Der Mann, der als Gründer der Hisbollah gilt, soll mittlerweile in ein nordeuropäisches Land gebracht worden sein und dort von westlichen Geheimdiensten befragt werden. Völlig unklar ist noch, ob Asghari entführt wurde oder ob er übergelaufen ist.
Stoff für Agententhriller
Das Verschwinden des Ex-Vizeverteidigungsministers bietet jenen Stoff, aus dem Agentenfilme sind. Die türkische Zeitung Hürriyet sprach bereits vom "Krieg der Spione" in Istanbul.
Luxushotel war gebucht
Tatsächlich bekannt ist nur so viel: Asghari traf Anfang Februar aus der syrischen Hauptstadt Damaskus kommend in der türkischen Metropole Istanbul ein.
In einem Luxushotel direkt am Bosporus hatten zwei Unbekannte ein Zimmer für ihn reserviert. Die beiden Männer, bei denen es sich um Ausländer gehandelt haben soll, bezahlten Asgharis Hotelrechnung im Voraus und in bar.
Asghari selbst checkte aber in einem anderen, weniger luxuriösen Hotel ein. Er verließ das Zimmer, nachdem er dort sein Gepäck abgestellt hatte, und ist seither wie vom Erdboden verschluckt. Ausgereist ist er nach Auskunft der türkischen Grenzbehörden aber nicht mehr. Auch ist Asghari in keinem Krankenhaus der Türkei als Patient gemeldet.
Teheran sieht Komplott
Teheran hat westliche Geheimdienste beschuldigt, den Ex-Vizeverteidigungsminister während seines Türkei-Aufenthalts verschleppt zu haben.
Der iranische Polizeichef Ismail Ahmadi-Moghaddam sagte am Dienstag in Teheran, der 63-Jährige sei möglicherweise wegen seines Hintergrunds als früherer Funktionsträger im Verteidigungsministerium von westlichen Geheimdiensten entführt worden.
Eine iranische Delegation konnte in Istanbul ebenfalls kein Licht in die geheimnisvolle Affäre bringen.
"In USA übergelaufen"
Der frühere Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad und nunmehrige Knesset-Abgeordnete Danni Jatom meinte am Mittwoch, der iranische General sei in den Westen, "möglicherweise in die USA", übergelaufen.
Auch die "Washington Post" berichtete, Asghari sei keineswegs von den USA oder Israel entführt worden, sondern übergelaufen. Er habe den USA Informationen über die mit dem Iran verbündete Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon geliefert, berichtete die "Washington Post" in ihrer Donnerstag-Ausgabe unter Berufung auf einen hochrangigen US-Regierungsvertreter.
Wissen über Atomprogramm?
Die israelische Zeitung "Maariv" meldete, der Iraner sei im Verlauf seiner Karriere unter anderem Chef von Spezialeinheiten der Revolutionsgarden (Pasdaran) gewesen und verfüge über genaue Kenntnisse des Atomprogramms Teherans.
Zudem soll Asghari in den 80er Jahren im Libanon aktiv gewesen sein. Damals verschwand der israelische Pilot Ron Arad bei einem Einsatz über dem Libanon. Israel geht seit langem davon aus, dass der Iran weiß, was damals mit Arad geschah.
Diese Angaben bestätigte auch Ex-Mossad-Chef Jatom: "Er (Asghari) hatte viele Jahre eine führende Rolle im Libanon als Kommandant der Revolutionswächter", sagte Jatom, der 1996-98 Mossad-Chef war, am Mittwoch im israelischen Rundfunk. Asghari wisse viel über das Schicksal von Arad, fügte er hinzu.
Auch im Irak aktiv
Aber nicht nur die Israelis haben Medienberichten zufolge ein Hühnchen mit Asghari zu rupfen. Der iranische General soll Anfang des Jahres an der Entführung und Ermordung von fünf amerikanischen Soldaten im Irak beteiligt gewesen sein.
Die US-Geheimdienste hätten sich nach dem Tod der US-Soldaten am 20. Jänner an die Fährte Asgharis geheftet, berichtete die türkische Zeitung "Vatan" unter Berufung auf israelische Quellen.
Asghari sei sich der Gefahr bewusst gewesen und habe sich vom Irak aus zuerst nach Syrien und anschließend in die Türkei abgesetzt. Dort sei er dann seinen Verfolgern in die Hände gefallen.
"Milliyet": Aus Iran geflüchtet
Vielleicht war aber auch alles ganz anders. Türkische Zeitungen berichten, möglicherweise habe sich der iranische General und frühere Vizeminister mit Hilfe westlicher Geheimdienste und eines falschen Passes von Istanbul aus in ein Drittland abgesetzt.
Asghari habe sich als Gegner des Regimes in Teheran entpuppt, meldete die Zeitung "Milliyet". Unbestätigten Berichten zufolge will Asghari zusammen mit seiner Familie in den USA leben.
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