Der Generaldirektor des börsennotierten Edelstahlherstellers, Claus Raidl, bestätigte Montagmittag den Einstieg eines "ausländischen Finanzinvestors", dessen Namen er noch nicht sagen dürfe.
Es handle sich um "einen Investor, den wir kennen und der auch Beteiligungen in Österreich hält, die wir kennen", so Raidl in der Mittags-ZIB.
CVC meldet sich zu Wort
Am Nachmittag meldete sich der Investor selbst zu Wort. Es ist der britische Private-Equity-Fonds CVC, der sich mit einer Aussendung an die Medien wandte.
Christian Wildmoser, Senior Managing Director von CVC, bestätigte am Montagnachmittag Gespräche mit Böhler-Uddeholm. CVC sei grundsätzlich an einer Übernahme der Böhler-Uddeholm AG interessiert und prüfe, ob ein Übernahmeangebot gelegt werde. Diesbezüglich habe es bereits erste Gespräche mit dem Vorstand der Böhler-Uddeholm AG und dem größten Aktionär, BU Industrieholding, also der Fries-Gruppe, gegeben.
Erstaunt über die Kursrally
Wildmoser zeigte sich erstaunt über die Kursbewegungen der letzten Tage und bestätigte, dass CVC weder direkt noch indirekt bisher eine Aktie der Böhler-Uddeholm AG erworben habe noch gegenwärtig besitze.
Den Höchstkurs für Böhler-Uddeholm hält man nach eigenen Angaben für "überzogen". Zu Deutsch: 80 Euro und mehr wolle man pro Aktie wohl kaum zahlen. CVC würde ein Übernahmeangebot nur mit Zustimmung des Vorstandes legen, wurde am Montagnachmittag betont.
Zu den jetzigen Kursen ist die gesamte Böhler-Uddeholm rund 3,6 Mrd. Euro wert.
Zustimmung der Geschäftsführung gefragt
Auch Böhler-Chef Raidl berichtete am Montag von den Übernahmeabsichten: "Wir waren heute bei der Übernahmekommission und haben das verlautbart", gab Raidl überraschend via ZIB bekannt.
Investor will Fries-Anteile
Die Variante, dass die heimische Fries-Gruppe als bisher größter Anteilseigner aussteigt, nimmt nun Kontur an.
Die Investorengruppe Böhler-Uddeholm Industrieholding (BU Holding) um den oberösterreichischen Investor und Rechtsanwalt Rudolf Fries, die 2001 bei Böhler eingestiegen war, könnte ihre Beteiligung von 20,95 Prozent an den ausländischen Investor abtreten. "Ich glaube, dass das der Plan des Investors ist", sagte Raidl.
Fries: Verkauf unter Bedingungen
Fries-Gruppe ist unter Bedingungen zum Verkauf ihrer Anteile an die CVC bereit. "Wir haben CVC grundsätzlich mitgeteilt, dass, wenn das gesamte Umfeld passt, wir bereit wären zu verkaufen", sagte Rudolf Fries am Montagnachmittag in der ZIB um 17 Uhr.
Laut ZIB verlangt die Fries-Gruppe von CVC, dass Böhler-Uddeholm ein eigenständiger, börsennotierter Konzern bleibe und seine Unternehmenszentrale samt Forschung und Entwicklung in Österreich behalte.
Über vier Millionen Stück gehandelt
Die Aktien des Edelstahlherstellers waren Montagvormittag vorübergehend vom Handel an der Wiener Börse ausgesetzt. Ab 11.00 Uhr waren die Aktien wieder kauf- bzw. verkaufbar.
Die Titel hatten am Freitag zu Sitzungsende eine regelrechte Kursrally gestartet und bei sehr hohem Volumen um mehr als 30 Prozent zugelegt.
Was am Montag auffiel: Es wurden am Nachmittag über vier Millionen Stück der Böhler-Aktie gehandelt - also gekauft und, vor allem, verkauft.
Was Beobachter stutzig macht
Dass CVC nach eigenen Angaben selbst keine Aktien von Böhler kaufte, am Freitag und Montag aber Millionen von Böhler-Aktien gehandelt wurden, wirft die Frage auf, ob da nicht Insider-Informationen kursierten.
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) prüfe "routinemäßig" die Kursausschläge, wurde am Montag verlautbart. Das gilt für jedes börsennotierte Unternehmen.
Kurs- und Umsatzauffälligkeiten bei börsennotierten Wertpapieren würden routinemäßig analysiert, sagte FMA-Sprecher Klaus Grubelnik am Montag. Die Daten würden in einem solchen Fall anonymisiert und automatisiert an die Aufsicht übermittelt.
Konsequenzen für den Einstieg?
Fonds wie CVC könnten sich in Zukunft den Einstieg bei heimischen Firmen mit großem Streubesitz überlegen, wenn eine mögliche Übernahme zumindest so viel Wind macht, dass eine Aktie plötzlich überdurchschnittlich gehandelt wird und der Kurs derart nach oben getrieben wird.
Für CVC, sollte der Fonds bei Böhler einsteigen, hat sich der Preis des Papiers durch die Kursbewegungen der letzten Tage verteuert - deshalb auch die Hinweise auf den "überzogenen" Kurs.
Raidl zur Rally: "Nichts damit zu tun"
Der Böhler-Chef ging zur Kursrally in einem Gespräch mit der APA auf Distanz. Für den regen Umsatz der Böhler-Uddeholm-Aktienpakete vom Freitag seien die an dem Deal Beteiligten nicht verantwortlich, betonte Raidl. Das seien "technische Indexinvestoren, die in dividendenorientierten Fonds sind - das hat damit nichts zu tun", so Raidl.
Gute Eckdaten
Böhler-Uddeholm steigerte 2006 Umsatz und Ertrag um rund 20 Prozent. Das Betriebsergebnis (EBIT) verbesserte sich von 314 auf 376 Mio. Euro, der Umsatz stieg von 2,6 auf 3,09 Mrd. Euro. Heuer sollen Umsatz und Ergebnis etwas unter den Spitzenwerten des Jahres 2006 liegen. Das Unternehmen beschäftigt rund 14.300 Mitarbeiter.
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