Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) dankte Benedikt, weil er "Hunderttausenden von Gläubigen" an den vergangenen sechs Tagen "unvergessliche Erlebnisse" geschenkt habe. "Sie sind der Papst unserer Herzen geworden", so Stoiber, der von einem "Jahrhundert-, vielleicht auch Jahrtausendereignis" sprach.
Für Bayern stimmte die Einsicht Stoibers sicher. Allein der Bayerische Rundfunk überschlug sich mit Dauer-Live-Sendungen zum Papst-Besuch, die nur unter einem Motto standen: "Wir sind Papst."
"Ausgeuferter Kirchgang"
Im protestantischen Norden kommentierte man kühl bis ironisch. Bayern ist ja nicht gerade das Lieblingsbundesland nördlich des Mains.
"Ratzingers bayerische Einkehr - trotz Hunderttausender Besucher bei den beiden Großgottesdiensten -" hätten "tatsächlich mehr den Eindruck eines privaten Heimatbesuchs" hinterlassen, meinte etwa der "Spiegel" (Online-Ausgabe): "Sie erinnerte weniger an Spektakel wie den Kölner Weltjugendtag als vielmehr an einen sonntäglichen Kirchgang, der eben etwas ausgeufert ist."
Großer Bahnhof auch am Schluss
Auch der Abschied vom Papst war bayrisch-barock. Auf dem Flughafen wartete wie schon bei der Ankunft des Papstes eine große Delegation an Würdenträgern und Gläubigen auf das Oberhaupt der katholischen Kirche.
"Unauslöschlich trage ich in meinem Herzen den bewegenden Eindruck, den die Begeisterung und die starke Religiosität der großen Massen von Gläubigen in mir ausgelöst hat", sagte der Papst zum Abschied. Er sei nach Deutschland gekommen, um seinen Landsleuten die "ewigen Wahrheiten des Evangeliums erneut nahe zu bringen". Die Kirche habe die Antworten auf die Herausforderungen, die im Laufe der Geschichte auftraten, immer neu im Wort Gottes gesucht.
Stoiber: "Historisches Ereignis"
Stoiber sagte: "Wir wissen heute schon, dass der Besuch von Benedikt XVI. natürlich ein historisches Ereignis in der Geschichte unseres Landes ist." Die Reise werde "nachhaltige Auswirkungen" auf das gesellschaftliche und religiöse Leben in ganz Deutschland haben, auch auf die Politik würden die Auswirkungen spürbar werden. Mancher mag da vielleicht auf einen milden Stoiber im Gesundheitsstreit hoffen.
Wetter: "Eine Tiefenwirkung"
Der Münchner Kardinal Friedrich Wetter sagte vor Journalisten, es werde als Folge der Reise zwar sicher keine Massenbekehrungen geben. Er sei aber überzeugt, "dass in unzähligen Menschen dieser Besuch eine Tiefenwirkung hat".
Auch in Bayern ist der Benedikt ein "Benedetto"
Als letztes Segenswort sprach Benedikt die erste Strophe des Bayernlieds, das mit den Worten "Gott mit dir, du Land der Bayern" beginnt. Die vielen jugendlichen Schaulustigen auf dem Flughafen verabschiedeten den Papst mit "Benedikt"- und "Benedetto"-Rufen.
Letzte Station im Freisinger Dom
Zuvor hatte der Papst als letzten Programmpunkt seiner Reise vor Priestern und Diakonen im Freisinger Dom gepredigt. Dabei betonte Benedikt die Bedeutung der Geistlichen als "Diener Christi".
Im Freisinger Dom war Benedikt 1951 zum Priester geweiht worden, in der Kleinstadt nördlich von München hatte er zuvor studiert; später hatte er dort einen Sitz als Bischof. Etwa 50.000 Menschen säumten die Straßen bei der Fahrt des Papstes durch Freising.
Küng enttäuscht
Der Theologe Hans Küng äußerte sich derweil enttäuscht über die inhaltlichen Schwerpunkte der Papst-Reise. "Er hat die eigentlichen Reformthemen nicht behandelt, er hat sie nur überflogen mit einer großen Vision vom Glauben", sagte Küng. Aus der höheren Perspektive sehe in der Kirche alles wunderbar aus.
"Aber wenn man runtergeht, sieht man, die Not ist groß", sagte Küng. Dabei nannte er als Beispiel etwa den Priestermangel, in dessen Folge zunehmend Pfarreien verwaist seien. Den Protestanten warf Küng vor, nicht kritisch genug mit dem Papst umgegangen zu sein. "Dieser Schmusekurs, den manche lutherischen Bischöfe üben, nur um mit aufs Bild zu kommen, ist nicht im Sinne Martin Luthers."
Wir sind Kirche: Keine Reformen in Sicht
Auch die amtskirchenkritische Organisation Wir sind Kirche zeigte sich enttäuscht von den programmatischen Schwerpunkten. Der Papst habe "keinerlei Hoffnungszeichen auf absehbare Reformen" aufgezeigt, jede Konkretisierung vermieden und eine echte Dialogbereitschaft vor allem mit den Laien vermissen lassen. "Papst Benedikt tritt als Bewahrer der Tradition auf, doch ist zu fragen, ob er die Kirche weit genug in das neue Jahrtausend öffnet."
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