Mohnhaupt sei friedlich geworden, sagen Beobachter. Statt linker Parolen über den bewaffneten Kampf schwingt die einstige Rädelsführerin nun einen Malpinsel.
1971 zur RAF
Mohnhaupt bewegte sich seit Schulzeiten im linken Spektrum. Nach dem Abitur 1967 studierte sie Philosophie in München, wurde dort zur Sympathisantin der RAF und lernte ihren späteren Ehemann und Kampfgenossen Rolf Heißler kennen.
Die Ehe mit dem Anhänger der linken Stadtguerilla "Tupamaro" hielt zwar nur zwei Jahre. Gleichwohl gewann Mohnhaupt, die sich 1971 der RAF anschloss und in den Untergrund ging, auch Heißler für den bewaffneten Kampf.
"Befehlsgewalt" übertragen
1972 wurde die RAF-Logistikerin erstmals gefasst und zu fünf Jahren Haft verurteilt. Im berüchtigten Gefängnis Stuttgart/Stammheim traf sie die RAF-Gründer Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe. Diese übertrugen ihr schriftlich für die Zeit nach ihrer Entlassung die "Befehlsgewalt".
Die zweite RAF-Generation
Am 8. Februar 1977 wieder in Freiheit, übernahm Mohnhaupt das Kommando über die zweite RAF-Generation. Bereits am 7. Mai war sie beteiligt an der Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback.
Im Juli feuerte sie fünf tödliche Schüsse auf den Dresdner-Bank-Sprecher Jürgen Ponto ab. Und sie galt als Rädelsführerin der Entführung und Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer im Oktober.
Die "Landshut"-Entführung
Zugleich planten sie und ihre Genossen die "Offensive '77": Mit der Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" am 13. Oktober durch ein Palästinenserkommando sollten die Stammheimer Gefangenen freigepresst werden.
Doch der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) hielt dem Druck stand. Die Eliteeinheit GSG-9 stürmte nach fünf Tagen die Maschine und tötete drei der vier Geiselnehmer. Wenige Stunden später begingen Baader, Ensslin und Raspe in Stammheim Selbstmord.
Der von der RAF entführte Schleyer wurde vermutlich noch am gleichen Tag mit drei Schüssen in den Hinterkopf ermordet.
Kritik aus eigenen Reihen: "Killer" statt "Genossen"
Die "Offensive '77", die den "revolutionären Kampf" vorantreiben sollte, wurde auch propagandistisch zum Desaster. Die Basis kritisierte im Szeneblatt "Pflasterstrand" mit Blick auf die Entführung des Flugzeugs voller unschuldiger Touristen, dass aus "Genossen" nun "Killer" geworden seien.
Die führenden Köpfe der "zweiten Generation", Mohnhaupt und Christian Klar, waren gescheitert.
Vier Jahre auf der Flucht
Nach einem gescheiterten Austausch und der Entlassung aus jugoslawischer Haft tauchten Mohnhaupt und Klar 1978 unter. Vier Jahre lang wurden sie per Großfahndung gesucht, bis sie im November 1982 schließlich verhaftet wurden.
Mohnhaupt wurde vor Gericht für die Morde an Buback, Ponto und Schleyer verantwortlich gemacht und zu einer der härtesten Strafen der deutschen Rechtsgeschichte verurteilt: Sie erhielt fünf Mal lebenslang plus 15 Jahre Haft.
RAF vollzog Bruch mit Mohnhaupt und Klar
Aus dem Gefängnis heraus versuchte sie erst noch Einfluss zu nehmen auf die Strategie ihrer Nachfolger. "Sinn und Inhalt unserer Politik" seien Teil ihres Lebens, "eine untrennbar zusammengewachsene existenzielle Einheit", schrieb sie 1993.
Doch die einstigen Kampfgefährten lehnten ihren Anspruch auf die RAF ab. In einem Brief, der im November 1993 bei der Nachrichtenagentur AFP einging, vollzogen sie den Bruch mit Mohnhaupt und Klar.
Jürgen Oeder, AFP
Link:
- RAF (Wikipedia)