Erstes Plastinarium eröffnet

Skelette hängen von der Decke.
Leichenpräparate von Menschen und Tieren sollen im weltweit ersten Plastinarium in Guben im deutschen Bundesland Brandenburg künftig unter den Augen der Besucher entstehen.

Der umstrittene Heidelberger Leichenpräparator Gunther von Hagens eröffnete dort Anfang November unter Protesten eine Schauwerkstatt im Gebäude einer ehemaligen Tuchfabrik.

Für das Projekt waren das ehemalige Rathaus und ein angrenzender Gebäudetrakt umgebaut und in Stand gesetzt worden.

Auch "Körperwelten"-Exponate zu sehen
Besucher können sich in einer Ausstellung über die Präparation und die Geschichte der Plastination informieren. In Vitrinen sind Skelettteile und Wachsabdrücke von menschlichen Organen zu sehen. In einem abgedunkelten Schauraum gibt es Exponate der umstrittenen Ausstellung "Körperwelten".

Plastinieren hautnah
Der wohl umstrittenste Bereich ist eine 1.000 Quadratmeter große Schauwerkstatt. Skelette hängen von der Decke, verpackte Knochen liegen herum. In einem Regal sind fein säuberlich etliche Schädel sortiert.

Im Mittelpunkt steht ein abgetrennter Bereich, wo die Besucher den Mitarbeitern beim Einbalsamieren und Plastinieren von Leichen zusehen können.

"Tabubruch"
In Deutschland läuft vor allem die evangelische Kirche gegen das Plastinarium Sturm. Der Pfarrer Michael Domke sagte im Vorfeld der Eröffnung: "Das Plastinarium ist ein Tabubruch, mit dem von Hagens den Ekel und Grusel vor den plastinierten Leichen durchbrechen will, um damit Geld zu verdienen."

Für die Stadtführung zählen vor allem die neu geschaffenen Arbeitsplätze. In der Kleinstadt an der Grenze zu Polen hat jeder Fünfte keinen Job. Von Hagens beschäftigt in der Gubener Plastinate GmbH bereits 48 Mitarbeiter, etwa 300 sollen es in einigen Jahren sein.

2,6 Millionen Euro investiert
Von Hagens lässt sich nicht von seiner Meinung abbringen, wonach an seinem Tun nichts Verwerfliches sei: "Ein Plastinat ist so wenig ein Leichenteil, wie ein Stück Fleisch auf dem Teller ein Kadaver ist."

In einigen Jahren wolle er bis zu eine Million Scheibenplastinate von Mensch und Tier in Guben herstellen und verkaufen, vornehmlich an Universitäten. Bisher habe er 2,6 Millionen Euro in das Plastinarium investiert, das weiter ausgebaut werden solle.

Links: