Bundeskanzler
![]() |
©Bild: APA |
Alfred Gusenbauer (46) hat sich seinen erstmals im Sandkisten-Alter geäußerten Wunsch erfüllt und wird wie sein viel beschworenes Vorbild Bruno Kreisky Bundeskanzler.
Dass es mit der großen Karriere etwas wird, war nicht unbedingt vorgezeichnet. Gusenbauer, geboren am 8. Februar 1960, stammt aus kleinen Verhältnissen, einer Arbeiterfamilie aus Ybbs an der Donau, wie er gerade in Wahlkampfzeiten immer wieder gerne betonte. Mit Ehrgeiz und Fleiß schaffte es Gusenbauer, der sich als Kind unter anderem mit Ministrieren ein Taschengeld verdiente, trotzdem an die Uni. Dass es ihm beruflich nie schlecht ging, dafür sorgte die Partei, in der er sich flott hocharbeitete.
1984 bis 1990 legte er als Vorsitzender der Sozialistischen Jugend die Basis für seine spätere Karriere, auch international, schaffte er es doch zum Vizepräsidenten der Sozialistischen Internationale. Das berufliche Standbein bildete daneben die SPÖ-dominierte Arbeiterkammer Niederösterreich, für die der Doktor der Politikwissenschaft lange Jahre tätig war. 1991 wurde Gusenbauer dann ein Bundesratsmandat zuteil, 1993 macht man ihm mit gerade einmal 33 einen Sitz im Nationalrat frei, der ihm auch bis zum Regierungseintritt blieb.
Ab 1999 ging es schnell, Landesgeschäftsführer in Niederösterreich, 2000 schon Bundesgeschäftsführer und wenige Wochen später, exakt am 29. April 2000, wird er SPÖ-Chef. Den Posten bekam er freilich nur, weil sich der Liebling der Linken, Ex-Innenminister Caspar Einem, und jener der Rechten, Karl Schlögl, neutralisierten, ein klassischer Kompromisskandidat also, dem viele kein langes Leben an der Parteispitze prophezeiten.
Umstritten ist Gusenbauer in den eigenen Reihen ob seiner Sturheit. Er gilt in vielen Feldern als beratungsresistent, kritische Köpfe schart er angeblich nur ungern um sich. Am liebsten vertraut er auf Freunde aus Jugendtagen, Bundesgeschäftsführerin Doris Bures ist hiefür nur ein Beispiel. Privat ist Spanien-Liebhaber Gusenbauer seit Jahren mit der Übersetzerin Eva Steiner liiert. Der Beziehung entstammt Tochter Selina.
Doris Bures
Ressort: Frauenangelegenheiten (im Bundeskanzleramt)
![]() |
©Bild: APA |
Doris Bures' Treue hat sich gelohnt. Die langjährige Weggefährtin Gusenbauers folgt ihrem Mentor nun auch in die Regierung. An der Seite des Chefs darf sich Bures (44) im Kanzleramt um die Frauenagenden kümmern. Dass sie das mit der ihr eigenen Resolutheit tun wird, ist absehbar.
Kämpfen musste die am 3. August 1962 in Wien geborene Bures schon früh. Sie war eines von sechs Kindern einer allein erziehenden Mutter. Bures machte den Pflichtschulabschluss und wurde dann Zahnarztassistentin. Die Karriere begann in der Anti-AKW-Bewegung, von wo es sie in die Partei führte. Privat ist Bures mit dem früheren Rathaus-Pressesprecher Wolfgang Jansky liiert. Die beiden haben eine erwachsene Tochter. Als ihr einziges Hobby neben der Arbeit ist Jogging bekannt.
Norbert Darabos
Ressort: Verteidigung
![]() |
©Bild: APA |
Mit Norbert Darabos (42) wird erstmals ein Zivildiener Verteidigungsminister. Der sanftmütig wirkende Burgenländer hat sich mit seinen erfolgreichen Wahlkämpfen für Bundespräsident Heinz Fischer und Neo-Bundeskanzler Gusenbauer einen Namen als roter Meisterstratege geschaffen. Gedankt wird ihm das nun nicht mit seinem Wunschjob als Innenminister, sondern mit der wenig reizvollen Aufgabe, den Eurofighter billig zu machen.
