Ertegün rutschte am 29. Oktober bei einem Konzert der Rolling Stones in New York hinter der Bühne aus und fiel auf den Kopf. Seitdem lag er im Koma.
Geschickter Verhandler
Der in Istanbul geborene Sohn eines türkischen Diplomaten war bis zuletzt eine der einflussreichsten und schillerndsten Figuren in der Branche. Er verhalf unzähligen Musikern zum Durchbruch und prägte die US-Popkultur in allen wichtigen Genres vom Jazz bis zum Rock.
Bei Atlantic Records unterschrieben dank seines Verhandlungsgeschicks Stars wie die Rolling Stones, Genesis, AC/DC, die Bee Gees, Bette Midler und die drei Tenöre Luciano Pavarotti, Placido Domingo und Jose Carreras.
Schon in der Jugend Platten gesammelt
Ertegüns Leidenschaft galt vor allem dem Jazz und dem Blues. Bereits in jungen Jahren streifte er mit seinem älteren Bruder Nesuhi auf der Suche nach der damals nur schwer auf Platte zu bekommenden Musik durch die Schwarzenviertel Washingtons, wo sein Vater als Botschafter die Türkei vertrat.
"Mein Vater war ein Diplomat und bereits Botschafter in der Schweiz, in Frankreich und England, bevor er in die USA kam. Wir lebten in all diesen Ländern und hatten stets Musik im Haus, viele Arten von Populärmusik, und wir hörten viel Jazz", erinnerte sich Ertegün in einem Interview.
"Als wir nach Washington kamen, sammelten wir bereits Platten. Wir hatten schon eine Sammlung von 25.000 Blues- und Jazz-Platten."
Zwischen zwei Welten
Als Diplomatensohn genoss Ertegün beste Erziehung und verkehrte in Washingtons Oberschicht. Dennoch schaffte er es problemlos, sich auch in andere Schichten zu integrieren. Er freundete sich etwa mit Louis Armstrong und Duke Ellington an.
Das habe dazu geführt, dass Ertegün nicht nur als Vermarkter schwarzer Musik wahrgenommen wurde, sondern tatsächlich ein Teil der Szene war, so der Plattenproduzent Jerry Wexler. "Der Übergang zwischen diesen zwei Welten ist eine von Ahmets auffälligsten Eigenschaften."
Mit geliehenem Geld Atlantic gegründet
1947 lieh sich Ertegün 10.000 Dollar von einem türkischen Zahnarzt und beschloss kurzerhand, gemeinsam mit dem Blues-Experten Herb Abramson eine eigene Plattenfirma zu gründen, die im Nachkriegsamerika die Musik der Afroamerikaner in die Wohnzimmer der weißen Käufer bringen sollte.
Charles, Coltrane, Mingus
1948 landete Atlantic Records mit Stick McGhees Neuaufnahme von "Drinking Wine, Spo-Dee-O-Dee" den ersten Hit. Außerdem entdeckte der Musikmogul auch das zwischen Rhythm and Blues, Gospel, Soul und Country wechselnde Multitalent Ray Charles. Ertegün taucht als Figur auch in der Charles-Filmbiografie "Ray" aus dem Jahr 2004 auf.
1956 kam Ertegüns Bruder Nesuhi in die Firma. Er produzierte fortan Jazzlegenden wie John Coltrane, Charles Mingus und Ornette Coleman. Gut zwei Jahrzehnte später war Atlantic Records eine der größten Plattenfirmen der Welt.
In der Türkei beigesetzt
Ertegün wurde für sein Wirken mehrfach geehrt, unter anderem mit der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame. Er soll in der Türkei beigesetzt werden. In New York ist eine Gedenkfeier geplant, die aber erst nach dem Jahreswechsel stattfinden soll.
Links:
- Atlantic Records
- Biografie (Wikipedia)