Euro schweren Kauf von 50 Prozent möglicherweise mit einer Kapitalerhöhung von rund zehn Prozent finanzieren wird. "Wir sind aber nicht sicher, ob wir die Kapitalerhöhung tatsächlich brauchen", so Eder.

Fries-Paket wird auf alle Fälle übernommen
Die voestalpine sei mit ihrem Angebot von 69 Euro pro Aktie "an ihre Grenzen gegangen" und könne derzeit nicht ausschließen, dass es ein weiteres Konkurrenzangebot von jemandem geben wird, "der die Grenzen der Rationalität überschreitet".

Die voestalpine werde das 21-Prozent-Paket der Fries-Gruppe auch dann übernehmen, wenn die angestrebten 50 Prozent und eine Aktie nicht erreicht würden, sagte Eder. "Wir gehen aber davon aus, dass wir das locker schaffen."

Weitgehend "übernahmesicher"
Auch wenn eine Kapitalerhöhung kommen sollte, sei das voestalpine-Kernaktionariat (derzeit 45 Prozent) weitgehend "übernahmesicher", sagte Eder.

Das laufende Aktienrückkaufprogramm der voest werde angesichts der neuen Umstände "etwas zurückgeschraubt". Von den Kartellbehörden erwarte man sich keine Schwierigkeiten, weil die Produkte von voest und Böhler zueinander komplementär seien, hieß es. Als Bereiche, aus denen die Synergien kommen sollen, nannte Eder den Einkauf von Rohstoffen, Vormaterialien, Energie sowie von IT und Treasury.

Fries "froh über Industrielösung"
"Die voestalpine kann die Aktionärsstruktur nachhaltig absichern", zeigte sich der ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesende Rudolf Fries, Gesellschafter der Böhler-Uddeholm-Kernaktionärsgruppe BU Industrieholding, überzeugt. "Ich bin froh über diese industrielle Lösung", so Fries.

Um den Edelstahlkonzern "übernahmeresistent" zu machen, hätte die Fries-Gruppe zumindest von derzeit 20,95 Prozent auf 30 Prozent der Unternehmensanteile aufstocken müssen. "Das hätte einen enormen Kapitaleinsatz erfordert", sagte Fries.

Der Vorstand von Böhler-Uddeholm habe seine Zustimmung dazu erteilt, das Fries-Paket an die voestalpine zu verkaufen. "Wir können davon ausgehen, dass die Transaktion zwischen der BU Industrieholding und der voestalpine kurzfristig vollzogen wird", sagte Fries.

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