Trotz Vorladung sei er jedoch dort "nicht aufgetaucht", sagte der die Ermittlungen leitende Staatsanwalt in Aix-en-Provence, Bertrand Charpentier, am Mittwoch im Gespräch mit der APA.
Sachverständige warteten bereits
Stattdessen erhielt Charpentier am Montag einen Anruf von Elsners Anwalt mit der Auskunft, sein Mandant sei von seiner Villa in Mougin ins nahe Hospital von Saint-Laurent-du-Var nahe Nizza gefahren.
Der Staatsanwalt reagierte darauf umgehend und bat die in Marseille wartenden Sachverständigen - einen französischen und einen österreichischen Arzt - am nächsten Tag kurzerhand, nach Saint-Laurent zu fahren.
Unangenehme Überraschung
Auf dem Weg dorthin hätten die Ärzte bereits die bisherigen medizinischen Gutachten studiert und nach einer weiteren Untersuchung Dienstagvormittag in Saint-Laurent die Transportfähigkeit Elsners diagnostiziert.
Der 71-Jährige dürfte vom Auftauchen der Sachverständigen - insbesondere des österreichischen Arztes - überrascht worden sein, allerdings dann sehr wohl gewusst haben, mit wem er es zu tun hat, hieß es aus der Staatsanwaltschaft in Wien.
Polizisten holten Elsner ab
Nach der Untersuchung informierten die beiden Herzspezialisten dann umgehend den französischen Chefermittler. Er habe dann innerhalb von fünf Minuten die Polizei von Aix-en-Provence in Bewegung gesetzt, erklärte Charpentier.
Die Fahrzeit zwischen Aix und Saint-Laurent beträgt knapp zwei Stunden. Nach ihrer Ankunft nahmen die französischen Polizisten Elsner in Gewahrsam. Besonderen Widerstand habe Elsner seinen Informationen zufolge nicht geleistet, sagte Charpentier.
Alles bis ins Detail geplant
Nach der Festnahme wurde Elsner in einem Rettungsauto mit Polizeibegleitung zum Flughafen Marseille gebracht, wo seit Dienstagvormittag für alle Fälle ein Privatjet mit Ambulanzausstattung und österreichischen Exekutivbeamten wartete.
Die Details waren bereits bei einem vorbereitenden Treffen der Staatsanwälte beider Länder am 29. Jänner in Wien vereinbart worden. Auch Eurojust, die EU-Stelle für die Koordination der Zusammenarbeit der nationalen Ermittlungs- und Justizbehörden, spielte bei der Koordination eine wichtige Rolle.
Um 17.23 Uhr hob die Maschine in Marseille ab, um 18.57 Uhr war sie am General Aviation Airport des Flughafens Wien-Schwechat.
Medizinisch kaum akuter Handlungsbedarf
Und entgegen seinen eigenen Behauptungen war der Ex-BAWAG-Chef erwiesenermaßen transportfähig. Die genauen Details seiner Beschwerden kennen nur seine Ärzte.
Aber: "Es handelt sich offenbar um eine koronare Herzkrankheit, wie sie viele andere 70-Jährige haben", sagte ein Wiener Kardiologe am Mittwoch gegenüber der APA. Wahrscheinlich würde man den Untersuchungshäftling "konservativ", also ohne Eingriffe wie Ballondilatation oder Bypass-Operation, behandeln.
Koronararterie verengt
Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte Univ.-Prof. Heinz Weber, Kardiologe und Leiter der 1. Medizinischen Abteilung am Wiener Donauspital, via Nachrichtenmagazin "News" einen anonymisierten französischen Ärztebefund Elsners erhalten.
Darin war von einer 40-prozentigen Hauptstammstenose (Verengung des Hauptstamms der linken Koronararterie) die Rede gewesen. Weiters dürfte der Ex-Bankchef an einer Verengung eines vom Hauptstamm ableitenden Circumflexus (Ramus circumflexus) leiden.
Verengung nicht problematisch?
Am Mittwoch hieß es laut APA dazu in Wiener Kardiologenkreisen: "Eine 40-prozentige Verengung ist hämodynamisch nicht wirksam (den Blutfluss einschränkend, Anm.). Sie erzeugt keine Symptome." Als Behandlungsmöglichkeit käme hier eventuell eine Bypass-Operation in Frage.
Die würde man aber nicht durchführen, solange diese Verengung keine Beschwerden verursache. Üblicherweise wird operiert, wenn hier eine erheblich größere Verengung (z. B. 70 Prozent des Durchmessers) vorliege. Ein Kardiologe: "Das würde man aber bis dahin am ehesten in Ruhe lassen."
Möglichkeit einer Aufdehnung
Unter Belastung zu Symptomen führen kann hingegen leicht eine Circumflexus-Verengung. Hier bestünde die Möglichkeit einer Aufdehnung des verengten Gefäßes durch einen Katheter. Das ist ein Eingriff, der ohne größere Operation durch Einführen eines aufblasbaren Ballons in die Engstelle erfolgt.
Elsner wurde in Frankreich ganz sicher gut versorgt. Ein Wiener Spezialist: "In Frankreich gibt es hervorragende Kardiologen."
Verschlechterung möglich
Natürlich könnte seit den letzten eingehenden Untersuchungen des nunmehrigen U-Häftlings auch eine Verschlechterung eingetreten sein.
"Ich hatte einen Patienten, bei dem hat sich eine Koronarstenose binnen drei Monaten so verschlechtert, dass wir handeln mussten. Doch eine solche Verschlechterung würde man vor einer Operation etc. auf jeden Fall objektivieren müssen, um eine Indikation für einen Eingriff zu stellen", fügte der Kardiologe hinzu.
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