"Calderon ist nicht nur ein Dieb, er ist ein Mörder, weil er will, dass wir verhungern", sagte die Demonstrantin Elvira Acevedo. An dem Protestzug nahm auch Calderons linker Gegenkandidat bei der vergangenen Präsidentschaftswahl, Andres Manuel Lopez Obrador, teil.
Grundnahrungsmittel der Armen
Die Maismehlfladen sind ein Grundnahrungsmittel in dem lateinamerikanischen Land. Besonders in armen Haushalten gehören sie zu fast jeder Mahlzeit. Vor allem diese Bevölkerungsschicht trifft die Verdreifachung der Preise auf 15 Peso (ein Euro) pro Kilo in den vergangenen Wochen.
"Frage von Leben und Tod"
"Für viele Mexikaner ist die Tortilla eine Frage von Leben und Tod", schrieb dieser Tage der Publizist Manuel Janregui in der Tageszeitung "Reforma". "Das Land muss sich denen zuwenden, die der Fortschritt nicht erreicht hat, ohne die wirtschaftlichen Regeln zu verletzen."
Jeden Tag essen die 104 Millionen Mexikaner mehr als 300 Millionen Tortillas.
Biosprit für US-Markt schuld
Grund für die drastischen Preiserhöhungen ist die wachsende Nachfrage nach Biosprit in den USA, der auch aus Mais gewonnen wird. Deshalb stiegen die Maispreise auf dem Weltmarkt.
Die Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums sprechen für sich: Vor sechs Jahren gab es in den USA gut 50 Ethanolproduzenten mit einer Jahresproduktion von weniger als acht Milliarden Liter. Inzwischen erzeugen über 100 Firmen mehr als 18 Milliarden Liter.
Derzeit sind 70 Fabriken mit einer Kapazität von zusätzlich acht Milliarden Liter im Bau. Inzwischen fließen bereits 20 Prozent der US-Maisernte in die Ethanolgewinnung. Im Jahr 2000 waren es sechs Prozent.
Abkommen brachte nichts
Ein Abkommen der mexikanischen Regierung mit großen Einzelhändlern verschaffte Medienberichten zufolge kaum Entlastung. Nun soll die Produktion in Mexiko angekurbelt werden.
Die Nationale Maiskammer forderte kürzlich sogar, dass die Regierung eine strategische Notreserve an Industriemais anlegen solle, um von dem Auf und Ab der Weltmarktpreise unabhängiger zu werden. Auch solle die Kette Maiz-Tortilla unter die Aufsicht des Staates gestellt werden, um dem Zwischenhandel auf die Finger zu sehen.
Panikkäufe in der Landwirtschaft
Mexiko erzeugt derzeit in zwei Ernten 20 Millionen Tonnen Mais pro Jahr, davon sind 1,3 Millionen gelber und der Rest weißer Mais. Vor allem die Produktion des weißen Maises ist ausreichend für den Konsum in Mexiko.
Aber, so das Wirtschaftsblatt "El Financiero", der Mais werde auch in großen Mengen zu Tierfutter, vor allem für Hühner, verarbeitet. Angesichts der rasant gestiegenen Weltmarktpreise sei es zu Panikkäufen in der Landwirtschaft gekommen.
Ministerin in Wien: Keine Krise
Mexikos Außenministerin Patricia Espinosa bezog am Donnerstag in Wien Stellung zur Tortilla-Krise in ihrem Heimatland. Es sei "mit Sicherheit eine ernst zu nehmende und problematische Situation, die keiner erwartet hat", sagte Espinosa zu den heftigen Anti-Regierungsprotesten.
Von einer "nationalen Krise" wolle sie aber nicht sprechen, betonte Espinosa nach ihrem Treffen mit Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP).
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