Riesenandrang bei Papst-Messe

Papst findet auch mahnende Worte und zeigt sich um christliche Werte besorgt.
Bayern im Papst-Fieber: Nachdem bereits am Samstag Hunderttausende den Papst in München empfangen hatten, hat am Sonntag einer der Höhepunkte des sechstägigen Bayern-Besuchs stattgefunden.

Mehr als 250.000 Gläubige fanden sich bei strahlendem Sonnenschein auf dem Münchner Messegelände ein, um dort mit Benedikt XVI. einen Gottesdienst zu zelebrieren.

Angesichts des großen Andrangs waren für den Gottesdienst bereits in den vergangenen Wochen Zugangskarten ausgegeben worden. Die ersten Gläubigen fanden sich bereits um Mitternacht vor den Toren der Neuen Messe in München-Riem ein.

Jubel und "Benedetto"-Rufe
Zu den Teilnehmern gehören auch mehr als hundert Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe aus Deutschland und anderen Ländern, die mit dem Papst die Eucharistie feiern.

Beim Eintreffen auf dem Messegelände und der anschließenden Fahrt im Papamobil durch die Reihen der Gläubigen war der Papst zuvor mit großem Beifall, Jubel und "Benedetto"-Rufen begrüßt worden.

Benedikt ortet "Schwerhörigkeit"
Doch trotz der euphorischen Stimmung bei seinem ersten Heimatbesuch als Papst richtete Joseph Ratzinger an seine Landsleute auch mahnende Worte und forderte diese zur Rückbesinnung auf die christlichen Werte auf.

"Es gibt eine Schwerhörigkeit Gott gegenüber, an der wir gerade in dieser Zeit leiden", so das Kirchenoberhaupt. Was über Gott gesagt werde, scheine nicht mehr in unsere Zeit zu passen, beklagte Benedikt.

Die westliche Welt habe in ihrer Vernünftigkeit den Glauben an Gott verloren, sagte Benedikt XVI. Er sprach vom Zynismus, der die Verspottung des Heiligen als Freiheitsrecht ansehe und Nutzen für zukünftige Erfolge der Forschung zum letzten ethischen Maßstab erhebe.

Kritik an Missionsarbeit
Indirekt kritisierte Benedikt XVI. die katholische Kirche in Deutschland, die sich in Afrika und Asien mehr für soziale als für missionarische Projekte einsetze.

Er nannte in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Immunschwächekrankheit AIDS, die nur über die Maßstäbe des Evangeliums "von den tiefen Ursachen her" bekämpft werden könne. Das Soziale und das Evangelium seien nicht zu trennen, betonte der Papst.

"Herzliches Grüß Gott"
Nichtsdestotrotz scheint sich das Oberhaupt von weltweit rund einer Milliarde Katholiken in seiner Heimat Bayern besonders wohl zu fühlen. So begrüßte Benedikt XVI. mit einem "herzlichen Grüß Gott" die wartende Menge bei seiner Ankunft am Samstag.

München im Ausnahmezustand
Sein Weg im Papamobil durch die Straßen der bayrischen Landshauptstadt glich am Samstag einem Triumphzug: Zehntausende hießen "ihren" Papst mit Jubelrufen und unzähligen Fähnchen in den Kirchenfarben gelb und weiß willkommen.

Die Glocken aller Kirchen läuten - nicht nur in München, sondern im ganzen Erzbistum München und Freising.

Seele auftanken
Bewusst will der Papst zudem die Stätten seiner Jugendzeit, seines Arbeitslebens als Theologe, Priester und Bischof noch einmal erleben.

Sechs Tage will Benedikt die Seele auftanken in Freising, in Regensburg, im oberbayrischen Wallfahrtsort Altötting, in seinem Geburtsort Marktl und in München, wo er sich vor einem Vierteljahrhundert als Kardinal Joseph Ratzinger nach Rom verabschiedete, um oberster Glaubenshüter im Vatikan zu werden.

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