Manager gegen Ausverkaufsdebatte

SPÖ kritisierte Regierung Schüssel. Böhler-Anteile "weit unter Wert verkauft".
Spekulationen rund um die nun offenbar geplatzte Übernahme des börsennotierten Edelstahlherstellers Böhler-Uddeholm durch den britischen CVC-Fonds hatten eine rege Debatte über international agierende Hedgefonds, den "Ausverkauf" an das Ausland und den Industriestandort Österreich ausgelöst.

Während vor allem von Seiten der SPÖ kritische Töne zum "Ausverkauf" der heimischen Industrie zu vernehmen waren, attackierte Böhler-Chef Claus Raidl, vormals Wirtschaftsberater von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP), via Presse Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ).

Scharfe Attacke von Böhler-Chef
Raidl warf dem Bundeskanzler wegen dessen offensichtlicher Ablehnung ausländischer Finanzinvestoren "Chauvinismus" vor.

"Die ganze Welt lacht über uns, wenn Politiker ausländische Fonds ablehnen. Das ist wirtschaftspolitische Steinzeit." Böhler habe in der ganzen Welt eingekauft. "Ein Fonds ist oft besser als ein strategischer Partner, der die Firma zerlegt", wurde Raidl in der Tageszeitung "Österreich" zitiert.

IV: Fonds "nicht per se schlecht"
Ähnlich wie Raidl argumentierte der Chef der Industriellenvereinigung (IV), Veit Sorger, im "Kurier": Hedgefonds seien "nicht per se etwas Schlechtes", sondern könnten auch sehr nützlich sein.

Österreichs Industrie brauche inländisches wie ausländisches Kapital für die Expansion. Die Philosophie, Unternehmensanteile nach einer Zeit wieder zu verkaufen, sei "legitim".

Reithofer ärgert Begriff "Heuschrecken"
"Kapital ist staatenlos", meinte Wienerberger-Generaldirektor Wolfgang Reithofer in der "Kronen Zeitung".

Er fürchte sich nicht vor Finanzinvestoren, stößt sich aber am, wie er meint, "populistischen Begriff" der "Heuschrecken" für internationales Risikokapital.

Bartenstein: Alle verfolgen ein Ziel
Für Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP) wiederum hat erst die Aussage Gusenbauers, der Einstieg des Fonds CVC sei eine "Katastrophe", dem Standort Österreich Schaden zugefügt.

Auch er wünsche sich einen österreichischen Private-Equity-Fonds, aber dessen Rendite-Interessen würden sich nicht von internationalen Fonds unterscheiden, sagte Bartenstein im "Standard".

"Anteile weit unter Wert verkauft"
SPÖ-Klubobmann Josef Cap wies darauf hin, dass die schwarz-blaue Regierung im Jahr 2003 "völlig ohne Not" die Staatsanteile an Böhler "weit unter Wert" verkauft und 2005 das Übernahmerecht geändert habe.

Cap sorgte sich um Arbeitsplätze
In der Folge seien jetzt "Tausende österreichische Arbeitnehmer jeder Übernahme durch internationale Finanzspekulanten ausgeliefert", so Cap.

"Spielball der Finanzwelt"
Nicht Gusenbauers Warnung vor dem Verkauf, sondern "die Politik der alten Bundesregierung um Schüssel und Bartenstein" würde dem Standort Österreich und möglicherweise den Böhler-Arbeitern schaden, so Cap.

Dadurch sei "ein österreichischer Vorzeigebetrieb zum Spielball der internationalen Finanzwelt geworden".

Foglar skeptisch zu "Austro-Fonds"
Für Metallgewerkschafter Erich Foglar spielt die Nationalität eines Böhler-Investors keine Rolle. "Wir haben jetzt einen österreichischen Kernaktionär, der Kassa machen will. Wie sollen wir da über die bösen ausländischen Investoren schimpfen?" sagte Foglar im Wirtschaftsmagazin "trend".

Wichtig sei, dass die Unternehmenszentrale in Österreich bleibe, ebenso Ausbildung, Forschung, Arbeitsplätze und die Wertschöpfung für Lieferanten. Von einem - etwa vom Industriellen Hannes Androsch überlegten - Österreich-Fonds erwartet er nicht allzu viel. Auch der könnte in einigen Jahren Kassa machen wollen, meint der Metallergewerkschafter.

Rasinger: Private nicht automatisch besser
Grundsätzlich sei gegen die Trennung einer Aktionärsgruppe von einem Aktienpaket nichts einzuwenden, meinte Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger. Nur dürfe das angestrebte Renditeziel nicht zu Lasten der Belegschaft oder des Streubesitzes erreicht werden.

Allerdings werde Versprechungen von Managern, Investmentbankern, Beratern und Übernehmern immer weniger geglaubt, "da in der Vergangenheit nach relativ kurzer Zeit Zusicherungen geschickt umgangen oder ausgehöhlt wurden", so Rasinger.

Die öffentliche Hand habe "nachdrücklich bewiesen, dass sie ein schlechter Eigentümer ist", allerdings sei ein privater Investor nicht automatisch besser, so Rasinger.

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