Der BAWAG-Käufer hat neben Wüstenrot, Generali und Post auch eine Gruppe österreichischer Industrieller als Aktionäre an Bord. Der Ex-Finanzminister und heutige Großunternehmer Hannes Androsch gab am Freitag bekannt, das dieser Industriellengruppe neben ihm selbst auch der Vorarlberger Fruchtsaftindustrielle Franz Rauch, die Tiroler Familie Marsoner sowie Ex-Wienerberger-Chef Erhard Schaschl angehören.
Nowotny bleibt BAWAG-Chef
In der Pressekonferenz in der BAWAG machten die künftigen Eigentümer offiziell, dass BAWAG-Chef Ewald Nowotny das Steuer weiter in der Hand halten soll.
Mindestens fünf Jahre mit Cerberus
In fünf bis sechs Jahren könnte die neue BAWAG dann an die Börse gebracht werden.
Cerberus will langfristig, mindestens aber fünf Jahre in der BAWAG bleiben. Das Geld hinter Cerberus sei "geduldiges Geld", hieß es am Freitag dazu. Konsortiumssprecher Karl Stoss (derzeit noch Generali-Chef) sprach vom BAWAG-Verkauf als "Stärkung des Finanzplatzes Österreich".
Fest steht, dass Cerberus & Co die BAWAG P.S.K. über eine eigene, neu zu gründende Österreich-Holding übernehmen wollen.
Wer kriegt wie viel?
Über die genaue Aufteilung der Minderheitsanteile, die nicht auf Cerberus entfallen, gibt es weiter nur Schätzungen.
"Bis zu fünf Prozent", so wird bestätigt, könnte das Industriellenkonsortium um Androsch nehmen, fünf bis zehn Prozent die Post. Je fünf Prozent wurden für Wüstenrot und Generali kolportiert, aber noch nicht fixiert. Das ergäbe in Summe bis zu 25 Prozent, eher weniger.
Aufsichtsratsmandate bekommen alle Konsortialpartner, Ex-US-Finanzminister und Cerberus-Chef John Snow wird "wahrscheinlich" Aufsichtsratsvorsitzender, so Stoss.
Heimische Sperrminorität bei Börsengang
Ziel sei es aber, beim Börsengang eine österreichische Sperrminorität zu haben, hieß es dazu nur. Beim IPO könne jeder Eigentümer werden, sagte Stoss, vornehmlich Mitarbeiter und Kunden würden angesprochen.
Durch den neuen Eigentümer sei gesichert, dass die BAWAG P.S.K. als unabhängige Bank erhalten bleibe. Das sei auf fünf Jahre gesichert - im Finanzleben laut BAWAG-Chef Nowotny ein langer Zeitraum.
ÖGB aus dem Schneider
Nach Worten von ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer hat der ÖGB mit dem nun fixierten Verkauf den Großteil seiner wirtschaftlichen Probleme gelöst. "Es wird uns im höchstmöglichen Ausmaß gelingen, so hoffe ich, schuldenfrei zu sein."
Mit dem tatsächlichen Verkauf werden dem ÖGB laut eigenen Angaben 2,61 Mrd. Euro zufließen. Mit diesen Mitteln würden unter anderem die ausständigen Verbindlichkeiten gegenüber der Bayerischen Landesbank (BayernLB) und gegenüber der BAWAG bedient.
"Sind auf gutem Weg"
Der Gewerkschaftschef sieht für seine Organisation nun wieder "Licht am Horizont": "Wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg, glaube ich", so Hundstorfer bereits am Donnerstagabend. Und er kündigt eine seriöse Ausgabenpolitik des Gewerkschaftsbundes an: Für den ÖGB heiße es in Zukunft - ohne Erträge aus der BAWAG: "Die Mitgliedsbeiträge sind die Ausgaben."
Weder Hundstorfer noch der ÖGB-Beauftragte für den Verkauf der BAWAG, Metaller-Chef Erich Foglar, machten ein Geheimnis daraus, dass letztlich der gebotene Preis entscheidend für den Zuschlag an Cerberus war.
Ein weiteres Argument war laut ÖGB das starke österreichische Element der Käufergruppe.
Europa-Zentrale für Cerberus
Die BAWAG soll laut Hundstorfer die Europa-Zentrale für Cerberus werden. Der Fonds habe auch eine Garantie für die Stellen gegeben. Nowotny sagte, der Verkauf an Cerberus sei eine gute Lösung für den Finanzplatz und auch die Mitarbeiter.
Bayern gehen leer aus
Um die BAWAG hatten sich auch der US-Fonds Lone Star und die BayernLB bemüht. Die Bayern hatten nach Angaben aus Finanzkreisen 2,6 Milliarden Euro geboten.
Die BayernLB habe mit Bedauern die Entscheidung des ÖGB zur Kenntnis genommen, sagte die Bank in einer ersten Reaktion.
Refco-Insolvenz löste Skandal aus
Der ÖGB musste die Bank verkaufen, um Nettoschulden von 1,7 Milliarden Euro abdecken zu können. Ende der 90er Jahre hatte die BAWAG mit Spekulationsgeschäften in der Karibik über eine Milliarde Euro verloren. Aufgeflogen war diese Affäre vor einem Jahr nach einem Kredit an den nur kurze Zeit später insolventen US-Broker Refco.
Die Affäre kostete den damaligen ÖGB-Boss Fritz Verzetnitsch seinen Job und stürzte die Gewerkschaft in eine tiefe Krise.
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