'Ndrangheta weitet Aktivitäten aus

"Berliner Zeitung": Mafia investiert Millionen in Immobilien und Energiekonzerne.
Nach Erkenntnissen deutscher Sicherheitsbehörden hat die italienische Mafia ihre Aktivitäten in den letzten Jahren zunehmend auf Deutschland ausgeweitet. Das berichtete die "Berliner Zeitung" am Samstag unter Berufung auf einen geheimen Bericht des Bundesnachrichtendienstes (BND).

Vor allem die ursprünglich im süditalienischen Kalabrien ansässige 'Ndrangheta sei in Deutschland aktiv. Die Organisation nutze Deutschland nicht nur als Durchgangsland für ihren Waffen- und Drogenschmuggel.

Investition in Immobilien
Die 'Ndrangheta habe zudem kriminelle Gewinne in zweistelliger Millionenhöhe in den Erwerb von Hotels, Gaststätten und weiteren Immobilien hauptsächlich in Thüringen, Sachsen und an der Ostsee investiert.

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete bereits Anfang des Jahres, dass die Mafia ganze Stadtviertel in Deutschland übernommen habe.

Drogenhandel und Waffenschmuggel
Nach Erkenntnissen des BND und des Bundeskriminalamtes erzielt die 'Ndrangheta den Großteil ihrer Gewinne aus dem internationalen Rauschgift- und Waffenhandel. In beiden Fällen führen die wichtigsten Transitrouten durch Deutschland.

In Ostdeutschland haben sich zu diesem Zweck laut "Berliner Zeitung" mehrere Clans der Organisation angesiedelt, um von dort aus insbesondere den Waffen- und Sprengstoffschmuggel nach Osteuropa zu organisieren.

Namentlich sollen in diesem Zusammenhang zwei Clans der 'Ndrangheta in dem BND-Bericht genannt werden.

Erwerb von Aktienpaketen
Dem Geheimdienstbericht zufolge gilt Deutschland neben Belgien, den Niederlanden, Spanien und Frankreich auch als wichtigstes Zentrum der Geldwäscheaktivitäten der kalabrischen Mafia.

So seien an der Frankfurter Börse große Aktienpakete erworben worden, vor allem Anteile an Energiekonzernen. Davon betroffen ist demnach auch der russische Energiemulti Gazprom.

Kritik an Italien
Kaum verhohlene Kritik soll der BND-Bericht laut "Berliner Zeitung" am italienischen Staat äußern, der aus Sicht des Geheimdienstes nur unzureichend gegen die italienische Mafia vorgehe.

Das liege zum einen an den noch von der inzwischen abgelösten Berlusconi-Regierung beschlossenen Gesetzen, die die Enteignung mafiöser Vermögenswerte wesentlich erschwert hätten und einer Art "Garantieerklärung für die Mafia" gleich kämen. Zum anderen sei es der 'Ndrangheta in hohem Maße gelungen, Politik und Justiz zu unterwandern.

Justiz in Mafia verstrickt
Erst am Freitag wurde in der süditalienischen Stadt Vibo Valentia die angesehene Richterin Patrizia Pasquin wegen Verstrickungen zu Mafia-Clans festgenommen. Sie soll Verbindungen zum prominenten Boss der 'Ndrangheta, Diego Mancuso, unterhalten haben.

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