"Ersatzgeste" für den Hitlergruß

Die heimischen Neonazis schauten den "Kühnengruß" den Deutschen in den 80er Jahren ab.
Der "Widerstands-" oder "Kühnengruß" ist eine Abwandlung des Hitlergrußes. Es wird der rechte Arm gestreckt und der Daumen, der Zeigefinger und der Mittelfinger abgespreizt. Die anderen Finger bleiben abgewinkelt.

Mit dem damit symbolisierten "W" drückten deutsche Neonazi-Gruppen in den siebziger Jahren ihren Widerstand gegen die Ostpolitik des damaligen Kanzlers Willy Brandt aus. Die Geste wurde aber sehr wohl als bewusste Abwandlung des verbotenen Hitlergrußes verwendet.

In Deutschland verboten
In Deutschland wurde der Gruß aus diesem Grund verboten. In Österreich ist er hingegen laut Innenministerium nach der derzeitigen Rechtsprechung nicht strafbar, da er nicht als Symbol des Nationalsozialismus angesehen wird.

Die Bezeichnung "Kühnengruß" geht auf den ehemaligen, in den 90er Jahren gestorbenen deutschen Neonazi-Führer Michael Kühnen zurück. Kühnen, der als führender Kopf der deutschen Neonazi-Szene in den 70er Jahren gilt, verstand es, die Medien zu benutzen, um immer wieder Öffentlichkeit für seine Politik zu bekommen.

Netze ins Ausland aufgebaut
Es gelang Kühnen, sowohl eine getreue Gefolgschaft als auch Kontakte zu fast allen neonazistischen Gruppierungen und Parteien im In- und Ausland aufzubauen. Er wurde zwei Mal einschlägig verurteilt. Insgesamt verbrachte Kühnen siebeneinhalb seiner 18 Jahre dauernden Aktivität in der Neonazi-Szene im Gefängnis.

Auch in Österreich verbreitet
In Österreich wurde der "Kühnengruß" von Neonazigruppen, die Anfang der 80er Jahre eng mit der deutschen Szene zusammenarbeiteten, übernommen, so auch von der Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition (VAPO).

Die vom österreichischen Neonazi Gottfried Küssel 1986 gegründete Gruppe galt als eine der radikalsten und einflussreichsten Neonazigruppierungen in Österreich. Küssel wurde 1993 zu zehn Jahren Haft wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt.

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