Von US-Militär übergeben

Der Ex-Diktator wurde in seiner Heimatstadt begraben.
Der hingerichtete ehemalige irakische Machthaber Saddam Hussein ist nach übereinstimmenden Angaben des arabischen Nachrichtensenders al-Jazeera und des US-Fernsehsenders CNN Sonntag Früh in Tikrits Stadtteil Awja beigesetzt worden.

Neben Söhnen beigesetzt
Die Beisetzung habe am frühen Morgen weniger als 24 Stunden nach der Hinrichtung Saddams in einem Familiengrab stattgefunden, bestätigte heute auch Ali Al-Nida, das Oberhaupt des Stamms der Albu Nasir, dem auch der Ex-Präsident angehörte. In Awja sind bereits Saddams Söhne Udai und Kusai begraben, die 2003 vom US-Militär getötet wurden.

Aus Regierungskreisen war ursprünglich verlautet, man wolle den Leichnam an einem geheimen Ort begraben, um zu verhindern, dass das Grab zu einer Pilgerstätte wird.

100 Menschen bei Beisetzung
Zuvor hatte es widersprüchliche Angaben über Ort und Zeitpunkt der geplanten Beisetzung gegeben. Laut CNN waren zu der Beerdigung, die gegen Tagesanbruch stattfand, etwa 100 Menschen gekommen. Auch der Gouverneur der Provinz Salaheddin habe teilgenommen.

Hussein sei auf demselben Friedhof begraben worden, auf dem auch seine im 2003 bei einem Gefecht mit US-Soldaten getöteten Söhne Udai und Kusai liegen. Die Leiche war nach Medienberichten gestern Abend vom US-Militär Stammesführern übergeben und nach Tikrit gebracht worden.

Keine Reue
Der 69-Jährige war Samstagfrüh wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch den Strang hingerichtet worden. Reue habe Hussein nicht gezeigt, berichtete der Sicherheitsberater der irakischen Regierung, Mowaffak el Rubai.

Das irakische Staatsfernsehen zeigte Videoaufnahmen, wie Hussein, der das Land als Staats- und Parteichef mit eiserner Hand fast 24 Jahre lang beherrscht hatte, zum Galgen geführt und ihm der Strick um den Hals gelegt wurde.

Vollständiges Video der Hinrichtung
Unterdessen wurde am Sonntag die vollständige Videoaufnahme von der Hinrichtung Saddam Husseins am Sonntag auf mehreren Websiten im Internet veröffentlicht. In der Aufnahme von mittelmäßiger Bild- und Tonqualität war unter anderem zu hören, wie Zeugen der Exekution wenige Augenblicke vor dem Tod des irakischen Ex-Präsidenten den Namen seines größten schiitischen Widersachers riefen, des Radikalen Moktada Sadr.

Insgesamt ist die vermutlich mit einem Handy gemachte Aufnahme zwei Minuten und 38 Sekunden lang. Immer wieder waren Blitzlichter von Fotoapparaten zu sehen, während die Schlinge um den Hals des früheren Staatschefs gelegt wurde. Hussein zeigte keine Gefühle und wirkte sehr ruhig.

"Moktada"-Rufe der Augenzeugen
Die Anwesenden, die sich in dem engen Raum drängten, begannen gemeinsam mit dem zum Tode Verurteilten, das letzte Gebet zu sprechen. Dann ertönten die Rufe "Moktada, Moktada, Moktada!". Ein Mann rief: "Es lebe Mohammed Baker!"

Der Onkel des radikalen Schiitenführers, Mohammed Baker Sadr, war 1999 durch die Schergen des Diktators ermordet worden. Hussein schaute erstaunt. Er sagte das muslimische Glaubensbekenntnis. Die Falltür öffnete sich, noch während er betete.

Andere Hinrichtungen verschoben
Hussein war am 5. November zusammen mit seinem Halbbruder Barsan el Tikriti und dem Ex-Richter Awad el Bandar wegen des Massakers an 148 Schiiten in dem Ort Dudschail im Juli 1982 zum Tode verurteilt worden. Die Hinrichtung der beiden Mitangeklagten wurde verschoben. Der Samstag solle "allein mit der Hinrichtung Saddams in historischer Erinnerung bleiben", sagte der irakische Sicherheitsberater Rubai.

Bis zuletzt in US-Gewahrsam
Hussein war nur kurz vor seinem Tod aus US-amerikanischem Gewahrsam den irakischen Behörden übergeben worden. Der Diktator war im April 2003 von einer US-geführten Streitmacht gestürzt worden. Nach der Einnahme Bagdads tauchte er unter. Er wurde - mit wirren Haaren und langem Bart - erst im Dezember 2003 von US-Soldaten in einem Erdloch nahe Tikrit entdeckt.

Im Oktober 2005 wurde der Prozess gegen den gestürzten Diktator und sieben seiner Gefolgsleute vor dem Sondertribunal in Bagdad eröffnet.

Jubel bei Schiiten und Kurden
Trotz einer Ausgangssperre zogen vorwiegend in schiitischen Vierteln Bagdads jubelnde Iraker auf die Straße. Gejubelt wurde auch den Kurdengebieten im Norden des Landes. In Tikrit, der Heimatstadt Husseins, kam es zu kleineren Protesten. Dort forderten seine Anhänger, dass der Leichnam nach Tikrit gebracht wird.

Welt reagiert gespalten
US-Präsident George W. Bush sprach von einem Meilenstein auf dem Weg zu einem demokratischen Irak. Gegner der Todesstrafe, darunter zahlreiche EU-Staaten, waren sich weltweit in ihrer Kritik an der Hinrichtung einig.

Dutzende Tote bei Anschlägen
Unterdessen kamen bei neuer Gewalt im Irak mindestens 45 Menschen ums Leben. Wenige Stunden nach der Hinrichtung tötete ein Autobombenanschlag in der südirakischen Stadt Kufa mindestens 30 Menschen. Mindestens 15 weitere Menschen starben, als in verschiedenen Schiiten-Vierteln in Bagdad nahezu zeitgleich ebenfalls drei Autobomben explodierten.

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