Der Tolar hat bald ausgedient

"Wir trennen uns von einer guten Währung und bekommen eine noch bessere."
Vor 15 Jahren, im Oktober 1991, hat sich Slowenien vom jugoslawischen Dinar verabschiedet und den Tolar eingeführt, am 1. Jänner 2007 kommt für die Slowenen schon wieder eine neue Währung.

"Euro vor der Tür" kündigt eine an alle Haushalte verteilte Broschüre an, und darin steht alles, was man wissen muss, um bei der Übernahme des neuen Geldes keinen Schaden zu erleiden.

Preise doppelt angegeben
Aber das scheint kaum notwendig zu sein, denn die Preise werden schon monatelang doppelt angegeben, man wird in den ersten 14 Tagen des neuen Jahres noch immer auch in Tolar bezahlen können, und für das bisher missachtete Kleingeld haben sich die Slowenen schon einen Beutel verschafft.

Die kleinen Münzbörsen sind ein Verkaufsschlager. Die Medien verkünden täglich, wie viele Tage die Leute noch vom Euro trennen.

1,00 Euro = 239,64 Tolar
Ein Euro wird genau 239,64 Tolar betragen. Das bedeutet freilich 240 Tolar. Diese Ziffer bleibt im Kopf und genauso viel bezahlt man seit neuestem in billigeren Lokalen für eine Tasse Kaffee. Vor einige Wochen kostete sie noch 200 Tolar.

Angst vor Teuerungen
Auch die Wochenendausgabe der Ljubljanaer Tageszeitung "Dnevnik" kostet jetzt genau 240 Tolar. Die Angst vor kommenden Teuerungen ist zwar vorhanden, aber es scheint, dass die Wirtschaft vorgesorgt hat.

Wegen der Euro-Einführung wird es keine Teuerungen geben, verkünden - fast patriotisch - die Händler. Diese werden eben schon vorher durchgeführt. Im Laufe des Dezembers ändern sich die Preise zwar unwesentlich, oft mit sehr ungewöhnlichen Tolar-Beträgen.

Aber wenn man sie "übersetzt", kommen immer nach oben gerundete Euro-Beträge heraus. In den Zeitungen werden lange Listen von Firmen veröffentlicht, die die Gelegenheit ausnützen. Aber sie beteuern, dass die Preiserhöhungen mit dem Euro nichts zu tun hätten.

Euro-Voraussetzungen erfüllt
Slowenien ist das einzige "neue" EU-Mitgliedsland, das sich diesen Sprung leisten konnte. Alle Voraussetzungen für die Einführung des Euro sind erfüllt, das Budgetdefizit liegt unter der vorgeschriebenen Grenze, die Inflationsrate beträgt 2,4 Prozent, die Arbeitslosenquote sinkt, das Wirtschaftswachstum ist fast fünfprozentig.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, lobte die Vorbereitungen. Die Arbeit der Zentralbank und der Regierung sei "mustergültig", sagte Trichet. "Wir freuen uns sehr auf das neue Mitglied."

Jetzt "wirklich" in der EU
Mit Slowenien wachse die Euro-Zone auf 315 Millionen Bürger, so Trichet. Auch die Bevölkerung ist zufrieden, schließlich ist das Land mit der neuen Währung endlich "wirklich" in der EU. Jetzt eröffnen sich neue Perspektiven.

Der Gouverneur der Nationalbank (Banka Slovenije), Mitja Gaspari, sagte am Wochenende: "Wir trennen uns von einer guten Währung und bekommen eine noch bessere." Das ist das allgemeine Gefühl.

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