Der Burgenland-Kroate galt in seinem Heimatbundesland schon lange als große Zukunftshoffnung. Sein Meisterstück lieferte der damalige Landesgeschäftsführer, als er der SPÖ im Jahr 2000 trotz Bank-Burgenland-Skandals den Landeshauptmann-Sessel rettete.
Gerade einmal 23 war Darabos, als er in der Kaderschmiede der burgenländischen SPÖ, dem örtlichen Renner-Institut, zum Chef avancierte. Landeshauptmann Karl Stix, sein größter Förderer und ein väterlicher Freund, holte ihn als Büroleiter, von wo aus er zum Landesgeschäftsführer und später eben zum Bundesgeschäftsführer weiter auf der Karriereleiter hochkletterte.
Die eigentliche Liebe des passionierten Tischtennis- und Fußballspielers gilt freilich weiter dem Burgenland. Frau Irene und die beiden Kinder - Sohn Ralph und Tochter Hannah, jeweils im Teenager-Alter - leben unverändert dort - mehr dazu in burgenland.ORF.at.
Werner Faymann
Ressort: Infrastruktur, Technologie und Forschung (außeruniversitär)
![]() |
©Bild: APA |
Der ewige Anwärter hat es geschafft: Werner Faymann, seit zwölf Jahren Wohnbaustadtrat in Wien, darf als Infrastrukturminister in Gusenbauers Bundesregierung übersiedeln. Schon seit Jahren ist der ehrgeizige SPÖ-Kommunalpolitiker für alle möglichen Ämter auf Bundesebene ins Spiel gebracht worden. Auch der innige Wunsch, eines Tages Michael Häupl als Bürgermeister abzulösen, wurde und wird ihm nachgesagt.
Faymann wurde am 4. Mai 1960 geboren. Nach der Matura begann er ein Studium der Rechtswissenschaften. Von 1981 bis 1987 war er Landesvorsitzender der Sozialistischen Jugend Wien, ab 1988 Geschäftsführer und Landesvorsitzender der Wiener Mietervereinigung. Ab 1985 saß er für die SPÖ im Gemeinderat bzw. Landtag, und seit 1994 ist er amtsführender Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung. Er ist mit SPÖ-Gemeinderätin Martina Ludwig verheiratet und hat zwei Kinder - mehr dazu in wien.ORF.at.
Maria Berger
Ressort: Justiz
![]() |
©Bild: APA |
Maria Berger, die neue Justizministerin im SPÖ-Regierungsteam, hat ihre Feuertaufe auf europäischer Ebene im EU-Konvent erlebt, der die vorerst gescheiterte europäische Verfassung in ihren Grundzügen ausgearbeitet hat. Damals erwarb sich die gebürtige Oberösterreicherin über die Parteigrenzen hinweg Anerkennung als sachlich orientierte Analytikerin und EU-Abgeordnete, die vor allem auf Rechtsfragen spezialisiert ist. "Weiter denken, europäisch denken", lautet bis heute ihr Motto.
Vor ihrer politischen Karriere durchlief Berger auch zahlreiche Stationen in der Wissenschaft. Von 1979 bis 1984 war Berger Universitätsassistentin am Institut für öffentliches Recht und Politikwissenschaft der Uni Innsbruck. Anschließend war sie als Referentin im Wissenschaftsministerium tätig. Von 1995 bis zu ihrem Wechsel ins EU-Parlament war Berger Vizepräsidentin der Donau-Universität Krems. Sie war eine der beiden geschäftsführenden Präsidiumsmitglieder, die an der Donau-Uni die Funktion des Rektors ausübten.
Das Europarecht beschäftigte Berger schon früh in ihrer Laufbahn. Von 1988 bis 1992 leitete sie die Europaabteilung des Bundeskanzleramtes und war in dieser Funktion an den Vorbereitungen des EU-Beitritts beteiligt. 1994 verschlug es sie nach Genf und Brüssel, wo sie als EFTA-Direktorin für die Anwendung des EU-Rechts im EWR, speziell auf den Gebieten Telekommunikation, Verkehr, freier Personenverkehr, Diplomanerkennung, Umwelt, Arbeit- und Konsumentenschutz, zuständig war - mehr dazu in ooe.ORF.at.
