Nach einem internen Polizeibericht beging er womöglich noch mehr Morde als angenommen. Es sei "sehr wahrscheinlich", dass der 1981 zu lebenslanger Haft verurteilte Fernfahrer noch mehr Frauen getötet habe, behauptete erst heuer im Sommer Ex-Polizeiinspektor Sir Lawrence Byford.
Zahlreiche ungelöste Morde
In den sechs Jahren vor Sutcliffes Mordserie gebe es eine "unerklärliche Pause", heißt es in der polizeiinternen Untersuchung zu dem Fall, die zudem erhebliche Ermittlungsfehler auflistet. Erstmals geriet Sutcliffe 1969 ins Visier der Ermittler.
Die Zweifel an der Vollständigkeit seines kriminellen Werdegangs würden dadurch erhärtet, dass zahlreiche Überfälle auf Frauen zwischen 1969 und 1975 dasselbe Muster aufwiesen wie die Taten des "Yorkshire Ripper", heißt es in dem Bericht weiter.
Serie von Polizeipannen
Einzelheiten der Untersuchung waren mehr als 25 Jahre lang geheim, seinerzeit kursierte jedoch eine Zusammenfassung. Auch war der Großteil der Ergebnisse bereits zuvor in zahlreichen Büchern über Sutcliffe nachzulesen.
Der Polizei wird in dem Bericht ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: Von "schweren Fehlurteilen" während der fünfjährigen Jagd auf den "Yorkshire Ripper" ist dort die Rede. Der frühere Innenminister William Whitelaw urteilte damals, Sutcliffe hätte früher gefasst und verurteilt und somit weitere Morde verhindert werden können.
So wurde Sutcliffe neun Mal vernommen und doch wieder freigelassen, ohne von der Polizei als Täter identifiziert zu werden.
"Göttliche Stimmen"
Im Jänner 1981 wurde er in Sheffield festgenommen, weil er ein Auto mit gefälschten Nummernschildern fuhr. Vor Gericht erklärte er, "göttliche Stimmen" hätten ihm befohlen, die Straßen von Prostituierten zu "säubern".
Der Mann verbüßt seine lebenslange Freiheitsstrafe wegen mehrfachen Mordes und siebenfachen Mordversuchs in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt, nachdem bei ihm Schizophrenie diagnostiziert wurde.
Trittbrettfahrer verurteilt
Doch noch ein weiterer spektakulärer Prozess folgte dem Fall: Wegen Irreführung der Fahnder in dem Fall wurde der Brite John Humble erst im März zu acht Jahren Haft verurteilt.
Drei Frauen hätten dem später überführten Sutcliffe möglicherweise entgehen können, wenn Humble die Polizei nicht durch drei Briefe und ein Tonband in die Irre geführt hätte, sagte der Richter bei der Urteilsbegründung.
"Ich bin Jack"
Der 50-jährige Humble hatte gestanden, die Briefe und das Tonband verschickt zu haben, in denen er sich in den siebziger Jahren über die schleppenden Ermittlungen lustig machte.
Die Stimme des falschen "Rippers" wurde 1979 in ganz Großbritannien ausgestrahlt: "Ich bin Jack. Ich sehe, Sie haben immer noch kein Glück bei der Jagd auf mich." Eigentlich war die Suche nach dem Urheber schon aufgegeben worden, alte DNA-Proben führten schließlich zu dem Mann.