Hintergrund ist die seit rund 175 Jahren strittige Frage, ob Schädel und Gebeine im Sarg echt sind. Schiller wurde nach seinem Tod ohne geistlichen Beistand als 25. Leiche in einem Massengrab bestattet.
Nie zweifelsfrei geklärt
Erst 21 Jahre nach seinem Tod wurde der Versuch unternommen, seinen Schädel und seine Gebeine unter den dort Bestatteten ausfindig zu machen. Seit damals ist der Streit über die Authentizität der Knochen nie zweifelsfrei geklärt worden. Seit 1911 liegen sogar zwei "Schiller-Schädel" in der Fürstengruft.
Die Analysen sollen im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar vom MDR koordiniert werden, der gleichzeitig eine Dokumentation über die Untersuchungen dreht.
Schiller im noblen Massengrab
Schiller war am 11. Mai 1805 in einem Sammelgrab eines "Kassengewölbes" - eines Grabes für höhere Stände, die kein eigenes Ehrengrab besitzen - bestattet worden.
Schillers Witwe Charlotte wollte ihren Mann bereits 1818 in ein Einzelgrab auf einem Friedhof umbetten lassen. Doch erst 1826 verfügte die Weimarer Bürokratie, dass zur Platzschaffung auf dem alten Friedhof der Sarg des "Hofrates Schiller" umgebettet werden sollte.
"Chaos von Moder und Fäulnis"
In besagter Gruft stapelten sich mehrere Dutzend Särge, und der Bürgermeister selbst verfügte, dass man heimlich nach dem Sarg Schillers suchte.
In einem "Chaos von Moder und Fäulnis" suchte man nach dem Schädel Schillers, ohne, wie Albrecht Schöne in seinem Buch "Schillers Schädel" schreibt, "Gewissheit und Wahrheit darüber zu erlangen, welches hier die irdischen Überreste Schillers seien".
"Das muss Schillers Schädel sein"
Erst der Weimarer Bürgermeister Karl Leberecht Schwabe soll unter 32 Schädeln jenen von Schiller entdeckt haben - und das auf sehr bizarre Weise, wie Schöne den Bürgermeister zitiert: "Ich stellte sie alle auf eine Tafel; kaum aber, dass dieses geschehen war, konnte ich auch schon ausrufen, auf den größten Schädel zeigend: 'Das muss Schillers Schädel sein!'"
"Bestattung" in der Bibliothek
In der Herzoglichen Bibliothek Weimar wurde der Schädel schließlich im Sockel der Schillerbüste "beigesetzt". Der für die Bibliothek verantwortliche Johann Wolfgang von Goethe war auch vertreten - durch eine Marmorbüste.
Zunächst wollte er die Reliquie in Empfang nehmen, aber wie so oft beim Umgang mit Tod und Gebeinen war Goethe unpässlich. Goethes Sohn August nahm den Schiller-Schädel von Schillers Sohn Ernst in Empfang.
Angst um Goethes Gesundheit
August von Goethe überbrachte auch die Entschuldigung seines Vaters: "Mein Vater ist über das Bevorstehende so ergriffen, dass ich für seine Gesundheit fürchtete."
Nur eine Woche nach der feierlichen Bestattung des Schillerschen Schädels in der Bibliothek bekam Goethe den Kopf des einstigen Freundes in sein Haus auf dem Frauenplan geliefert. Man schrieb den 24. September 1826.
Der Bayern-König kommt
Im Sommer des folgenden Jahres weilte der bayrische König Ludwig in Weimar - und hätte dieser nicht Schillers Schädel in der Bibliothek sehen wollen, hätte Goethe die Reliquie länger behalten.
So wurde der Schädel Schillers zunächst in die Bibliothek zurückgebracht, auf Anweisung des Großherzogs aber im Spätherbst 1827 in der Weimarer Fürstengruft mit den Gebeinen Schillers bestattet.
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