Einst dunkle Höhle, nun heller "Kulturpark"
Die Porzellan-Meisterwerke des taiwanesischen Museums wurden bisher in schlecht beleuchteten Vitrinen ausgestellt, und die wertvollsten Gemälde waren aus Angst vor einer chinesischen Attacke in einer künstlichen Höhle versteckt.
Die Kunstschätze befinden sich seit den 40er Jahren in Taipeh - mehr dazu in "Wie die Sammlung nach Taiwan kam".
Laut Museumsdirektorin Lin Mun-Lee wird das NPM nun zu einem "multifunktionellen Kulturpark". Das Haus hat seine öffentliche Fläche auf 10.000 Quadratmeter ausgeweitet - doppelt so viel wie zuvor - und um Restaurants, ein Kino und einen Shop ergänzt.
Eröffnung mit "Grand View"
Offiziell wird das neue Museum Anfang Februar eröffnet, doch die spektakuläre Eröffnungsausstellung "Grand View" hat bereits vor wenigen Tagen begonnen.
Erstmals sind in einer Schau die wertvollsten und wichtigsten Exponate des Museums gemeinsam zu sehen: Bilder aus der Song-Dynastie, die China vom 10. bis zum 13. Jahrhundert regierte, Kalligrafien, einige der ersten bekannten gedruckten Bücher und das legendenumrankte Ju-Ware-Porzellan.
Namen in Bäumen versteckt
Die Bilder aus der (früheren) "nördlichen" Song-Dynastie überragen einen Menschen und zeigen beeindruckende Landschaftspanoramen. Dennoch sind sie bis ins kleinste Detail ausgearbeitet.
In einem der Gemälde hat der Künstler seinen Namen in chinesischen Schriftzeichen so subtil im Geäst der dargestellten Bäume versteckt, dass sie laut einem "New York Times"-Bericht erst in diesem Jahrhundert entdeckt wurden.
Die Landschaftsgemälde sind so fragil, dass sie nicht für die ganze Dauer der Ausstellung, sondern nur hintereinander gezeigt werden dürfen. Die strengen Museumsregeln besagen, dass sie nach 40 Tagen für mindestens drei Jahre wieder ins schützende Depot kommen.
Erkundungstour im Netz
Für Kunstliebhaber, die nicht die Gelegenheit haben, das Original zu sehen, hat das Museum eine umfassende Website ins Netz gestellt, von der sich manch großes Museum eine Scheibe abschneiden könnte.
Die wichtigsten Exponate kann man mit einem Google-Maps-ähnlichen Interface erkunden. Außerdem gibt es nicht nur Informationen über das Bild im Allgemeinen, sondern auch Anmerkungen zu etlichen herausragenden Details, zu Einzelheiten der Bildkomposition und zu Inschriften.
Geschirr nach verschollenem Rezept
Mindestens ebenso spektakulär ist der zweite Schwerpunkt der "Grand View"-Ausstellung. In Taipeh sind 50 von nur 70 bekannten Stücken der Ju-Ware zu sehen, Porzellangeschirr aus dem 11. Jahrhundert.
Das exquisite Geschirr, das ausschließlich für den Gebrauch am kaiserlichen Hof bestimmt war, wurde nur zwei Jahrzehnte lang in einem einzigen Brennofen in der Provinz Honan produziert. Das Wissen darüber, wie die blau-grün schimmernde Ju-Ware tatsächlich hergestellt wurde, ging im Lauf der Jahrhunderte verloren.
Pret-a-porter
In Taipeh werden die Schüsseln, Vasen und Teller wie Models auf einer Art Laufsteg präsentiert, berichtet die "New York Times". "Wir wollten, dass sie (die Schau, Anm.) etwas moderner ist und sogar ein wenig humorvoll", zitiert die Zeitung den zuständigen Ausstellungsarchitekten Jimmy Yang.
Ziel der "Grand View"-Ausstellung wie auch des neuen Museumskonzepts ist es, mehr Taiwanesen anzulocken - und dabei vor allem ein jüngeres Publikum. Bisher waren über die Hälfte der Besucher Touristen.
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