Düstere Bilder von Saddams letztem Weg

Saddam Hussein starb, ohne sich zu wehren.
Saddam Hussein ist tot, ein Kapitel der irakischen Geschichte geschlossen. Mehr als 25 Jahre lang hatte er den Irak mit harter Hand regiert, Samstag in den frühen Morgenstunden wurde er in Bagdad hingerichtet. Zeugen berichten, in seinen letzten Minuten sei der 69-Jährige gefasst gewesen.

Saddam Hussein sei ruhig zum Galgen geschritten, "ohne ein Wort", "entschlossen und mutig", beschrieb der irakische Sicherheitsberater Mowaffak el Rubai die Hinrichtung in einem der früheren Folterzentren des Despoten in Bagdad. Saddam Hussein sei gestorben, ohne sich zu wehren. Seine Worte vor dem Tod: "Ich habe vor niemandem Angst."

Nur Iraker anwesend
Zwischen 5.30 Uhr und 6.30 Uhr Ortszeit wurde der in ein weißes Hemd und einen schwarzen Anzug gekleidete frühere Präsident zum Galgen geführt. Das irakische Fernsehen übertrug die düsteren Bilder des letzten Gangs Saddam Husseins am Vormittag zeitversetzt.

Anwesend waren Sami el Askari, ein Mitarbeiter des irakischen Regierungschefs Nuri el Maliki, Rubai sowie einige wenige Augenzeugen, darunter Abgeordnete, Minister und ein Arzt. Es sei "zu hundert Prozent ein irakischer Vorgang" gewesen, betonte Rubai. "Nur Iraker waren da, keine Ausländer. Die Amerikaner sind der Hinrichtung fern geblieben, kein Amerikaner war präsent."

Kein Geistlicher
Ein Geistlicher war laut Askari nicht in dem Raum. Saddam habe sich dies nicht gewünscht. Auch einen letzten Wunsch habe der Verurteilte nicht geäußert. Während der Hinrichtung seien die Anwesenden leise gewesen. Nach Saddams Tod hätten sie sich gegenseitig gratuliert.

Urteil nochmals verlesen
Zuvor hatte ein Richter in den frühen Morgenstunden nochmals das Todesurteil gegen Saddam Hussein verlesen, dann fragte ein anderer Richter den Verurteilten, ob er noch etwas sagen wolle. "Als er dann die Kamera gesehen hat, hat er denselben Unsinn gebrüllt wie im Gerichtssaal", sagte der Zeuge.

Hussein habe einen Koran in der Hand gehabt, den er jemandem habe übersenden wollen, sagte Rubai. Der Name des Empfängers sei notiert worden, und jemand habe Saddam Hussein versprochen, das heilige Buch weiterzuleiten.

Kapuze verweigert
Im irakischen Fernsehen, das einen rund 20-sekündigen Ausschnitt von der Hinrichtung zeigte, war zu sehen, wie mehrere schwarz maskierte Männer den an den Händen gefesselten Hussein zum Galgen führten. Zwei der in Zivil gekleideten Henker legten ihm eine Schlinge um den Hals. Der Ex-Präsident zeigte keinerlei Nervosität oder Panik.

Hussein habe sich geweigert, sich eine Kapuze über den Kopf stülpen zu lassen, sagte Rubai. Einen kurzen Moment lang entspann sich ein Streit, bis die Henker nachgaben. Dann sei der frühere Staatschef aufgefordert worden, ein letztes Mal das Glaubensbekenntnis abzulegen.

Warnung vor dem Iran
Seine letzten Worte richtete Saddam Hussein laut dem Richter Munir Haddad an das irakische Volk: "Ich hoffe, dass Ihr geeint bleiben werdet und ich warne Euch, vertraut der iranischen Koalition (der schiitischen Regierung, Anm.) nicht, diese Leute sind gefährlich", habe der Todeskandidat gesagt. Und dann: "Ich habe vor niemandem Angst."

Danach öffnet sich die Falltür und sein Körper fiel in die Tiefe - diese Bilder zeigte das irakische Fernsehen nicht. Ein privater schiitischer Sender strahlte aber später Bilder vom Leichnam Saddam Husseins aus, der in ein weißes Leichentuch gehüllt war. Zu sehen war lediglich der Kopf.

Begräbnis steht noch nicht fest
Was mit den sterblichen Überresten geschieht, war zunächst unklar. Die Leiche Saddam Husseins könnte seiner Familie übergeben werden, damit diese ihn bestatten könne, sagte Rubai.

In Tikrit forderten mehrere hundert Demonstranten die Überführung des Leichnams in den Heimatort des Ex-Diktators. Auch der Zeitpunkt der Bestattung ist unklar. Im Islam sollte ein Mensch, der vor zwölf Uhr mittags gestorben ist, möglichst noch am selben Tag beerdigt werden. Das ist aber nicht bindend.

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