Auch Todesstrafe droht

US-Soldaten müssen sich wegen Mordes und Vergewaltigung im Irak vor einem Kriegsgericht verantworten.
Elf US-Soldaten müssen sich wegen Mordes während ihres Einsatzes im Irak vor einem Kriegsgericht verantworten. Vier der Angeklagten wird nach Angaben der US-Armee vom Mittwoch zur Last gelegt, im März nahe Bagdad ein 14-jähriges Mädchen vergewaltigt zu haben.

Danach sollen sie das Mädchen, dessen Eltern und die fünfjährige Schwester ermordet haben. Die Vorwürfe gegen zwei der Soldaten wiegen so schwer, dass gegen sie die Todesstrafe verhängt werden könnte, gab die Armee bekannt.

In zwei weiteren Fällen geht es um die Ermordung irakischer Gefangener während eines Einsatzes der US-Armee im Mai nördlich von Bagdad sowie um die Ermordung eines irakischen Zivilisten im April.

Beteiligung bereits gestanden
Im Fall der Vergewaltigung und Ermordung der 14-Jährigen sowie der anschließenden Tötung von drei Mitgliedern ihrer Familie hatte der 23-jährige US-Soldat James Barker bei einer Vorverhandlung seine Beteiligung gestanden.

Laut Militärangaben schilderte Barker in dem schriftlichen Geständnis die grausamen Einzelheiten der Tat, die sich Mitte März nahe Mahmudidschah rund 30 Kilometer südlich von Bagdad ereignete.

Mitglieder der 101. Luftlandedivision
Die vier Soldaten sind Mitglieder der bei den Streitkräften besonders angesehenen 101. Luftlandedivision.

Einem fünften Angeklagten, dem als Haupttäter geltenden 21-jährigen Steven Green, soll vor einem Zivilgericht der Prozess gemacht werden. Er war wegen "Persönlichkeitsstörungen" noch vor Bekanntwerden der Tat aus der Armee entlassen worden.

Schüsse aus Nebenraum
Laut Anklageschrift der US-Bundespolizei FBI gegen Green drang Green mit vier weiteren Soldaten in das Haus der irakischen Familie ein. In Barkers Geständnis heißt es, er und ein weiterer Soldat hätten versucht, das Mädchen zu vergewaltigen.

Green sei währenddessen mit den anderen Familienmitgliedern in einen Nebenraum gegangen. Kurz darauf seien Schüsse zu hören gewesen, Green sei mit den Worten "Sie sind alle tot. Ich habe sie getötet" aus dem Raum gekommen.

Danach hätten er und ein anderer Soldat das Mädchen vergewaltigt, das Green später erschossen habe.

"Stress im Kampf"
Im Anschluss an die Tat hätten die Soldaten versucht, ihre Opfer zu verbrennen. Die zunächst irakischen Milizen zugeschriebene Tat war erst am 20. Juni bei einem Briefing der US-Armee über "Stress im Kampf" ans Licht gekommen.

Auf Befehl gehandelt?
Vier weiteren Soldaten, die sich ebenfalls vor dem Kriegsgericht verantworten müssen, wird zur Last gelegt, bei einem Einsatz am 9. Mai in der Provinz Salaheddin drei irakische Gefangene vorsätzlich ermordet zu haben.

Die Soldaten gaben zu ihrer Verteidigung an, sie hätten während einer Razzia gegen Mitglieder des El-Kaida-Netzwerks von Osama bin Laden den Befehl erhalten, "alle Männer im waffenfähigen Alter zu töten"

Anklage gegen Marineinfanteristen
Schließlich befand ein Militärgericht auf dem Militärstützpunkt Camp Pendleton in Kalifornien, dass drei von sieben wegen vorsätzlichen Mordes an einem Iraker angeklagte Marineinfanteristen sich vor dem Kriegsgericht verantworten müssten.

Laut Anklage holten die Soldaten am 26. April in Hamdania westlich von Bagdad einen Mann aus seinem Haus und erschossen ihn. Neben seine Leiche sollen sie eine Schaufel gelegt haben, um den Eindruck zu erwecken, der Mann sei dabei gewesen, einen Sprengsatz neben der Straße zu legen.

Massaker in Haditha
Der Fälle gehören zu einer ganzen Reihe von Misshandlungsaffären und gewaltsamen Übergriffen der US-Truppen im Irak. Dazu gehört auch das Massaker in der Stadt Haditha, bei dem US-Marineinfanteristen am 19. November letzten Jahres 24 irakische Zivilisten getötet haben sollen.

Den Soldaten wird vorgeworfen, nach dem Tod eines Kameraden durch ein Bombenattentat an den Einwohnern des Ortes Rache genommen zu haben. Die Truppe sei von Haus zu Haus gezogen und habe wahllos Männer, Frauen und Kinder sowie fünf Insassen eines Taxis niedergeschossen.