Borat ist zwar eine Kunstfigur, zu Satirezwecken erschaffen vom britischen Komiker und "Ali G"-Erfinder Sacha Baron Cohen. Doch spätestens, seit Cohen in seiner Rolle im Vorjahr die MTV Europe Music Awards moderierte und große Bekanntheit erreichte, ist die kasachische Regierung alarmiert: Sie befürchtet, Borat beschädige international das Ansehen des zentralasiatischen Landes.
Angst vor "Borat"-Film
Jetzt droht die nächste Schmach: Cohen hat die Abenteuer des TV-Reporters auf Kinolänge ausgebreitet. "Borat" wird als eine der kompromisslosesten, bösesten Komödien der letzten Jahre gefeiert.
Kasachstan ortet hingegen ein größeres Imageproblem. Das Land will Borat Paroli bieten - unter anderem mit dem teuersten Film, den es je produziert hat.
Urin, Esel und Prostituierte
Dass Borat Sagdiyev der Albtraum der kasachischen Imagepfleger ist, liegt auf der Hand. Er trinkt "gegorenen Pferde-Urin", ist rassistisch, sexistisch und unflätig, und im Filmtrailer küsst er - umringt von Eseln, zerfallenen Holzhäusern und ungepflegten Klischee-Kasachen - innig eine junge Frau und erklärt dann: "Das ist Natalia. Sie ist meine Schwester. Sie ist viertbeste Prostituierte in ganz Kasachstan. Toll!"
Verliebt in Pamela Anderson
Cohens Humor ist tatsächlich eine Gratwanderung, doch die Ausfälle seiner kasachischen Kunstfigur sind letztlich nur das Grundgerüst, um latenten Sexismus und Rassismus seiner westlichen Interviewpartner zu enthüllen.
Im Spielfilm "Borat", der im Englischen den Untertitel "Cultural Learnings of America Make Benefit Glorious Nation of Kazakhstan" trägt, schickt Cohen seine Figur in die USA. Dort verliebt sich Borat in ein Bild von Pamela Anderson und will den "Baywatch"-Star heiraten.
Nasarbajew auf Besuchstour
"Borat" läuft ausgerechnet zu einem Zeitpunkt an, zu dem der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew seinen amerikanischen Amtskollegen George W. Bush und den britischen Premier Tony Blair besucht.
Rein zufällig hat Kasachstan parallel zu den Besuchen Werbezeit im US- und im britischen Fernsehen gekauft und will Imagespots ausstrahlen.
Britische Medien berichteten gar, Borat stehe ganz oben auf der Liste der Gesprächsthemen von Bush und Nasarbajew. "Ich kann eindeutig sagen, dass Fragen zu diesem Film oder der Kunst - wenn man sie so nennen will - von Sacha Baron Cohen nicht besprochen werden", erklärte daraufhin Jersan Aschikbajew, der Sprecher des kasachischen Außenministeriums.
Domain gesperrt
Borat.kz, die kasachische Internet-Domain, die Cohen betrieb, wurde im Dezember gesperrt. Aschikbajew drohte dem Komiker mit "juristischen Maßnahmen" und vermutete, der Brite "erfüllt politische Anweisungen".
Diese Art der Gegenwehr ging allerdings nach hinten los. Cohen, der jüdischer Abstammung ist, nahm in Borat-Verkleidung ein Statement auf und stellte es in Netz: "Ich erkläre, ich habe keine Verbindung zu Mr. Cohen und unterstütze die Entscheidung meiner Regierung voll und ganz, diesen Juden zu klagen."
Epische Kämpfe
Aschikbajew, der lautstärkste Cohen-Kritiker, ist seither vorsichtig und betont stets, dass die kasachische Regierung die Satire des Briten durchaus als solche erkannt habe. Als Antwort auf "Borat" setzt man nun voll aufs Kino.
"Nomad", ein Historienepos über den Kampf zwischen kasachischen Stämmen und mongolischen Eindringlingen, soll noch heuer in die US-Kinos kommen. 40 Millionen US-Dollar hat die kasachische Regierung in die Produktion investiert. Damit ist "Nomad" der teuerste Film, der je in der zentralasiatischen Republik gedreht wurde.
Botschaft des Präsidenten
Die einflussreichen Filmproduzenten Bob und Harvey Weinstein übernehmen den US-Vertrieb und haben durchgesetzt, dass für die internationale Fassung des Films Actionszenen nachgedreht werden. Milos Forman ist einer der Produzenten, und der aufstrebende Hollywood-Jungstar Jay Hernandez ("Hostel") und Jason Scott Lee spielen Hauptrollen.
Die Besetzung ist international, der Film ist aber doch ganz klar als Imagepflege für Kasachstan gedacht: Am Anfang und am Ende des Films wendet sich Nasarbajew höchstpersönlich ans Kinopublikum.
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