Die FPÖ benützte diese Gelegenheit für einen symbolischen Tabubruch: Die freiheitlichen Abgeordneten trugen am Revers eine blaue Kornblume.
Erkennungszeichen der NSDAP-Anhänger
Diese war in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts hier zu Lande das Erkennungszeichen für die illegalen Nationalsozialisten. Die Kornblume war - trotz oder gerade wegen ihrer symbolischen Aufladung - auch in der Zweiten Republik das Symbol des Dritten Lagers.
Belastetes Symbol
Bei SPÖ und ÖVP hat das Tragen einer roten bzw. weißen Rose jahrzehntelange Tradition. Die FPÖ-Mandatare waren dagegen etwa bei der Konstituierung des Nationalrats 1999 und 2002 lediglich mit einer rot-weißen Schleife geschmückt. Zu dieser fügte Strache nun die symbolisch belastete Kornblume hinzu.
Bismarcks Lieblingsblume
Die Kornblume gilt seit dem 19. Jahrhundert als Symbol für deutschnationale Bewegungen. Auftrieb erhielt das vor allem dadurch, dass der deutsche Kaiser Wilhelm I. die Blume zu seiner Lieblingsblume erklärte.
Sie war zudem die Lieblingsblume des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck, der im 19. Jahrhundert das deutsche Reich schuf.
Von Schönerer zu den Nazis
In Österreich war die blaue Ackerblume zunächst das Symbol der alldeutschen Bewegung von Georg Ritter von Schönerer, die für die Vereinigung aller deutschsprachigen Völker unter Preußens Führung eintrat.
Als die NSDAP im Juni 1933 von Kanzler Engelbert Dollfuß verboten wurde, wurde - da Hakenkreuze und andere NS-Symbole verboten waren - die Kornblume zum Symbol für die Nationalsozialisten. Eine Kornblume auf dem Revers (oder darunter) war das Erkennungszeichen - und jeder in Österreich wusste damals, was es bedeutete.
Streit im Gemeinderat
Bereits vor mehr als zehn Jahren hatten die Freiheitlichen - allerdings auf Gemeinderatsebene - mit der Kornblume für Aufregung gesorgt. Bei der Angelobung eines neuen FPÖ-Mandatars im Linzer Gemeinderat hatten seine Kollegen die Kornblume im Knopfloch.
Das löste damals einen heftigen Streit aus - Bürgermeister Franz Dobusch von der SPÖ ließ damals prüfen, ob ein Verstoß gegen das NS-Verbotsgesetz vorliegt.
Dobusch wollte das damals nicht als Bagatelle abgetan wissen. "Mit so einer Symbolik will man gewisse Kreise ansprechen, man traut es sich nicht zu sagen, also nimmt man ein Zeichen." Man müsse, warnte Dobusch damals, "den Anfängen wehren".
Vilimsky: "Lassen uns nicht ins Nazi-Eck rücken"
FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky schrieb am Montag in einer Reaktion auf den ORF.at-Bericht in einer Aussendung, das Symbol der Kornblume gehe auf das Jahr 1800 zurück und sei Symbol der Freiheitsbewegung von 1848. Die FPÖ stehe in politischer Tradition des Jahres 1848 und lasse sich "nicht in das Nazi-Eck rücken".
Weiters heißt es in der FPÖ-Aussendung, die Partei schalte wegen der ORF.at-Berichterstattung "ihre Rechtsanwälte sowie ihre Vertreter im Stiftungs- und Publikumsrat ein und wird eine Protestnote an den designierten ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz einbringen".
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