Die Öko-Vision eines Rennbootes

Das Rennboot - 24 Meter lang, sieben Meter breit - ist aus Karbon und Kevlar gebaut.
Es sieht aus wie ein aufgemotztes Speed-Boot und soll in Rekordzeit die Welt umrunden - und das mit einem sparsamen Biodieselmotor. Schneller als je ein Mensch zuvor will der Neuseeländer Pete Bethune mit seinem "Bio"-Rennboot "Earthrace" am 6. März von Barbados aus um die Welt fahren.

Das schräge Design, das an die Raumschiffe aus "Star Wars" erinnert, nennt sich "Wave Piercing" (Wellenbrechen) und soll nicht nur gut aussehen.

©Bild: Buddha Brideson / earthrace.net
©Bild: Buddha Brideson / earthrace.net
Hörner zum Kühlen der Motoren
Denn bei höherem Wellengang fährt das Boot mit dem nahezu auftriebslosen schlanken Rumpf nicht in Berg- und Talfahrt über die Wellen, sondern taucht wie ein Torpedo mitten hindurch.

Ein anderes Designmerkmal sind die Hörner am Heck des Bootes. Sie sollen die Motoren mit Luft versorgen, wenn das Boot die Wellen durchschneidet. An der oberen Spitze werden die heißen Auspuffgase ausgestoßen, unten wird Luft angesaugt.

Um zehn Tage schneller als Rekordhalter
Seit 1998 hält das britische Motorboot "Cable & Wireless" mit 75 Tagen den Rekord für die schnellste Weltumrundung. Bethune will zehn Tage schneller sein.

Mit dabei sind drei weitere Crew-Mitglieder, startklar ist Bethune aber noch nicht. "Uns fehlen im Moment noch etwa 200.000 Dollar", so Bethune kürzlich im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

Was die Sponsoren ängstigt
Seit 2002 arbeitet der heute 41-Jährige an dem riskanten und aufwendigen Projekt. Selber hat er 1,4 Millionen Dollar an Privatvermögen und Krediten investiert. Weitere 1,5 Millionen Dollar kamen von etlichen kleinen Sponsoren, wobei die meisten Firmen Bauteile für das Boot spendeten.

Warum sich internationale Sponsoren offenbar nicht darum reißen, ihr Logo auf einem Boot zu sehen, das in Rekordzeit um die Welt fährt, erklärt Bethune mit Galgenhumor: "Leider haben potenzielle Geldgeber eher die Sorge, dass ihr Name auf einem Boot steht, das mitten im Ozean versinkt."

©Bild: Pete Bethune / earthrace.net
©Bild: Pete Bethune / earthrace.net
Gefahren und Tücken auf der Route
Die Route entlang dem Äquator ist etwa 44.500 Kilometer lang und führt durch einige der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten, auch durch Panama- und Sueskanal - "da kann einiges passieren", so Bethune in dem "SZ"-Interview.

Gefährlich sind laut Bethune auch Container, die zu Tausenden auf den Ozeanen treiben. Nur wenige Zentimeter eines solchen Containers ragen über die Wasseroberfläche. Einem Zusammenstoß würde der Bootsrumpf nur mit sehr viel Glück standhalten.

Axt für äußersten Notfall
Besonders fürchtet der Pilot, dass das Boot kentert und die Crew unter Wasser gefangen ist. "Um zu entkommen, müssten wir ein Loch in den Rumpf schlagen" - für diesen Fall hängt eine Axt im Cockpit.

©Bild: oceanfilmboat.com / earthrace.net
©Bild: oceanfilmboat.com / earthrace.net
Nonstop mit 45 km/h
Bethune schildert den geplanten Ablauf seiner Mission so: "Wir fahren nonstop mit einem Tempo von 45 km/h und wechseln uns alle zwei Stunden am Steuer ab. Täglich sollte jeder sechs Stunden schlafen. Um Gewicht zu sparen, sind die Innenräume nicht gestrichen."

Da der Rumpf aus Karbon gebaut ist, ist im Boot alles tiefschwarz. "Ich hoffe, das wird nicht allzu deprimierend."

©Bild: John King / earthrace.net
©Bild: John King / earthrace.net
"Bis zu fünf Meter unter Wasser"
Das 24 Meter lange und sieben Meter breite Boot besteht neben Karbon aus Kevlar. Zwei je 540 PS starke Dieselaggregate können den Trimaran auf bis zu 90 km/h beschleunigen. Damit die Cockpitscheibe dem Wasserdruck beim Unterschneiden der Wellen standhält, ist sie aus 17 Millimeter dickem Spezialglas gefertigt.

Bethune schildert das riskante Unternehmen: "Zuerst rast man auf eine Wasserwand zu, dann taucht die Bugspitze ein und im nächsten Moment ist das Cockpit von schwarzem Wasser umgeben, bevor man wieder durch die Rückseite der Welle schießt. Teilweise waren wir bis zu fünf Meter unter Wasser."

Segler sind schneller
Stutzig macht, warum Segelboote so viel schneller als Motorboote sind. Ein Rekordvergleich: 2005 gelang dem Franzosen Bruno Peyron die schnellste Weltumsegelung - er schaffte die Strecke in 50 Tagen.

Warum ein Motorboot langsamer ist, erklärt Bethune mit dem schwächeren Konkurrenzdruck: "Unter Seglern ist dieser Rekord hart umkämpft. (...) Also müssen die Skipper ans Limit gehen." Bei Motorbooten sei man hingegen noch weit von den Grenzen des Möglichen entfernt.

Angst vor Tücken der Bürokratie
Bethune nennt außerdem eine ganze Latte an Schwierigkeiten, die das Projekt vor dem Ziel zu Fall bringen könnte.

"Während der Weltumrundung müssen wir zwölf Mal auftanken. Für jeden Stopp sind zwei Stunden eingeplant, allerdings müssen wir uns in jedem der Häfen beim Zoll anmelden - wenn irgendwo ein Beamter beschließt, uns ein paar Tage festzuhalten, kann das den Rekord kosten."

©Bild: Buddha Brideson / earthrace.net
©Bild: Buddha Brideson / earthrace.net
Für den guten Zweck
Bethune arbeitete viele Jahre als Ingenieur für Ölfirmen in der Nordsee und in Nordafrika. Jetzt will der überzeugte Ökologe auf Alternativen zu fossilen Brennstoffen aufmerksam machen.

"Bei der Weltumrundung verwende ich Biodiesel und will zeigen, dass es eine tatsächliche Alternative zu fossilen Brennstoffen gibt. Wenn man mit Biodiesel in Rekordzeit um die Welt fahren kann, kann man damit auch täglich zur Arbeit fahren."

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