"Extrem Gewalttätige gegen Ultragewalttätige"

Tausende Skinheads laut Studie immer gewalttätiger.
Rechtsextreme Gewalt durch Skinheads in den USA nimmt einer Studie zufolge zu. Ursache ist demnach die mittlerweile starke interne Zerstrittenheit der Szene, in der kleinere Gruppen immer mehr gegen die etablierten Banden aufbegehren.

"Szene wird größer und instabiler"
"Wenn diese kleinen Gruppen sich selbst beweisen wollen, dann führt das zu einem Anstieg extremer Gewalt", sagte der Direktor des Southern Poverty Law Center's Intelligence Project, Mark Potok, vor kurzem bei der Vorlage der Studie.

"Die Skinhead-Szene wird größer und zugleich ist sie instabiler - und das stellt eine Gefahr für die Öffentlichkeit dar", warnte er.

Rebellion der "Ultragewalttätigen"
Lange Zeit dominierte in den USA die Hammerskin Nation die Szene, sie hat international Tausende Anhänger. Doch seit zwei Jahren würden andere, kleinere Gangs wie die Outlaw Hammerskins und der Vinlander Social Club zunehmend versuchen, mit Gewalttaten den ihnen entgegengebrachten Respekt sowie ihre Rolle in der Szene zu steigern, erläuterte Potok.

"Das Bemerkenswerte an dieser Rebellion ist, dass es eine Rebellion der Ultragewalttätigen gegen die extrem Gewalttätigen ist."

Gewalt ufert aus
Das Skinhead-Problem in den USA erreicht deshalb eine neue Dimension. Fast 5.000 Menschen werden der gewalttätigen, rechtsradikalen Skin-Szene zugerechnet. Je nach Quelle ist von 110 bis 160 unterschiedlichen Gruppierungen die Rede

Und auch die Gewalt ufert aus. Während der letzten Jahre habe es 17 Verurteilungen in Fällen von Mord, Totschlag und Mordversuch gegeben, die rassistischen Skinheads zugeordnet werden, berichtet die Anti-Defamation League (ADL).

Die Skinhead-Hochburgen
Grundsätzlich ist das Problem nicht neu: Neonazis sind seit den frühen 80er Jahren in den USA aktiv. Die Gewalt erreichte einen Höhepunkt zwischen 1988 und 1992 - danach ging sie etwas zurück, nachdem die Behörden verstärkt gegen die Gruppen vorgegangen waren.

Skinhead-Hochburgen sind vor allem Städte wie Los Angeles, Portland, Salt Lake City, Denver und Boston sowie der Mittlere Westen. Häufig bestehen Verbindungen zwischen den Gruppen in den USA und jenen in Europa. Zunehmend vermischen sie sich auch mit Neonazi-Gruppen und dem Ku Klux Klan.

Von der Straßengang bis zur Großorganisation
Die Organisation von rassistischen Skinhead-Gruppen in den USA unterscheidet sich je nach Region grundlegend, wie die Anti Defamation League erklärt. Im Großteil Kaliforniens und in Phoenix etwa sei eine hohe Fluktuation zu verzeichnen. Es würden sich zahlreiche kleine, kurzlebige Gruppen bilden, die Szene sei ständig in Bewegung.

Im Süden Kaliforniens hingegen gebe es größere, langlebige Gruppen wie PEN1 ("Public Enemy Number One"). Diese Gruppen hätten oft den Charakter von Straßengangs.

Überregionale, straff organisierte Gruppen wie die Hammerskin Nation sind eher die Ausnahme in den USA. Die allermeisten rassistischen Skinheads sind in überhaupt keinen Gruppen organisiert und nehmen, wenn überhaupt, nur an deren Veranstaltungen teil.

Viele rassistische Skinheads haben sich zudem Neonazi-Organisationen angeschlossen, die nicht von Haus aus Skinhead-Gruppen sind, deren Mitglieder aber in ihren Reihen akzeptieren.

Nicht jeder Skinhead ist Nazi
Rassistische Skinheads sind im Übrigen nur ein überschaubarer Teil der viel größeren Skinhead-Szene in den USA. Während ein Großteil der Skinheads die Rassisten in der Bewegung herunterspielt, werden diese von "Anti-Racist-Skins" sogar gewalttätig bekämpft.

Noch öfter aber kommt es zu Überfällen von rassistischen Skinheads auf Mitglieder anderer Skin-Gruppen.

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