Erst am Freitag gelangte ein weiteres umstrittenes Foto an die Öffentlichkeit. Es zeigt Strache mit drei erhobenen Fingern. Der FPÖ-Chef kann sich "nicht erinnern", was er damit gemeint haben könnte, und spricht von einer möglichen Bierbestellung. Das Zeichen ist als Neonazi-Gruß bekannt.
Rechtsextremes Lager aufgebracht
Das Auftauchen der Fotos hat offenbar mit einem Streit zwischen FPÖ und Rechtsextremen zu tun. So trug FPÖ-EU-Abgeordneter Andreas Mölzer im Herbst einen Konflikt mit Gerd Honsik, dem in den 90er Jahren nach seiner Verurteilung nach dem Verbotsgesetz nach Spanien geflohenen Aktivisten, und anderen Proponenten des rechtsextremen Lagers aus.
"Idiot" Küssel
Ein zweiter Grund: Lutz Weinzinger, oberösterreichischer Landesparteiobmann der FPÖ, hatte den Chef der in den 90er Jahren verbotenen Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition (VAPO), Gottfried Küssel, in einem Interview einen "Idioten" genannt.
Hintergrund war die Teilnahme Küssels an einer Burschenschafter-Veranstaltung im August 2006 in Braunau, deren Organisator Weinzinger war.
Küssels Ehrenhaftigkeit "nicht angetastet"
Am 4. Oktober folgte laut der Tageszeitung "Oberösterreichische Nachrichten" eine Ehrenerklärung Weinzingers per eingeschriebenen Brief, laut der er "nicht die persönliche Ehrenhaftigkeit von Herrn Gottfried Küssel antasten", sondern lediglich dessen politisches Verhalten einer scharfen Beurteilung unterziehen habe wollen.
Streit um Gedenken am Zentralfriedhof
Ein dritter Grund: Auch um das Grab des ehemaligen NS-Fliegeroffiziers Walter Nowotny und das alljährlich abgehaltene Gedenken am Wiener Zentralfriedhof soll es zu Streitigkeiten zwischen der FPÖ und der rechtsextremen Szene gekommen sein, berichten Insider.
Mölzers "Grenzstreit"
Hintergrund des Konflikts zwischen Mölzer und Honsik - der wohl ideologisch schwerwiegendste Punkt - waren einerseits Verhandlungen mit der nationalkatholischen Liga polnischer Familien für die Gründung eines Bündnisses im EU-Parlament von rechtsextremen, rechtspopulistischen und ultranationalistischen Parteien.
Honsik sah darin eine Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze zwischen Deutschland und Polen. In der Zusammenarbeit mit Italiens Neofaschistin Alessandra Mussolini, der Enkelin des faschistischen Diktators Benito Mussolini, sahen Honsik und andere Rechtsextremisten wiederum die Anerkennung der Brenner-Grenze.
"Die trojanischen Pferde der Haider-Bande"
"Abschied von Andreas Mölzer! Anerkennung von Brenner-Grenze und Oder-Neiße! Er verspottet das Völkerrecht! Nulltoleranz für die Trojanischen Pferde der Haider-Bande in der FPÖ! Der Vielschwätzer in Straches Rücken sollte schleunigst entsorgt werden", schrieb Honsik auf seiner Homepage Ende des Vorjahres.
Mölzer: "Historisches Unrecht"
Mölzer antwortete umgehend im Editorial des von ihm mit herausgegebenen Wochenmagazins "Zur Zeit":
"Bekanntlich hatte der Autor dieser Zeilen, um die Verhandlungen mit den überaus schwierigen polnischen Familien-Legisten nicht scheitern zu lassen (...), eine Erklärung abgegeben, wonach an bestehenden Grenzen im gegenwärtigen Europa, wie etwa der Oder-Neiße-Linie, gegenwärtig nicht zu rütteln sei. Dies gleichzeitig natürlich unter Betonung der historischen Tragödien, des historischen Unrechts, das die Vertreibung der Ostdeutschen bedeutet."
"Doch nicht genug, nun reagierte der Narrensaum: Ein als Frührentner in Spanien domizilierender ehemaliger Nachtportier diagnostizierte messerscharf, daß der 'Verzichtspolitiker Mölzer' das 'trojanische Pferd der Haider-Truppe' in der Strache-FPÖ sei", so der EU-Abgeordnete weiter.
Mölzers "Verrat"
Die "Gesinnungsgemeinschaft Oberösterreich" warf Mölzer in einem offenen Brief, der über eine deutsche rechtsextreme Internet-Plattform verbreitet wurde, "Verrat" vor.
Auch Helmut Müller kritisierte im laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes(DÖW) rechtsextremen "Eckart" (Jänner-Ausgabe), dem Organ der Österreichischen Landsmannschaft, das Ausmaß, in dem man der polnischen Familienliga bezüglich der Oder-Neiße-Grenze entgegengekommen sei, obwohl diese letztlich dem Bündnis nicht beitrat.
Kritik übte Müller an der Mitgliedschaft der Großrumänienpartei, die er "rumänische Reaktionäre" nannte. Bei der Fraktion handle es sich generell um einen "übereilten 'rechten' Zusammenschluss".
Die Enttäuschung der Rechtsextremen
Heribert Schiedel vom DÖW sprach gegenüber dem Ö1-Mittagjournal am Freitag von einer grundsätzlichen Enttäuschung der Neonazis von den Freiheitlichen.
Die Aussagen der FPÖ im Wahlkampf hätten sie glauben lassen, dass es sich quasi um "ihre" Partei handle, es gab auch Wahlaufrufe aus der Neonazi-Szene für die FPÖ - mehr dazu in oe1.ORF.at.
Link: