Riesenbrücke über die Ostsee

Eine Brücke zwischen Dänemark und Deutschland über die Ostsee ist seit Jahrzehnten eine Vision.
Zwischen Deutschland und Dänemark herrscht ein Tauziehen um eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen zwischen den beiden Ländern.

Denn die seit Jahren geplante Brücke über den Fehmarnbelt - zwischen der schleswig-holsteinischen Ostsee-Insel Fehmarn und der dänischen Ostsee-Insel Lolland - ist die letzte feste Beltverbindung im skandinavischen Ostseeraum, die noch aussteht.

Schweden macht Druck
Ähnliche Prestigebauten gibt es zwischenzeitlich bereits zwischen Schweden und Dänemark. Zuletzt wurde im Sommer 2000 die Öresund-Brücke eingeweiht.

Politik und Wirtschaft in Dänemark und in Südschweden drängen seit langem auf eine feste Verbindung - d. h. eine Brücke oder einen Tunnel -, die die Entfernung zu den wichtigen Märkten in Westeuropa erheblich verkürzen würde.

In Verträgen zum Bau der Öresund-Brücke wurde die dänische Regierung verpflichtet, "auf eine Landverbindung über den Fehmarnbelt hinzuarbeiten, wenn sich eine solche Verbindung als wirtschaftlich und ökologisch verträglich erweisen sollte".

Der kürzeste Weg nach Westeuropa
Über den Fehmarnbelt führt mit rund 20 Kilometern der kürzeste Weg zwischen Skandinavien und dem kontinentalen Westeuropa.
Die Wasserstraße unterbricht die direkte Landverbindung zwischen dem Großraum Kopenhagen/Südschweden im Norden sowie der Region Hamburg/Lübeck im Süden.

Hier sind im Halbstundenrhythmus auf der "Vogelfluglinie" Fähren im Einsatz, die für eine Überfahrt jeweils 45 Minuten benötigen. Die geplante doppelstöckige Auto- und Eisenbahnbrücke soll die Verbindung beschleunigen. Der Bau würde rund 5,5 Milliarden Euro kosten - bei mindestens siebenjähriger Bauzeit.

Streit über Finanzierung
Über den Bau wird nun schon seit rund 16 Jahren diskutiert. 2005 wurde das Vorhaben in Deutschland auch in die Koalitionsverträge auf Landes- und Bundesebene aufgenommen. Zahlreiche Hindernisse und Zweifel blieben aber bis heute bestehen.

Die ungeklärte Finanzierung hatte bisher trotz zahlreicher Treffen eine positive Entscheidung verhindert.

Mautgebühren und EU-Mittel
Die geplante Eisenbahn- und Autobrücke und die Hinterlandanbindung sollen mit Mautgebühren und EU-Mitteln sowie Anteilen aller Partner finanziert werden.

Die Regierungen Schleswig-Holsteins und Dänemarks sowie die Wirtschaft in beiden Ländern unterstützen das Projekt.

Ökologische Bedenken
Naturschützer und ein Großteil der Bewohner Fehmarns lehnen eine feste Querung dagegen ab.
Hintergrund sind ökologische Bedenken und die Sorge, dass die Insel Urlauber verlieren könnte.

Eine Brücke würde nach Ansicht des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) etwa sechs bis zehn Millionen Zugvögel pro Jahr bei ihrem Flug erheblich beeinträchtigen. Der Fehmarnbelt habe eine Schlüsselfunktion im Zug arktischer Wasservögel.

Gewerkschaft mobilisiert
Außerdem befürchtet die Fährwirtschaft in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Einbußen.

Widerstand regt sich zudem von Seiten der Gewerkschaft Transnet. Sie bezeichnete das Bauprojekt zuletzt als "Jobkiller" und befürchtet im Falle eines Baus den Verlust von 2.000 Arbeitsplätzen bei Fährverkehr und Zulieferern. Zudem sei der Bau verkehrs- und umweltpolitisch überflüssig.

Dänemark soll mehr zahlen
Der deutsche Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte in der Vorwoche gemeinsam mit seinem dänischen Amtskollegen einen bisher letzten Anlauf genommen und ein mögliches Finanzierungspaket des 5,5 Milliarden Euro teuren Projekts vorgelegt.

Die Zustimmung Dänemarks ist jedoch offen, weil das kleine Land anscheinend einen größeren Kostenanteil als ursprünglich geplant übernehmen soll.

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