Juristisch nicht verantwortlich
Lugner betonte, dass er nicht einmal der juristische Hausherr der Lugner City sei und demnach gar nicht verantwortlich gemacht werden könne. Er würde lediglich im Namen einer Stiftung, der die Lugner City gehört, Mietverträge aushandeln.
"Persönlich bin ich gar nix", sagte der Baumeister. Zudem würde selbst das Kirchenrecht nur für Ärzte, "Engelmacherinnen" und Männer, die ihre Ehefrauen zum Schwangerschaftsabbruch drängen, die Exkommunikation vorsehen.
"Müsste auch für Häupl und Gusenbauer gelten"
Lugner bekräftigte, dass in dem Zentrum nur innerhalb der in Österreich gesetzlich geltenden Frist Abtreibungen durchgeführt würden und sich die Einrichtung daher klar an die juristischen Bestimmungen halte.
Würde er auf Grund der Abtreibungsklinik exkommuniziert werden, so Lugner, müssten auch der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) mit dem Kirchenbann belegt werden, da sowohl in Krankenanstalten des Landes als auch des Bundes Abtreibungen durchgeführt werden.
"Bekennender Katholik"
Er selbst sei bekennender Katholik, und seine Tochter besuche eine katholische Privatschule. "Es kann ja nicht sein, dass sie sich jetzt schief von der Direktorin anschauen lassen muss, weil man ihren Vater exkommuniziert hat", sagte Lugner. Der Bischof solle mit seinen Aussagen "vorsichtiger sein". "Die Kirche soll sich überhaupt lieber darüber Gedanken machen, dass sie unschuldige Frauen verbrannt hat", meinte Lugner.
Laun verweist auf Katechismus
Der Salzburger Weihbischof berief sich bei seinen Ausführungen auf den Katechismus. "Die formelle Mitwirkung an einer Abtreibung ist ein schweres Vergehen", erklärte er: "Die Kirche ahndet dieses Vergehen gegen das menschliche Leben mit der Kirchenstrafe der Exkommunikation. Da Lugner durch die Zulassung von Abtreibungen in seinem Einkaufszentrum an der Abtreibung 'mitwirkt', ist er von der Bestimmung betroffen und ist exkommuniziert."
Betrifft alle, "die positiv mitgewirkt haben"
Laun sagte, dass sich ein Katholik, der Abtreibungen in irgendeiner Form unterstütze, selbst aus der Kirche ausschließe.
Das betreffe jeden, der "vorsätzlich einen Menschen getötet oder eine vollendete Abtreibung vorgenommen hat, sowie alle, die positiv daran mitgewirkt haben", zitierte er aus dem Kirchenrecht.
Experte widerspricht Laun
Der renommierte Wiener Kirchenrechtler Bruno Primetshofer wies die Aussage Launs zur angeblichen Exkommunikation entschieden zurück. "Das trifft nicht zu", stellte er klar.
Die Exkommunikation betreffe lediglich denjenigen, der aktiv eine Abtreibung vorgenommen habe, und die Frau, die diese vornehmen lasse. "Der Lugner ist in keinem Fall betroffen davon", so Primetshofer. Der Katechismus, auf den sich Laun schließlich berufen hatte, sei "irrelevant", da er kein Gesetzbuch darstelle.
Schönborn-Pressesprecher geht auf Distanz
Auch der Pressesprecher von Kardinal Christoph Schönborn, Erich Leitenberger, ging auf Distanz zu Laun: Dessen Aussagen wertete er als "kontraproduktiv". Ohne Laun namentlich zu nennen, warnt er davor, das Engagement gegen die Abtreibung "der Lächerlichkeit preiszugeben". "Akademische Diskussionen über Exkommunikation helfen sicher nicht, einem einzigen Kind das Leben zu retten", so Leitenberger.
Zentrum erst am Donnerstag eröffnet
Stein des Anstoßes ist eine neue sexualmedizinische Einrichtung in der Lugner City, in der auch Schwangerschaftsabbrüche angeboten werden. Die Eröffnung am Donnerstag rief katholische Abtreibungsgegner auf den Plan.
"Abtreibungen im Einkaufszentrum" seien nicht hinnehmbar, meinten diese bei einer Kundgebung. Gegendemonstranten sahen das anders: "Hätte Maria abgetrieben, wär' uns das erspart geblieben", so deren Slogan.
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