Wie immer hüllt sich die Schwedische Akademie, die den Preisträger wählt, in Schweigen. Und wie immer zeigt ein Blick auf die Nobelpreis-Wetten der Buchmacher, wer als heißer Favorit gilt.
Punktet Pamuk mit brisanten Themen?
Heißester Favorit bei den Wettbüros ist der türkische Autor Orhan Pamuk. Er wurde im vergangenen Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet und galt bereits damals als Nobelpreis-Kandidat.
Der 54-Jährige beschäftigt sich in seinen Büchern mit den Verbindungen und Gegensätzen zwischen Europa und der Türkei - und damit wohl einem der aktuellsten und auch politisch brisantesten Themen derzeit.
Adonis auf Platz zwei
Pamuk steht auch bei der britischen Wettagentur Ladbrokes mit einer Quote von 4:1 ganz oben auf der Liste der Kandidaten. Unmittelbar hinter ihm liegt der in Syrien geborene Dichter Adonis (Ali Ahmed Said Asbar) mit einer Quote von 5:1.
Auch Adonis wurde schon in den vergangenen Jahren immer wieder als heißer Kandidat genannt. Überhaupt ähneln die Namen von heuer sehr jenen der letztjährigen Favoriten: Der Pole Ryszard Kapuscinski kommt in diesem Namenskarussell etwa immer wieder vor.
Es geht um viel: eine Medaille, ein Diplom, einen Geldpreis in der Höhe von zehn Millionen Kronen (1,1 Mio. Euro) und vor allem die Garantie, dass die Bücher des Gewinners die Bestsellerlisten im Sturm erobern werden.
Sieben Europäer in zehn Jahren
Wer als Favorit gilt und wer nicht, hat nicht nur mit der literarischen Qualität zu tun, sondern auch mit Politik und mit der Statistik.
Sieben der letzten zehn Preisträger kamen aus Europa, was heuer auf einen außereuropäischen Kandidaten schließen lässt. In den letzten fünf Jahren schrieben drei Gewinner auf Englisch. Das schwächt die Position von US-Favoriten.
Fünf Nobelpreise für die USA?
Kommt doch ein US-Schriftsteller zum Zug, stehen unter anderen Philip Roth, dessen neues Buch "Jedermann" vielfach hymnisch gelobt wurde, Joyce Carol Oates, Thomas Pynchon, John Updike und Don DeLillo hoch im Kurs.
Bekommt ein Amerikaner die höchste Auszeichnung im Bereich Literatur, wäre die US-Dominanz bei den Nobelpreisen heuer perfekt: Zuvor gingen schon die Preise für Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaftswissenschaften in die Vereinigten Staaten.
Engdahls Vorlieben
Doch oft fällt der tatsächliche Preisträger dann - wie im Fall von Elfriede Jelinek vor zwei Jahren - in die Kategorie "Überraschung".
Das könnte mit der Vorliebe von Horace Engdahl, dem Ständigen Sekretär der Schwedischen Akademie, für realistische, "erlebte" Literatur ("witness literature") zusammenhängen: Laut Insidern hat daher auch der israelische Autor Amos Oz heuer gute Chancen.
Wer auf Dylan setzt, kann reich werden
Möglicherweise wird auch dieses Jahr tatsächlich wieder ein Außenseiter das Rennen machen - etwa der Peruaner Mario Vargas Llosa, der Tscheche Milan Kundera, die Algerierin Assia Djebar und die britische Autorin Doris Lessing.
Bei Ladbrokes werden zudem Ko Un aus Korea, Inger Christensen aus Dänemark und Tomas Transtromer aus Schweden mit einer Quote von 13:1 gehandelt. Reich werden kann man beim Online-Wettanbieter, wenn der US-Sänger Bob Dylan, seit langem sentimentaler Nobelpreis-Favorit seiner Fans, den Literaturnobelpreis bekommen sollte: Seine Quote liegt bei 501:1.
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