Molterer und sein Team

Alle ÖVP-Minister im Porträt.
Wilhelm Molterer, Vizekanzler
Ressort: Finanzen

©Bild: APA
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Wilhelm Molterer (51) ist mit seiner Ernennung zum Vizekanzler, Finanzminister und geschäftsführenden Obmann aus dem Schatten seines Mentors Wolfgang Schüssel getreten. Der jahrelang als eine Art politischer "Personalchef" und "Strippenzieher" bezeichnete Ex-Landwirtschaftsminister und -Klubobmann muss für die Volkspartei in der Regierung die Pferde zusammenhalten, wie er es während der letzten vier Jahre im Parlamentsklub verstanden hatte. Entgegenkommen müsste Molterer dabei sein Know-how als zentrale Figur in Koalitionen mit drei verschiedenen Parteien

Molterer wurde am 14. Mai 1955 geboren. Mit 14 wurde er von seinem Onkel, dem früheren ÖVP-Abgeordneten Josef Molterer, adoptiert, weil dieser einen Erben für seinen Hof suchte. Der Bauernhof in Sierning ist heute verpachtet, da Molterer mit seiner Familie - er ist Vater von zwei Söhnen - in Wien lebt.

Die politische Karriere begann bei der Hochschülerschaft. Nach dem Studium der Sozialwissenschaften in Linz arbeitete er im Büro von Landesrat Leopold Hofinger. 1987 übersiedelte er nach Wien und wurde Sekretär von Landwirtschaftsminister Josef Riegler. Rieglers Nachfolger Franz Fischler machte Molterer zum Büroleiter. 1990 kam er in den Nationalrat, wurde Generalsekretär und 1994 Nachfolger Fischlers als Landwirtschaftsminister. Im Februar 2003 wurde er Klubobmann.

Ursula Plassnik
Ressort: Äußeres

©Bild: APA
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Schüssel geht, Ursula Plassnik (50) bleibt. Die engste Vertrauensperson des bisherigen Kanzlers hält der Regierung auch nach dem Abschied ihres Mentors die Stange. Die spröde Kärntnerin wird sich damit weiter mit jenem Thema herumschlagen müssen, mit dem sie als Außenministerin auch weit über die Landesgrenzen hinaus Furore machte, dem türkischen EU-Beitritt.

Als "Entdecker" Plassniks gilt der heutige österreichische EU-Botschafter Gregor Woschnagg, früher Leiter der wirtschafts- und integrationspolitischen Abteilung im Außenministerium. "Sie war erfreulich erfrischend und direkt, tough und sachlich kompetent", schwärmte Woschnagg für seine "Schülerin".

Nach außen wirkt Plassnik oft unterkühlt, langjährige Freunde schreiben ihr hingegen eine besondere Herzlichkeit zu, etwa die grüne Vizechefin Madeleine Petrovic, eine alte Studienkollegin. Ihr Privatleben hält Plassnik diskret. Verheiratet war die Außenministerin zwei Mal, mit dem heutigen - SPÖ-nahen - Parlamentsdirektor Georg Posch und mit dem Schweizer Diplomaten Gerard Stoudmann.

Martin Bartenstein
Ressort: Wirtschaft und Arbeit

©Bild: APA
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Auch wenn er nie ein Freund einer großen Koalition war, will er sich vier weitere Jahre im Amt nicht entgehen lassen. Bartenstein (53), einst einer der Einfädler von Schwarz-Blau, ist auch beim Comeback von Rot-Schwarz dabei, und das in seiner während der letzten sieben Jahre ausgeführten Rolle als Wirtschaftsminister, womit er zum Urgestein des Kabinetts Gusenbauer wird.

Der steirische Großindustrielle gilt als kompetent, pragmatisch, höflich und ehrgeizig und hat sich zuletzt während der EU-Präsidentschaft durch international gute Kritiken wieder mehr in den Vordergrund gespielt.

Bartenstein wurde am 3. Juni 1953 als Sohn eines aus Wien stammenden Ziviltechnikers in Graz geboren. Nach Absolvierung des Akademischen Gymnasiums sowie einem einjährigen Studienaufenthalt in den USA studierte der Minister in Hinblick auf das elterliche Unternehmen die Fachrichtung Chemie an der Universität Graz. Nach dem Tod des Vaters musste der erst 27-Jährige die Firma übernehmen (1980). Heute gilt Lannacher, das von Bartensteins Frau Ilse geführt wird, als hoch profitables Unternehmen.

Günther Platter
Ressort: Inneres

©Bild: APA
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Günther Platter (52) darf endlich den Eurofighter hinter sich lassen. Der Verteidigungsminister Platter ist Geschichte, nun ist er wieder das, was er wenige Tage nach dem überraschenden Rückzug des damaligen Ressortchefs Ernst Strasser Ende 2004 war: Innenminister. Das dürfte dem ehemaligen Gendarmen nicht so unrecht kommen, hat der "Vorzugsstimmenkaiser" aus Tirol entsprechende Überlegungen doch schon im Herbst selbst angestellt.

Platter wurde am 7. Juni 1954 in Zams im Tiroler Oberland geboren. 1969 begann er eine Buchdruckerlehre, die er vier Jahre später mit der Gesellenprüfung abschloss. Zwei Jahre lang übte Platter den Beruf des Buchdruckers aus, ehe er 1976 seine Tätigkeit als Exekutivbeamter aufnahm, die er bis 1994 ausübte. 1978 heiratete Platter, der Ehe entstammen zwei mittlerweile erwachsene Kinder.

