Vereinbarung der Hoteliers

Kitzbühel wehrt sich gegen "Russen-Ansturm".
Während einige österreichische Tourismusorte ganz auf russische Wintergäste eingestellt sind, gehen andere Orte auf Distanz. Nicht mehr als zehn Prozent Russen, so lautet eine interne Vereinbarung in den meisten Hotels in Kitzbühel.

Kitzbühel zieht offenbar mehr Russen an, als die örtliche Hotellerie haben will. Übersteigt der Anteil der Russen in den Hotels zehn Prozent, dann heiße es Njet, sagte Kitzbühels Tourismusdirektorin Renate Danler.

"Sind schon so belegt"
Es gebe sehr viele russische Reiseveranstalter, die gerne ihre Gäste nach Kitzbühel schicken würden. "Wir sind aber durch unsere internationalen Reiseveranstalter schon so belegt, dass hier nur eine beschränkte Aufnahme möglich ist", so Danler.

Von Mayrhofen bis Saalbach
Von den 143 Millionen Einwohnern Russlands kann sich heute schon etwa ein Drittel eine Auslandsreise leisten.

Vom russischen Wirtschaftsboom und der wachsenden urbanen Mittelschicht profitieren vor allem Mayrhofen im Zillertal, Sölden, Ischgl und eben Kitzbühel in Tirol sowie Zell am See, Kaprun, Saalbach und das Gasteiner Tal in Salzburg. Dennoch bleibt die Großstadt Wien auch im Winter die Nummer eins der russischen "Urlaubshochburgen" - mehr dazu in wien.ORF.at.

Stammgäste bleiben aus
Jenseits des Hoffnungsmarktes gibt es auch noch eine andere, schwierigere Seite des Russen-Tourismus, über die die Verantwortlichen und die Hotelchefs nicht so gerne sprechen.

Träten die Russen zu zahlreich auf, dann blieben die bisherigen Stammgäste manchmal weg, heißt es etwa im Schweizer Nobelskiort St. Moritz.

Kitzbühel gegen "gewisses Machtverhältnis"
Keine Nation solle Überhand nehmen, so die Kitzbühler Hotelvereinigung, in der immerhin 16 der 20 Vier- und Fünfsternhoteliers sitzen.

"Wir haben von St. Moritz gelernt", so der Leiter der Hotelvereinigung, Rupert Mayr-Reisch vom Sporthotel Mayr-Reisch. Es entstehe ein gewisses Machtverhältnis, wenn eine Nation Überhand nehme. "Es ist angenehmer, wenn von einer Nation nicht so viele Leute im Haus sind."

Russische Gäste seien in Kitz willkommen, solange es Platz für sie gebe. "Russen-Hochburg" wolle man jedenfalls keine werden - mehr dazu in tirol.ORF.at.

Gieringer-Fabi: Russen "relativ weit hinten"
Die Absprache der Hoteliers wurde von der neuen Geschäftsführerin des Kitzbüheler Tourismusverbands, Alexandria Gieringer-Fabi, nicht bestätigt. "Von insgesamt 333.000 Übernachtungen von Touristen machen die russischen Gäste 10.400 aus. Sie sind also 'relativ weit hinten' in der Gästestatistik." Man lege Wert auf eine internationale Varietät und freue sich über jeden Gast.

Beliebt bei Russen und Ukrainern
"Österreich ist mit Abstand das beliebteste Wintersportland der Russen und Ukrainer", so Emanuel Lehner, Leiter der Österreich Werbung Moskau, in einer Mitteilung Ende Dezember.

Auffallend sei, dass nun verstärkt Gäste nicht nur aus der Hauptstadt Moskau, sondern auch aus St. Petersburg, Jekaterinburg, Samara, Nowosibirsk und Rostow am Don nach Österreich reisen, so Lehner.

Rasanter Anstieg an Nächtigungen
Schon im Jänner 2006 tummelten sich fast 30.000 Russen und 5.000 Ukrainer auf Österreichs Skipisten, was einem Plus von 20 Prozent bei den Nächtigungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei russischen Gästen entsprach.

Auch im November und Dezember 2006 war laut Tirol Werbung ein deutlicher Zuwachs von russischen Gästen im Bundesland zu verzeichnen. Die Zahlen für Jänner, den erfahrungsgemäß stärksten Reisemonat der Russen, würden erst in drei Wochen vorliegen. Ein "harmonischer Gäste- und Nationen-Mix" sei für den Erfolg eines Betriebes wichtig, hieß es.

Italien streckt Fühler aus
Doch im Kampf um die Touristen aus Russland und der Ukraine steigt nun der Konkurrenzdruck. Vor allem Italien hat in den letzten Saisonen stark aufgeholt.

Auch einigermaßen exotische Skidestinationen wie Bulgarien und Andorra sind große Renner auf dem russischen Winterreisemarkt.

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