Umstrittene Tests beginnen

18 Fragen werden gestellt.
Nach dem neuen Staatsbürgerschaftsrecht sind für eine Einbürgerung nicht nur Deutschkenntnisse nachzuweisen. Es muss auch ein Landeskundetest positiv absolviert werden.

Die ersten dieser Tests haben am Mittwoch in Wien und Salzburg stattgefunden, gleichzeitig wurden auch Teile der von den Ländern selbst ausgearbeiteten Fragenkataloge veröffentlicht - mit zum Teil recht kniffligen historischen Fragen.

Busse und E-Card
Während Wien auch auf allgemeine und nicht immer österreichbezogene Fragen setzt (Was ist die Legislative? Woran erkennt man UNO-Soldaten?), geht es in Niederösterreich (Was soll die Landesgesellschaft EcoPlus? Wie heißen die Busse, die aus den östlichen und nördlichen Landesvierteln in die Landeshauptstadt fahren?) und Salzburg (Wohin wendet man sich beim Verlust der E-Card?) zumal recht alltagsbezogen zur Sache.

Historisches Wissen gefragt
Breiten Raum nehmen in fast allen Ländern historische Fragen ein. So wird in Oberösterreich etwa nach dem Grund für den großen Bauernaufstand von 1626 gefragt, Kärnten will wissen, was die Kelten Noricums an die Römer lieferten und in Wien wird die Sommerresidenz von Maria Theresia abgefragt.

18 Fragen
Bei dem Multiple-Choice-Test gemäß dem neuen Staatsbürgerschaftsrecht müssen 18 Fragen aus den Bereichen demokratische Ordnung, Geschichte Österreichs und jeweilige Landesgeschichte beantwortet werden.

Darunter fallen weiters Fragen nach Geografie, Wahrzeichen und Prominenten des jeweiligen Landes.

Skripten zur Vorbereitung
Die Prüflinge müssen entweder in jedem Prüfungsgebiet die Hälfte oder in Summe zumindest zwei Drittel der möglichen Punkte erreichen.

Vorbereiten können sich die Staatsbürger in spe mit Skripten, die im Internet auf den jeweiligen Seiten der Landesregierung zum Download bereitstehen. Auch in Papierform sind diese zum Teil erhältlich - allerdings kostenpflichtig. Auch für die Prüfung selbst ist eine Abgabe fällig, deren Höhe ist von Bundesland zu Bundesland verschieden.

Kritik schon in der Planungsphase
Schon in der Planung und beim Beschluss des Gesetzes hatte es - neben einem Streit zwischen Ländern und Bund um Zuständigkeiten - harsche Kritik der Opposition an dem Wissenstest gehagelt. Erste vom Innenministerium vorgelegte Musterfragen bezeichnete die SPÖ damals als "grotesk".

Und die Grünen bezweifelten, dass der durchschnittliche Österreicher die Fragen beantworten könnte: "Wenn das der Maßstab ist, dann gibt es Massenausbürgerungen."

Man könne die Einbürgerung nicht "wie eine Führerscheinprüfung" machen. Das verkenne die Ernsthaftigkeit der Integrationsproblematik. Integrationsbereitschaft lasse sich mit einem Fragenkatalog jedenfalls "überhaupt nicht abtesten".

Experten bezweifeln Sinnhaftigkeit
Und auch an den neuen Fragen regt sich Kritik: Für die Integration der Menschen in die österreichische Gesellschaft hätten diese Fragen keine Funktion, kritisierte das Netzwerk Sprachenrechte, eine Vereinigung von Sprach- und Integrationslehrern, im Ö1-Morgenjournal.

Schon diese Art von Prüfungen an sich sei problematisch, da nur momentanes Faktenwissen abgeprüft werde. Die Lernunterlage für diese Bundesfragen schaue über weite Strecken aus wie ein Skriptum für Jus-Studenten und habe wenig mit der Lebensrealität in Österreich zu tun. Bei den Fragen werde zudem ein fast folkloristisches Bild Österreichs gezeichnet.

Besser wäre es, wenn Migranten sofort, wenn sie ins Land kommen, einen Einführungskurs über das soziale System in Österreich bekämen - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Wiener Kandidaten haben bestanden
Die ersten 31 Kandidaten des Tests haben in Wien die Prüfung bestanden - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Andere Bundesländer folgen
Nach Salzburg und Wien starten auch die anderen Bundesländer noch im Herbst mit der Durchführung, wobei noch nicht überall die Termine feststehen. Anvisierte Prüftage sind der 27. September in Niederösterreich und der Steiermark und der 12. Oktober in Tirol.

Im Burgenland und in Kärnten sollen sie ebenfalls Mitte Oktober starten, in Vorarlberg Ende Oktober. In Oberösterreich werden die Tests Anfang November beginnen.

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