Zahlreiche Attentate geplant

Frühere RAF-Terroristin wurde zwei Tage früher als erwartet entlassen.
Das ehemalige RAF-Mitglied Brigitte Mohnhaupt ist frei. Sie sei in der Nacht auf Sonntag nach 24 Jahren aus dem Gefängnis im bayrischen Aichach entlassen worden, sagte Anstaltsleiter Wolfgang Deuschl der Nachrichtenagentur Reuters.

Zum künftigen Wohnort Mohnhaupts wollte er keine Angaben machen. Das Oberlandesgericht Stuttgart hatte im Februar entschieden, dass Mohnhaupt am 27. März auf Bewährung freigelassen werden soll. Die Entlassung erfolgte damit zwei Tage früher als erwartet.

Rädelsführerin der Schleyer-Ermordung
Mohnhaupt gilt als Rädelsführerin der Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer im Herbst 1977.

Sie war 1977 auch am Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback und an der missglückten Entführung des Bankiers Jürgen Ponto beteiligt, auf den sie die tödlichen Schüsse abgab. Auch ein fehlgeschlagener Anschlag auf die Bundesanwaltschaft 1977 und ein Panzerfaust-Attentat auf einen US-amerikanischen General 1981 gehen mit auf ihr Konto.

Seit 1982 in Haft gesessen
Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilte sie 1985 zu fünf Mal lebenslang plus 15 Jahre Freiheitsstrafe. Im Revisionsverfahren vor dem Bundesgerichtshof wurde daraus 1986 infolge einer Gesetzesänderung eine lebenslange Freiheitsstrafe gebildet. Mohnhaupt saß seit ihrer Festnahme im November 1982 in Haft.

Die Entscheidung über die vorzeitige Haftentlassung hatte heftige Diskussionen in Deutschland über den Umgang mit dem Linksextremismus ausgelöst.

"Positive Kriminalprognose"
Das Gericht begründete seine Entscheidung nicht zuletzt mit der positiven "Kriminalprognose". Demnach ist nicht zu erwarten, dass Mohnhaupt wieder straffällig wird. Die Zeiten der RAF sind für sie vorbei, der Auflösungserklärung von 1998 hat sie sich angeschlossen. Der Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele habe Mohnhaupt, die nicht zum Taktieren neige, glaubhaft abgeschworen, ist zu hören.

Keine Entschuldigung
Auf der anderen Seite steht die Tatsache, dass ein Wort der Entschuldigung an die Angehörigen der Opfer bisher nicht von Mohnhaupt zu vernehmen war, ähnlich wie im Fall ihres einstigen Komplizen Christian Klar.

Es heißt, mehr als der pauschale Satz, für die Taten der RAF übernehme sie die "Verantwortung", sei ihr bisher nicht über die Lippen gekommen. Sie habe mit der RAF abgeschlossen, weil das Thema Geschichte sei - doch vom damaligen RAF-Terrorismus hat sie sich noch nicht distanziert.

Job in Karlsruhe
Einem Bericht des Magazins "Focus" zufolge wird die heute 57-Jährige nach ihrer Haftentlassung voraussichtlich in Karlsruhe wohnen und arbeiten. Mohnhaupt könne in der badischen Stadt einen Job bei einem Autozuliefererbetrieb annehmen, berichtet das Nachrichtenmagazin.

Die Firma gehöre dem Sohn einer Freundin von Mohnhaupt, die ihre Jugend im Badischen verbracht hatte. Dem baden-württembergischen Justizministerium ist nach Angaben vom Samstag nicht bekannt, dass Mohnhaupt ihren Wohnsitz in Karlsruhe nehmen wird.

Mutter Klars auch in Karlsruhe
In Karlsruhe lebt auch die Mutter des früheren RAF-Terroristen Klar, der in der Justizvollzugsanstalt im benachbarten Bruchsal einsitzt.

Sollte Klar, wegen neun Morden zu lebenslanger Haft verurteilt, Anfang 2009 auf Bewährung freikommen, könnte ihm der Kontakt zu seiner einstmals engen Vertrauten Mohnhaupt verboten werden. Bei einer Begnadigung durch den Bundespräsidenten, die Klar beantragt hat, wären derartige Auflagen nicht möglich.

Ex-RAFler: "Morde waren unmenschlich"
Das ehemalige RAF-Mitglied Karl-Heinz Dellwo bezeichnete die Morde der Roten Armee Fraktion im Berliner "Tagesspiegel am Sonntag" als "unmenschlich". Dellwo, der am Überfall auf die deutsche Botschaft in Stockholm im April 1975 beteiligt war, sagte, er akzeptiere, "dass unsere Handlungen Folgen für uns haben mussten". Er trage am Tod der beiden Botschaftsgeiseln wie jedes Kommandomitglied "die gleiche ungeteilte Schuld".

Die RAF habe nicht von einer Gegengesellschaft und Gegenmoral reden können, "wenn dies Geiselerschießungen und somit die vollständige Verdinglichung von Menschen beinhaltet". Dellwo, der mehr als 20 Jahre in Haft saß, lebt seit 1995 wieder in Freiheit.

Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) warnte in einem Beitrag für die Zeitung vor einer Schieflage in der aktuellen RAF-Debatte. Die RAF dürfe nicht "auf bloße Gewaltfantasien und die Lust zu morden reduziert werden". Sie sei ein "radikalisiertes Zerfallsprodukt der linken Protestbewegung".

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