So erhebt die Sachwalterin von zwei der drei Mädchen, Margreth Tews, schwere Vorwürfe gegen die zuständige Bezirkshauptmannschaft (BH) Urfahr-Umgebung: Diese habe die Situation absolut falsch eingeschätzt, nun werde vieles einfach "heruntergespielt".
Beamte von Mutter "eingeschüchtert"
Das Jugendamt hätte bereits 2001 einschreiten müssen, als die Mutter erstmals ein Krankenhaus aufsuchte, so die Sachwalterin. Das Jugendamt dürfte allerdings zwischen den Stühlen gesessen sein - mehrmals wollte es bei der Familie nachschauen, wurde jedoch nicht eingelassen.
Die Mutter, eine Juristin, verweigerte den Beamten in Kenntnis der Rechtslage den Zutritt und hat sie laut Tews "eingeschüchtert". Schließlich hätten die Beamten "aufgegeben", vermutete am Samstag die mit dem Fall betraute Familienpsychologin Waltraud Kubelka-Chimani.
Unauffällig bei Vorladungen?
Auch das zuständige Pflegschaftsgericht musste sich Kritik wegen Untätigkeit gefallen lassen. Die Mutter war dort neun Mal vorgeladen. Laut der BH gelang es ihr dort aber, den Eindruck zu erwecken, alles wäre in Ordnung - mehr dazu in ooe.ORF.at.
Der zuständige BH-Jurist beteuert, man hätte bei "Gefahr im Verzug" sofort gehandelt. Laut einem Bericht der Zeitung "Österreich" gab es während der ganzen Zeit auch mehrere Anzeigen - doch tätig sei die BH erst geworden, als ihr selbst Konsequenzen drohten.
Kinder daheim unterrichtet
Erst als ein Nachbar dem Bezirkshauptmann mit einer Amtshaftungsklage - damit wäre er persönlich für die Versäumnisse verantwortlich gemacht worden - gedroht habe, hätten sich die Ereignisse überschlagen, so der Bericht. Am 25. Oktober 2005 seien die Töchter befreit worden.
Eine Schule, in der die Vorgänge auffallen hätten können, gab es nicht: Einem Antrag der Frau, ihre Kinder daheim unterrichten zu dürfen, wurde stattgegeben - woran angeblich auch ein im Landesschulrat tätiger Ex-Studienkollege der Frau beteiligt war.
Vater "ohne Unterstützung"?
Laut der Sachwalterin hatte der Vater der Kinder alles Menschenmögliche versucht, seine Töchter zu besuchen. Ihm sei jedoch keinerlei Unterstützung durch das Jugendamt zuteil geworden. Ihre Bestellung erfolgte allerdings im unmittelbaren Einflussbereich des Vaters.
Tews wurde vom Bezirksgericht Urfahr-Umgebung beauftragt. Der Vater der Kinder ist Richter am Oberlandesgericht Linz. Dass der Fall in Oberösterreich entschieden wurde, lässt die Frage nach der Befangenheit auftauchen.
Politik fordert Aufklärung
Tews ist zudem die Ehefrau von Anwalt Günter Tews, der sich vor der Insolvenz seiner Kanzlei als "Väter-Anwalt" einen Namen gemacht hatte. Er veranstaltete laut dem österreichischen Anwaltsblatt auch Rechtsseminare, bei denen der Vater der Kinder Vortragender war.
Der Fall dürfte jedenfalls noch weitere Kreise ziehen: In Oberösterreich verlangten am Wochenende Vertreter von Grünen, FPÖ und SPÖ Aufklärung über das Handeln der Behörden - mehr dazu in ooe.ORF.at.
Berger: Über "Sicherheitsnetze" nachdenken
Justizministerin Maria Berger (SPÖ) will Experten beauftragen, sich über weitere "Sicherheitsnetze" Gedanken zu machen, die im Fall von strittigen Scheidungen in Kraft treten.
"Dazu zählt auch der Vorschlag, Scheidungskindern Beistände bzw. Paten zur Seite zu stellen, bis die Eltern die Trennungskrise verarbeitet haben", sagte Berger gegenüber der Tageszeitung "Kurier" (Montag-Ausgabe). An vier Bezirksgerichten läuft zurzeit ein entsprechender Modellversuch. An eine Ausweitung, so Berger, sei auf jeden Fall gedacht.
Die Justizministerin kündigte zudem an, dass man alle Vorwürfe gegen zuständige staatliche Stellen genau prüfen werde.
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