"Die ÖBB haben sich besser entwickelt, als ihr Ruf glauben macht. Dass ich noch ein paar Monate bleibe, ist der vernünftigere Weg", betonte er.
Nachfolge offen
Wer Reithofer als ÖBB-Aufsichtsratschef nachfolgen wird, ist noch nicht entschieden, erklärte eine Sprecherin von Verkehrsminister Werner Faymann (SPÖ) am Freitagabend auf APA-Anfrage.
Die Hauptversammlung der ÖBB-Holding werde Mitte bis Ende Mai stattfinden, bestätigte sie. Der genaue Termin werde aber erst fixiert. Am Nachmittag hatte es nach einem Gespräch mit Faymann noch geheißen, Reithofer bleibe vorerst im Amt.
Ablöse erwartet
Schon seit dem Regulierungswechsel im Jänner hielt man in der Branche eine Ablöse Reithofers bei den ÖBB für so gut wie fix. Der arrivierte Manager, der gleichzeitig Vorstandschef des Ziegelkonzerns Wienerberger ist, gilt als Vertrauter des früheren Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel (ÖVP).
Reithofer versicherte aber in der "Presse" und in einem Interview mit dem Ö1-"Journal um fünf" am Freitag, dass sein Rücktritt mit dem Regierungswechsel nichts zu tun habe. Mit Verkehrsminister Faymann gebe es fast überall Konsens, sei es über die weiteren Reformschritte bei den ÖBB oder über seinen Nachfolger im Aufsichtsrat.
Pöchhacker als Favorit
Als oberster Bahn-Kontrollor soll ihm laut Medienberichten der jahrzehntelange Chef des Baukonzerns Porr, Horst Pöchhacker, nachfolgen. Pöchhacker soll demnach im Zuge dessen seine Funktion bei der Porr zurückgelegen.
Der heimische Bauriese gilt als einer der größten Auftragnehmer der ÖBB. Auch der seit Ende 2004 amtierende ÖBB-Holding-Vorstand Martin Huber war zuvor im Vorstand der Porr gesessen.
"Ich kann so nicht arbeiten"
Den politischen Einfluss bei den ÖBB, den er in der Vergangenheit oft lautstark kritisiert hatte, bezeichnete Reithofer am Freitag als "nicht so problematisch". Viel problematischer sei "die Tatsache, dass die Bundesbahnen im Blickpunkt des öffentlichen Interesses stehen". "Da werden immer wieder unternehmensinterne Entscheidungen von Oppositionspolitikern in den Medien diskutiert. Ich kann so nicht arbeiten", beklagte er in der "Presse".
Mit seinem Rücktritt sei er jedenfalls nicht einer Ablöse durch Faymann zuvorgekommen, so Reithofer.
Rücktritt länger geplant
Demnach habe er sich schon seit einem dreiviertel Jahr mit dem Gedanken getragen, den Aufsichtsratsvorsitz zurückzulegen.
Damals sei die ÖBB-Reform auf Schiene gewesen und der richtige Zeitpunkt für ein Ausscheiden gewesen, doch dann sei der Wahlkampf dazwischengekommen, so Reithofer. Er schloss jedenfalls nicht aus, auch in Zukunft wieder einen vergleichbaren Job in einem Staatsbetrieb anzunehmen.
Im Mai 2004 bestellt
Reithofer, der wegen Multipler Sklerose im Rollstuhl sitzt, war im März 2004 vom damaligen Verkehrsminister Hubert Gorbach (BZÖ) zum ÖBB-Aufsichtsratschef berufen worden. Der heute 58-jährige Generaldirektor des internationalen Ziegelkonzerns Wienerberger folgte damals auf Drängen der ÖVP dem von Gorbachs Vorgängerin Monika Forstinger (FPÖ) entsandten Generaldirektor von Opel Austria, Franz Rottmeyer, nach.
Unter Reithofers Aufsichtsratsvorsitz waren die ÖBB unter dem Dach einer Holding in vier operative Aktiengesellschaften für Personenverkehr, Güterverkehr, Infrastruktur Bau und Infrastruktur Betrieb geteilt worden. Sein derzeitiger Vertrag als Wienerberger-Generaldirektor läuft noch bis 2011.
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