Unbewaffneter entführt Flugzeug
Die Maschine mit 113 Menschen an Bord war am Dienstagabend von einem unbewaffneten türkischen Wehrdienstverweigerer entführt worden, der einer drohenden Haftstrafe in seiner Heimat entkommen wollte.
Der junge Mann, der sich als Christen bezeichnete, wollte nach eigenen Angaben den Papst um Hilfe bitten und ihm bei einer Audienz über die Probleme der Christen in der Türkei berichten. Benedikt XVI. ging während seiner Generalaudienz am Mittwoch nicht auf den Fall ein.
Wollte Abschiebung entgehen
Der nach italienischen Medienberichten 30 Jahre alte Luftpirat sollte mit der Maschine der Turkish Airlines von der albanischen Hauptstadt Tirana aus nach Istanbul abgeschoben werden.
Es gelang ihm jedoch, in die Pilotenkanzel einzudringen, nachdem eine Stewardess die Cockpittür kurzzeitig geöffnet hatte. Der Türke habe damit gedroht, sich in die Luft zu sprengen, sagte Vizeinnenminister Marco Minniti.
Zudem habe er dem Piloten deutlich gemacht, dass er sich sehr gut mit Flugzeugen auskenne. Bei einem ersten Verhör erklärte der Mann, er habe sich sein Wissen im Internet angeeignet.
Spekulationen über Papst-Protest
Anfängliche Spekulationen türkischer Medien, der Mann wolle gegen die Wiedergabe einer kritischen Äußerung des byzantinischen Kaisers Manuel II. (1391-1425) über den Propheten Mohammed durch Benedikt XVI. und gegen die geplante Papst-Reise in die Türkei protestieren, erwiesen sich als unzutreffend.
Italienische Sicherheitsbeamte beschrieben den Luftpiraten als "nicht aggressiv". Er hatte zunächst behauptet, unter den Passagieren einen Komplizen zu haben. Das habe sich aber nicht bestätigt, sagte Amato.
Brief an Benedikt
Türkischen Medien zufolge hatte der Entführer den Papst bereits im August in einem Brief um Hilfe gebeten. Darin schrieb er, er wolle als Christ nicht in einer muslimischen Armee dienen und habe im Christentum "das wahre Leben gefunden".
Kein Recht auf Verweigerung
In der Türkei gibt es kein Recht auf Wehrdienstverweigerung. Nach Angaben des "Vereins der Kriegsgegner" gibt es 60 Verweigerer aus Gewissensgründen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg rügt die türkische Praxis, Kriegsdienstverweigerer wegen Befehlsverweigerung oder Fahnenflucht zu verurteilen.