Doch nun überschattet ein Streit darüber, wer die Filmrechte an der lukrativen Erfindung besitzt, den Filmstart. Ein US-Online-Verlag hat seinen Anspruch auf den Spinnenmann und zahlreiche andere Figuren des Comicverlags Marvel angemeldet.
Unternehmen vs. Gründer
Stan Lee Media hat bei einem Gericht in New York Klage gegen Marvel eingereicht. Pikanterweise handelt es sich um ein Unternehmen, das von Spider-Man-Erfinder Stan Lee vor einigen Jahren selbst gegründet wurde.
Lee besitzt keine Anteile mehr an der Firma, seinen Namen trägt sie aber weiter - und nun behaupten die neuen Besitzer, Lee habe dem Unternehmen 1998 bestimmte Rechte an seinen Erfindungen übertragen.
Filmrechte abgetreten?
Im Zuge der Firmengründung habe der Autor den Anspruch auf Film-Tantiemen an Spider-Man & Co. abgetreten und dafür Aktien und ein Gehalt im Wert von damals 100 Millionen US-Dollar erhalten. 50 Prozent der Einnahmen, die Marvel durch die Lizenzierung der Figuren an die Filmindustrie hat, stünden daher der Internet-Firma zu.
"Unbegründet"
Auf das Konto des Comicautors gehen etwa auch die X-Men, die Fantastischen Vier und Hulk. Der 84-Jährige ist heute "emeritierter Verleger" bei Marvel. "Ich unterstütze diese Vorgangsweise nicht und glaube, dass die Klage unbegründet ist", ließ Lee verlauten. Auch der Verlag selbst erklärte, das Vorgehen entbehre jeder Grundlage.
"Spider-Man 3" startet
Für Stan Lee Media ist es ein günstiger Zeitpunkt, Ansprüche anzumelden: Nach einer Flaute in den 90ern ist Marvel heute ein höchst erfolgreicher Unterhaltungskonzern. Comics boomen, nicht zuletzt wegen der engen Anbindung an andere Sparten der Unterhaltungsindustrie.
"Spider-Man 3", die neue Folge der erfolgreichen Kinofilmreihe, kommt im Sommer in die Kinos und gilt als großer Hoffnungsträger der Filmindustrie, die sich nach Negativrekorden 2005 und der langsamen Erholung 2006 wieder ein Rekordjahr erwartet.
"Schurkische Opportunisten"
Zwischen Stan Lee und Stan Lee Media gibt es schon länger Streit. Der Comicautor geht seit Jahresbeginn juristisch gegen das Management des Unternehmens vor. Die neuen Firmenchefs seien unrechtmäßig auf ihren Stellen, so Lee. Es handle sich um "schurkische Opportunisten, die sich mit dieser empörenden Aneignung bereichern wollen".
Lee gründete die Firma vor neun Jahren gemeinsam mit dem Geschäftsmann Peter F. Paul. Sie sollte sich darauf konzentrieren, seine Comicfiguren im Internet kommerziell auszuwerten. Im Dot.com-Boom der späten 90er Jahre wurde das Unternehmen zum Darling der Investoren.
Nach einem Höhenflug an der Börse brach die Aktie ein. Die Firma verlor Millionen und stellte 2001 einen Konkursantrag. Paul gestand 2005 Kursmanipulationen.
Einigung mit Marvel
Lee war in den Finanzskandal offenbar nicht verwickelt. Die Comiclegende focht in der Zwischenzeit ihre eigenen juristischen Kämpfe aus: Vor zwei Jahren legte Lee einen jahrelangen Streit mit Marvel um Millionengewinne durch Spider-Man und Co. bei.
Er einigte sich mit dem Verlag außergerichtlich auf eine Entschädigung in Millionenhöhe. Zuvor hatte er laut Klagsschrift zehn Prozent des Profits von Hollywood-Filmen gefordert, die auf seinen Comicfiguren basieren.
Links:
- Marvel
- Spider-Man 3
- Stan-Lee-Biografie (Wikipedia)