Polizei tappt im Dunkeln

Der jüngste Diamantenraub in Antwerpen hat alle Zutaten eines raffinierten Krimis.
©Bild: Reuters
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Der spektakuläre Diamantendiebstahl von Antwerpen mit einer Beute im Wert von 21 Millionen Euro gibt der örtlichen Polizei weiter Rätsel auf. Am Montag hatten die Fahnder ein Phantombild des Hauptverdächtigen verbreitet.

Eine Spur zu dem geheimnisvollen Mann fehlt weiterhin. Die Tat wurde bereits vor einer Woche begangen, jedoch erst zu Wochenbeginn öffentlich bekannt gegeben.

Wie ein Thriller
An einen Thriller fühlte sich die flämische Zeitung "Het Laatste Nieuws" am Dienstag erinnert: "Ein Mann nimmt eine falsche Identität an, taucht ein Jahr in einer Großstadt unter, schlüpft in einen Maßanzug, gewinnt als Kunde das Vertrauen einer großen Bank, mietet ein Schließfach, kommt dort zwei Mal täglich zu festen Zeiten vorbei - 11.00 Uhr und 15.00 Uhr - und studiert Tag und Nacht alle Details, die er sieht." Um schließlich, als ihm die Zeit reif erschien, zuzuschlagen.

Seltene Steine verschwunden
Vor eineinhalb Wochen wurde schließlich zugeschlagen: Der große Unbekannte hatte den Tresorraum der Bank am Freitag, dem 2. März, als letzter Kunde besucht und tauchte auf den Bildern der Überwachungskameras am Montag als Erster wieder auf.

Danach entdeckten Angestellte die aufgebrochenen Schließfächer: 24 Kilogramm Diamanten oder 120.000 Karat waren nach Angaben der Zeitung "De Standaard" verschwunden, darunter etliche seltene Stücke. Die meisten hatte die Bank als Pfand für Darlehen aufbewahrt.

Wenige Anhaltspunkte
Die Tat trägt alle Zeichen eines perfekten Verbrechens. Außer der Kopie eines falschen argentinischen Reisepasses besitze die Staatsanwaltschaft praktisch keine Anhaltspunkte, um den mutmaßlichen Täter aufzuspüren.

Tagelang klapperten die Beamten vergangene Woche das Antwerpener Diamantenviertel mit dem Phantombild in der Hand ab. "Aber niemand konnte uns etwas über diesen Mann erzählen", sagte Justizsprecher Dominique Reyniers dem "Standaard". Ermittelt wird auch, ob der mutmaßliche Täter Komplizen in der Bank hatte.

"Carlos Hector Flomenbaum"
Der höchstens 60 Jahre alte, rund 1,90 Meter große Verdächtige sprach mit einem amerikanischen Akzent und gab sich als gebürtiger Argentinier aus. Der Pass mit dem Namen Carlos Hector Flomenbaum, den er bei der Bank ABN AMRO vorlegte, war vor Jahren in Israel gestohlen worden.

"Der echte Carlos Flomenbaum wohnt in Argentinien und erholt sich immer noch von dem Schreck, nachdem ihn Fahnder in der vergangenen Woche zu den gestohlenen Diamanten von Antwerpen befragten", schrieb "Het Laatste Nieuws".

Hohe Aufklärungsrate
Allzu sicher sollte sich der Täter dennoch nicht fühlen: Von den vier größten Diamantendiebstählen der vergangenen Jahre klärte die Antwerpener Polizei drei auf, darunter auch den Einbruch in das Diamond Center im Februar 2003, der als erfolgreichster Coup aller Zeiten ins Guinness-Buch der Rekorde einging.

Der Kopf der Bande sitzt inzwischen hinter Schloss und Riegel. Die Beute im Wert von 100 Millionen Euro allerdings ist bisher nicht wieder aufgetaucht.

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