Erwin Buchinger
Ressort: Soziales
![]() |
©Bild: APA |
Mit Erwin Buchinger (51) kommt ein Mann aus dem Burgstaller-Team als neuer Sozialminister an den Wiener Stubenring. Der bisherige Salzburger Soziallandesrat war schon als regionaler AMS-Chef ein Liebling der Öffentlichkeit, das Image behielt er in der Landespolitik bei und nach seinem Erfolg mit der Etablierung der Mindestsicherung bei den Koalitionsverhandlungen war sein Weg in die Bundespolitik bereits deutlich vorgezeichnet.
Als Buchinger im Frühjahr 2004 der Ruf in die Salzburger Landesregierung ereilte, brachte er jenen Schwung von außen mit, der von Quereinsteigern erwartet wird: Der streitbare, aber kompromissbereite frühere AMS-Chef Salzburgs ließ wiederholt durch unkonventionelle Lösungen aufhorchen. Und wenn er nun nach nicht einmal drei Jahren in der Politik eine Etage höher in die Bundesregierung wechselt, zählt er längst zu den Profis.
Von seiner Herkunft her ist Buchinger Oberösterreicher. Am Christtag 1955 als drittes von insgesamt sieben Kindern in Mauthausen geboren, wuchs der neue Sozialminister in eine katholische "rote" Familie hinein. Vater Erich Buchinger war in der späteren Heimat Rohrbach Bezirksparteisekretär der SPÖ, die Mutter Religionslehrerin - eine vor allem für damalige Verhältnisse und in einer tiefschwarzen Region erstaunliche Kombination.
Erwin Buchinger hielt es mit beidem. Er war mit den roter Falken unterwegs, aber auch als Ministrant - und sollte gemäß mütterlichem Wunsch Pfarrer werden. Da hatte die Liebe etwas dagegen, Buchinger heiratete Frau Elisabeth, wurde zweifacher Vater und promovierte als Jurist. Beruflich begann er im Landesarbeitsamt Oberösterreich, wechselte dann als Chef zur Salzburger Regionalstelle und war ab Ende 1991 bis zu seinem Einstieg in die Politik im Jahr 2004 für die aktive Arbeitsmarktpolitik des Bundeslandes zuständig - mehr dazu in salzburg.ORF.at.
Claudia Schmied
Ressort: Unterricht, Kunst und Kultur
Mit Claudia Schmied präsentierte Gusenbauer eine Überraschungskandidatin als Unterrichtsministerin. Die 47-jährige Betriebswirtin ist bisher öffentlich kaum in Erscheinung getreten, hat aber eine beachtliche Bankenkarriere hinter sich. Seit 2004 ist die schon vom Elternhaus sozialdemokratisch geprägte Neo-Ministerin Vorstandsmitglied in der Kommunalkredit Austria AG und seit 2005 auch Vorstandsmitglied der Dexia Kommunalkredit Bank. In einem Porträt in der "Wiener Zeitung" werden ihr "gesundes Selbstbewusstsein" und "Mangel an Versagensängsten" attestiert.
Politik wurde Schmied schon in die Wiege gelegt: Sie wurde am 10. Mai 1959 in Wien geboren - an diesem Tag fanden Nationalratswahlen statt. Der Vater, ein engagierter Sozialdemokrat, war Bereichsleiter für Finanzen in der OMV, die Mutter Schneiderin. Schmied studierte Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, 1983, im Alter von 24 Jahren, trat sie einen Tag nach ihrer Promotion in die Investkredit Bank AG ein.
Schmied ist auch in der Kunst- und Kulturszene kein gänzlich unbeschriebenes Blatt: Die Kunstliebhaberin war 1998/99 Vertreterin des Finanzministeriums im Kuratorium der Salzburger Festspiele, saß 1999 bis 2004 im Aufsichtsrat der Theaterservicegesellschaft ART for ART. Von Jänner 2005 bis Juni 2006 war sie Vorstandsmitglied der Wiener Symphoniker - mehr dazu in wien.ORF.at.