Doch die Affäre scheint damit noch keineswegs vom Tisch. Zimmermann ist sich keiner Schuld bewusst und will arbeitsrechtliche Schritte ergreifen.
"Anschuldigungen ausgeräumt"
Seine Abberufung durch den Aufsichtsrat, die ihm ohne Anhörung nach der Sitzung mitgeteilt worden sei, sei "nicht berechtigt". Er habe "alle meine Obliegenheiten stets bestens zum Wohle des Unternehmens ausgeübt".
Alle im persönlichen Gespräch am Wochenende mit Aufsichtsrat Rudolf Fischer und den ÖBB-Holding-Vorständen Martin Huber und Erich Söllinger geäußerten Anschuldigungen habe er aus seiner Sicht "voll ausräumen" können, betonte Zimmermann am Donnerstag im Ö1-Morgenjournal - mehr dazu in oe1.ORF.at.
"Nicht unterschrieben"
Er habe das 800-Millionen-Euro-Bauprojekt im Iran der Infrastruktur-Bau-Tochtergesellschaft ARCC nie selbst genehmigt, nichts unterschrieben und es gebe auch keine Pönaleforderungen.
Für den Kauf von Waggon-Scannern aus China würden alle formalen Beschlüsse vorliegen und ÖBB-Chef Huber sei über alles informiert gewesen. Auch den Vorwurf der Freunderlwirtschaft durch Vergabe eines Geschäfts an eine angebliche Freundin seiner Frau weist Zimmermann zurück. Wieso er nun so unter Beschuss stehe, wisse er nicht.
Vorwürfe der internen Revison
Die interne Revision der Bahn wirft Zimmermann bei den gestoppten Baugeschäften als Generalunternehmer im Iran und für die Scanner-Anschaffung die Umgehung des Aufsichtsrats vor.
In Verbindung mit den Iran-Geschäften lautet der Vorwurf darüber hinaus auf Verletzung der Aufsichtspflicht, zwei Absichtserklärungen zum Bau von Schnellbahnen im Raum Teheran soll Zimmermann aber auch selbst unterschrieben haben.
An die Gesundheitsberatungsfirma Sanconsult, an der eine frühere Bahn-Managerin beteiligt ist, sollen - unter Umgehen der Konzernregeln - außerdem "nicht gerechtfertigte Geldflüsse" ergangen sein. Insgesamt acht Mitarbeiter der Firma Sanconsult seien zu "betriebswirtschaftlich nicht nachvollziehbaren Verträgen" von der ÖBB Infrastruktur Betrieb AG bezahlt worden.
Huber sieht "gewaltigen Imageschaden"
Dem ÖBB-Konzern sei durch die Vorgänge ein "gewaltiger Imageschaden im In- und Ausland" entstanden, rechtfertigte Huber die Entlassung Zimmermanns. Nach derzeitigem Wissensstand gebe es elf Projekte, nicht nur im Iran, sondern auch in Jordanien. Die Gesamtkosten des Scanners, für den es weder eine Machbarkeitsstudie noch eine Betriebsbewilligung gebe, würden über fünf Mio. Euro betragen, so Huber.
Der Konzern prüfe, ob ein Ausstieg aus den Verträgen mit China möglich sei - wenn nicht, bleibe ein Schaden von 3,5 Mio. Euro, so Huber. Der Ausstieg aus den Iran-Geschäften sei mit großer Wahrscheinlichkeit ohne Schaden möglich.
Trattner übernimmt
Zimmermann wird sein Vorstandsgehalt gemäß dem Aktiengesetz noch bis Juni 2007 ausbezahlt bekommen. Seine Agenden übernimmt vorläufig Vorstandskollege und ehemaliger Bundesfinanzreferent sowie Bundesgeschäftsführer der FPÖ, Gilbert Trattner. Eine Neubesetzung sei aber geplant und werde in jedem Fall ausgeschrieben werden, sagte Huber.
Westenthaler-Partner involviert?
Unterdessen wurde bekannt, dass in die Iran-Geschäfte auch ein früherer Geschäftspartner von BZÖ-Parteiobmann Peter Westenthaler involviert gewesen sein soll.
Wie der "Standard" am Donnerstag berichtet, lief ein Teil der Geschäfte über die Wiener Firma IIFC Industrial and Investment Finance Consulting GmbH des iranischen Millionärs Farroch Scharif. Scharif bekleidete zahlreiche Funktionen bei österreichischen Fußballklubs, unter anderem war er zeitgleich mit Westenthaler Vizepräsident bei der Vienna.
Mit dem ehemaligen FPÖ- und späteren BZÖ-Werbemann Gernot Rumpold betreibt Scharif laut Firmenbuch nach wie vor eine gemeinsame Firma namens EURAN HandelsgmbH, an der beide zu jeweils 50 Prozent beteiligt sind.
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