Fassungslos über Tod seiner Frau

Prokop begleitete seine Frau während des ganzen Noteinsatzes.
Mediziner sind sich nach dem Tod von Innenministerin Liese Prokop (ÖVP) einig: Nichts hätte die Ministerin, die vor Silvester einen tödlichen Aorta-Riss erlitt, retten können. Auch ihr Ehemann, Handballmanager Gunnar Prokop, will niemandem Vorwürfe machen.

Gegenüber der "Kleinen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) schilderte Prokop erstmals den fatalen Ablauf der Ereignisse am Sonntagabend. Man sei zusammengesessen im Haus in Annaberg und seine Frau habe "normal, völlig normal geredet", als sie "so ein komisches Drücken" gespürt habe.

"Es hat ihr nie etwas gefehlt"
Die Ministerin habe die Schmerzen als "eine Art Krampf im Herz" beschrieben, so ihr Mann. Der praktische Arzt sei sofort verständigt worden und habe gleich den Ernst der Lage erkannt. Die Versorgung habe "so perfekt funktioniert". Alle Beteiligten hätten sich "solche Mühe gegeben".

"Was hätte man denn machen sollen?" verteidigt er die Rettungskräfte, "sie hat ja keine Chance mehr gehabt". Auch habe niemand die Ereignisse vorhersehen können: "Es hat ihr ja nie etwas gefehlt. Nie. Diese Frau war ihr ganzes Leben ja so was von gesund."

Der Rettung hinterhergefahren
Prokop war während des gesamten Einsatzes der Rettungskräfte anwesend. Er fuhr dem Rettungswagen und später dem Notarztwagen hinterher. Schon als die Rettungskette kurz vor 20.00 Uhr in Gang gesetzt wurde, bestand jedoch kaum mehr eine Überlebenschance.

Die niederösterreichische Rettungsleitstelle LEBIG hat den Ablauf des Kampfes um Prokops Leben detailliert aufgelistet. Der praktische Arzt in Prokops Heimatort Annarotte hatte die Rettungskräfte bereits vom lebensbedrohlichen Zustand der Innenministerin informiert.

Rettung war in sechs Minuten vor Ort
Nach dem Anruf des Arztes wurden sofort der Notarztwagen Lilienfeld (23km Luftlinie entfernt), der Rettungswagen Türnitz (12,3km Luftlinie) und die Bereitschaft Annaberg - der nächstgelegene Rettungsstützpunkt - alarmiert. Dieses Team traf auch zuerst bei Prokop ein.

Sechs Minuten nach dem Anruf des Arztes waren die Rettungskräfte vor Ort. In Begleitung des Mediziners fuhren sie dem Notarztwagen entgegen. In Siebenbrunn trafen die beiden Einsatzfahrzeuge aufeinander und Prokop wurde der Obhut des Notfallmediziners übergeben.

Tod im Notarztwagen
Sieben Minuten später traf der Notarztwagen im Krankenhaus Lilienfeld ein. Prokop hatte zu diesem Zeitpunkt bereits das Bewusstsein verloren, woraufhin - um 21.15 Uhr - auf einen sofortigen Weitertransport in das Zentralklinikum St. Pölten entschieden wurde.

Dem Notarztwagen war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Polizei-Vorausfahrzeug zur Seite gestellt worden, eine "Ampelgelbschaltung" war veranlasst worden. Als der Notarztwagen um 21.35 Uhr in St. Pölten eintraf, konnte nur noch der Tod der Patientin festgestellt werden.

"Innerhalb von Sekunden verloren"
Prokop hatte einen Riss der Aorta, der Hauptschlagader, erlitten. Primar Harald Mayr verwies im ORF-Fernsehen darauf, dass bei dieser Erkrankung zwar in manchen Fällen operiert werden könne. Reiße jedoch das Gefäß, sei man "innerhalb von Sekunden verloren".

Die Ursache des Aorta-Risses war ein Aneurysma, eine Erweiterung der Gefäße. Durch die Erweiterung werden die Gefäßwände belastet, Narbenbildung kann die Gefäße zusätzlich verengen. Das führt zu noch mehr Druck auf die Gefäßwände an der angegriffenen Stelle.

Auch mit Notoperation kaum Chancen
Jene Schmerzen, die Prokop am frühen Abend verspürte, waren offensichtlich bereits auf das beginnende Einreißen der Aorta zurückzuführen. Selbst eine sofortige Notoperation zu diesem Zeitpunkt hätte Prokop vermutlich nicht mehr retten können.

Nur unter besten Umständen haben Patienten einer Notoperation laut einer britischen Studie aus dem Jahr 2002 eine Überlebenschance von 63 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass unerkannte Aorta-Aneurysmen zum Tod führen, liegt demnach zwischen 65 und 80 Prozent.

Kondolenzbuch
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