Neben Teilen Nordrhein-Westfalens sowie zahlreichen Regionen Frankreichs kam es auch im Norden und Süden Italiens sowie in Belgien und Spanien zu Unterbrechungen der Stromlieferungen von bis zu einer halben Stunde.
Knapp völligem Blackout entgangen
Nach den Worten eines Vorstandsmitglieds des französischen Zulieferers RTE ist das europäische Stromnetz bei den Ausfällen in der Nacht auf Sonntag nur knapp einem völligen Blackout entgangen.
Ausgelöst worden sei die Kettenreaktion durch eine Panne bei zwei Hochspannungsleitungen mit jeweils 400.000 Volt in Deutschland, sagte RTE-Vorstandsmitglied Pierre Bornard nach französischen Medienberichten.
Dieses riesige Energiedefizit in Deutschland habe die Stromerzeugung in Europa aus dem Gleichgewicht geworfen. Die Ursache ist allerdings weiter unbekannt.
Computer schaltete "brutal" ab
Um einen völligen Blackout zu vermeiden, schalteten Computer "brutal" den Strom für einen Teil der Konsumenten ab, sagte Bornard. Damit wurde ein völliger Zusammenbruch abgewendet. Bornard sprach in diesem Zusammenhang vom "Kartenhaus"-Phänomen.
Kreuzfahrtschiff schuld?
Eine Stromabschaltung für die Durchfahrt eines Kreuzfahrtschiffes auf der deutschen Ems könnte zumindest eine der Ursachen für den Netzausfall sein.
Eine halbe Stunde vor dem Stromausfall sei eine Höchstspannungsleitung über der Ems nördlich von Papenburg ausgeschaltet wurden, um die "Norwegian Pearl" passieren zu lassen, sagte der Sprecher der E.ON-Netz, Christian Schneller, am Sonntag der dpa in München.
Frankreich besonders betroffen
Besonders bemerkbar machten sich die Versorgungsschwierigkeiten in Frankreich, wo der Strom in Teilen der Hauptstadt Paris sowie in Teilen der Departements Rhone, Loire, Ain, Saone-et-Loire und Isere ausfiel.
Zehn Millionen Menschen ohne Strom
Eine Reihe von TGV-Hochgeschwindigkeitszügen fiel in der Mitte und im Norden des Landes zeitweise aus, wie die Eisenbahngesellschaft SNCF bekanntgab.
Insgesamt waren in Frankreich etwa zehn Millionen Menschen von den Ausfällen betroffen, sagte ein Sprecher der für die Stromverteilung zuständigen Behörde RTE. Zwischen 22.30 und 23.00 Uhr sei die Panne wieder behoben gewesen.
Von Turin bis Kalabrien
Wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete, waren besonders die Gebiete um Turin und Genua betroffen.
Die Nachrichtenagentur Apcom meldete unter Berufung auf das Innenministerium, dass es Stromausfälle bis nach Ligurien und Kalabrien im Süden des Landes gegeben habe. Nach einer halben Stunde sei die Lage aber überall wieder normal gewesen.
Prodi fordert europäische Energiebehörde
Der italienische Regierungschef Romano Prodi forderte nach dem Blackout eine gesamteuropäische Energiebehörde. "Wir hängen einer vom anderen ab, aber wir können uns nicht gegenseitig helfen, wenn es keine gemeinsame Behörde gibt", sagte Prodi am Sonntag der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.
Es sei "vollkommen widersprüchlich", dass die Europäer zwar etliche Verbindungen, aber keine eigene Behörde für Energiefragen hätten.
Blackout auch in Spanien
In Spanien kam es laut Medienberichten ebefalls zu Stromausfällen. Davon seien einzelne Ortschaften in den Regionen Madrid, Katalonien, Valencia, Kastilien-La Mancha und Kastilien-Leen betroffen gewesen, hieß es.
Zu wenig Kraftwerksleistung
Auch in Nordrhein-Westfalen dauerte die Panne etwa eine halbe Stunde. Betroffen waren nach Angaben eines Sprechers der Kölner Bezirksregierung Gebiete im Erftkreis, in den Kreisen Düren und Euskirchen sowie in der Stadt Köln. Ursache sei zu wenig Kraftwerksleistung im Netz gewesen, sagte ein Sprecher des Netzbetreibers RWE Rhein-Ruhr.
Weite Teile Deutschlands betroffen
Auch am Flughafen Köln-Bonn fiel der Strom aus, dort übernahmen aber Notstromaggregate. Nach Angaben des bayerischen Landeskriminalamtes in München war die Elektrizität auch in den Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels ausgefallen. Auch im nördlichen Saarland war laut Polizei der Strom kurzfristig weg. Ebenfalls seien Teile Baden-Württembergs ohne Elektrizität gewesen.
Flandern teils ohne Strom
Auch im belgischen Flandern habe es Probleme mit der Elektrizitätsversorgung gegeben, berichtete der dortige Energieversorger Elia.
Suche nach Ursache
Der Sprecher der RWE Rhein-Ruhr, Theo Horstmann, sagte dpa, die genaue Ursache und der Ort der Störung seien noch unklar. "Wir haben ein europäisches Verbundnetz. Insofern kann eine Störung tatsächlich weit reichende Auswirkungen in mehreren Ländern haben", erläuterte der Sprecher.