In den 80er Jahren begann Platter seine politische Karriere, zuerst als Gemeinderat (1986-1989), dann als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Zams (1989-2000). 1994 kam er als Abgeordneter erstmals politisch nach Wien, ging 2000 als Sport- und Kulturlandesrat zurück nach Tirol, wurde dort ÖAAB-Chef und unterlag Herwig van Staa in einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz, was wiederum seine zweite Wiener Periode einleitete - mehr dazu in tirol.ORF.at.

Johannes Hahn
Ressort: Wissenschaft und Forschung (universitär)

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Mit dem Wiener ÖVP-Obmann Johannes Hahn (49) schafft es ein Politiker auf den Posten des Wissenschaftsministers, der in den Besetzungsspekulationen kaum aufgetaucht war. Der promovierte Philosoph betrieb lange die Gesundheitspolitik als sein Steckenpferd, war aber auch für das Glücksspielunternehmen Novomatic tätig. Zuletzt sorgte er für einen Schwenk in Richtung Liberalität in der Wiener ÖVP.

Geboren wurde Hahn am 2. Dezember 1957 in Wien. Nach seiner Matura im Jahr 1976 begann er zunächst das Jusstudium in seiner Heimatstadt, schwenkte dann jedoch auf Philosophie um. Der Titel seiner 1987 eingereichten Dissertation: "Perspektiven der Philosophie heute - dargestellt am Phänomen Stadt". Hahn ist verheiratet und Vater eines Sohns.

Seine politische Laufbahn startete Hahn bereits in den 1970er Jahren. Zwischen 1980 und 1985 fungierte er als Landesobmann der Jungen ÖVP Wien, 1992 wurde er Landesgeschäftsführer der Partei und blieb bis 1997 in dieser Funktion. 1996 zog er in den Wiener Landtag und Gemeinderat ein. Als größter Erfolg vor der Ernennung zum Parteiobmann galt Hahns Wechsel von der Abgeordnetenbank auf den Posten eines nicht amtsführenden Stadtrates im Dezember 2003 - mehr dazu in wien.ORF.at.

Josef Pröll
Ressort: Landwirtschaft und Umwelt

©Bild: APA
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Als Josef Pröll (38) 2003 in das zweite Kabinett Schüssel einzog, war die Überraschung groß. Kabinettchef von seinem Vorgänger, Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer, war er und dann noch der Neffe des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll. Mehr wusste kaum jemand.

Aus dem unbeschriebenen Blatt ist vier Jahre später die einzige große Hoffnung der Volkspartei geworden. Geschickt vermarktet und mit Wortwitz und Charme ausgestattet hat sich der "junge Pröll" auf den Weg gemacht, als Leiter einer Art Zukunftskommission die Partei wieder in die Höhe zu führen. In der Regierung bleibt er als Landwirtschaftsminister vorerst noch in der Lauerstellung.

Als Leiter der Perspektivengruppe kann Pröll vor allem Kontakte knüpfen. Eine Voraussetzung dafür bringt Pröll jedenfalls mit, die in der ÖVP gesuchte Mischung aus Ländlichkeit und Urbanität. Er stammt zwar wie Onkel Erwin aus Radlbrunn im Weinviertel, lebt aber seit der Studienzeit in Wien. Verheiratet ist er seit vielen Jahren mit Ehefrau Gabi, das Paar hat drei Kinder.

Andrea Kdolsky
Ressort: Gesundheit

©Bild: APA
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Fachärztin, Gewerkschafterin, Spitalsmanagerin und nun Gesundheitsministerin der ÖVP - Andrea Kdolsky kann auf eine bunte Karriere zurückblicken. Begonnen hat die 43-Jährige, die als resolute, zielstrebige, durchsetzungskräftige Frau mit dem Zug nach oben gilt, ihre Laufbahn als Fachärztin für Anästhesie am Wiener AKH, war dann Vorsitzende der Hochschullehrer-Gewerkschaft und wechselte schließlich an die Spitze der NÖ Landeskliniken-Holding.

Geboren am 2. November 1962 in Wien, begann sie ein Jusstudium, weil sie, wie sie einmal sagte, "Rächerin der Witwen und Waisen" sein wollte. Als ihr das zu langweilig wurde, studierte sie auch noch Handelswissenschaften, arbeitete nebenbei und begann erst mit 24 mit dem Medizinstudium, das sie 1993 abschloss. Ihren Turnus absolvierte sie im Krankenhaus Eggenburg, es folgte die Facharztausbildung für Anästhesie und Intensivmedizin am Wiener AKH.

Politisch hat sie sich schon als Studentenvertreterin bei der ÖVP-nahen Österreichischen Mediziner Union (ÖMU) engagiert, schaffte es dabei zur Vorsitzenden der Fakultätsvertretung, wurde später Mittelbau-Vertreterin und Gewerkschafterin in der Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG).

Nach ihrem Abtritt von der Spitze der Hochschullehrer-Gewerkschaft wandte sich die Ärztin, die von 2002 bis 2004 den Lehrgang für Krankenhausmanagement und Ökologie an der Wirtschaftsuniversität absolviert hat, dem Management zu: Sie wurde Krankenhausmanagerin des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds, half mit, die NÖ Landeskliniken-Holding aufzubauen, deren Chefin sie seit dem Vorjahr war - mehr dazu in noe.ORF.at.