Disney, Kunst und Film

Die "Ursprünge der Kunst der Disney-Studios" als Ausstellung in Paris.
Comic- und Zeichentrick-Legende Walt Disney hat seine Inspiration aus der Kunst bezogen - von mittelalterlichen Miniaturen bis hin zu deutschen Stummfilmen. Das zeigt jetzt eine neue Ausstellung im Pariser Grand Palais.

"Es war einmal ..."
Die Schau "Es war einmal Walt Disney. Zu den Ursprüngen der Kunst der Disney-Studios" will belegen, dass dem berühmten Erfinder von Figuren wie Micky Maus und Bambi auch große Maler wie Alfred Dürer, Carl Spitzweg und Pieter Brueghel der Jüngere Vorlagen lieferten.

Die bis zum 15. Jänner dauernde Ausstellung, die anschließend in Montreal zu sehen sein wird, umfasst mehr als 500 Werke, darunter Hunderte von Originalzeichnungen aus den Disney-Archiven, die erstmals in Europa zu sehen sind.

Aus Wasserjungfrau wird Alice
Die Aha-Effekte in der Schau sind zahlreich. Gustave Moreaus Wasserjungfrau in dem Gemälde "La Libellule" ähnelt etwa erstaunlich einer der ersten Disney-Figuren: Mit "Alice in Cartoonland" feierte Disney, der Autodidakt war und zuvor in Kansas City als Zeichner in einem Werbestudio arbeitete, seine ersten Erfolge.

Ebenso frappierend sind die Vergleiche zwischen einem Aschenputtel-Porträt des Malers Edward John Poynter aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dem Disney-Aschenputtel.

Zahlreiche Vorlagen für "Schneewittchen"
Schneewittchen aus dem gleichnamigen Disney-Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1937 erinnert, wenn sie auf dem Balkon steht, stark an die Julia aus George Cukors "Romeo und Julia"-Verfilmung, die ein Jahr zuvor in die Kinos kam. Ihr Haus stammt aus Fritz Langs "Metropolis".

Der bösen Königin aus "Schneewittchen" werden in der Ausstellung gleich zwei Inspirationsquellen gegenübergestellt: das Porträt der US-Schauspielerin Joan Crawford und eine aus dem deutschen Naumburg stammende Kirchenstatue, die die Ehefrau des Markgrafen von Meissen zeigt.

"90 Prozent belegt"
Das Schloss von Dornröschen wurde nach dem Modell von Neuschwanstein gezeichnet; die Fee bei "Pinocchio" ähnelt Jean Harlow. "90 Prozent dieser Übereinstimmungen wurden durch Dokumente belegt", betont Kurator Bruno Girveau, der sich zur Vorbereitung der Ausstellung eingehend in den Disney-Archiven informiert hat.

Walt Disney hörte bereits Mitte der 1920er Jahre auf, selbst zu zeichnen, behielt aber stets die künstlerische Leitung seiner Produktionen.

In den 30er Jahren bereiste er Europa und kaufte Hunderte Bilderbücher. Zahlreiche von diesen Büchern sind im Grand Palais an der Seite der Disney-Skizzen ausgestellt, um auf die Ähnlichkeiten aufmerksam zu machen.

"Untrügerische künstlerische Intuition"
Die Ausstellung ist für das Grand Palais ungewöhnlich, das seine riesigen Räume eher großen Malern wie William Turner, Henri Rousseau und zuletzt den Wiener Secessionisten Gustav Klimt und Egon Schiele vorbehält.

"Mit dieser Ausstellung wollen wir zeigen, dass Walt Disney ein Künstler war. Zwar verließ Disney früh die Schule, doch hatte er eine untrügerische künstlerische Intuition", so Girveau.

Vitrinen wie Dornröschens Sarg
Gleich zu Beginn taucht der Besucher in eine verspielte und märchenhafte Welt ein. Die gläsernen Ausstellungsvitrinen gleichen mit dem goldenen Unterbau dem Sarg Dornröschens; die Gemälde und Zeichnungen an den Wänden werden andeutungsweise von Motiven aus den Filmen umrahmt.

In den Ausstellungsräumen, die mit hauchdünnen Gazevorhängen voneinander abgetrennt sind, werden Auszüge aus den wichtigsten Disney-Filmen wie "Fantasia", "Alice im Wunderland", "Schneewittchen und die sieben Zwerge", "Peter Pan" und "Das Dschungelbuch" gezeigt.

Diese werden dann Sequenzen aus großen Stummfilmklassikern wie "Faust - Eine deutsche Volkssage" von F. W. Murnau, "Moderne Zeiten" von Charlie Chaplin und "Metropolis" von Fritz Lang sowie Gemälden und Büchern gegenübergestellt.

Dali trifft Disney
Am Ende wartet die Ausstellung mit einem besonderen Höhepunkt auf, dem kurzen Film "Destino", einer Zusammenarbeit zwischen Disney und Salvador Dali.

Die befreundeten Künstler begannen 1946 mit der Arbeit an dem Zeichentrickfilm, der die unglückliche Liebesgeschichte zwischen einer Ballerina und einem Baseball-Spieler erzählt. Ursprünglich wurden aber nur 15 Sekunden Filmmaterial fertig gestellt. Rund um die ebenfalls erhaltenen Ablaufpläne und den Originalton wurde der Film 2003 rekonstruiert.

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