Mit dem Kopf gegen die Glaswand

"Head on": Ein Kunstwerk mit Wölfen, die durch die Luft jagen, sorgt für Aufregung.
Eine Wiederkehr von Joseph Beuys meint man in Zeiten Überhand nehmender Konzeptkunst immer wieder zu bemerken. Doch kein Gegenwartskünstler kommt Beuys wohl derart nahe wie der gefeierte Exil-Chinese Cai Guo-Qiang, der schon 1999 in der Wiener Kunsthalle mit seinen Installationen, etwa der pilzförmigen Rauchwolke "I am the Y2k-Bug", für Aufsehen sorgte.

"Head on" sorgt für Diskussionen
Nun fesselt Cai mit neuen Kunstaktionen die deutsche Öffentlichkeit, und nicht nur diese.

Blogs zu Technik und Kunst feiern dieser Tage Cais jüngste Installation mit dem Titel "Head on", in der ein Rudel von 99 Wölfen durch die Luft einer Glaswand entgegenjagt. Während die ersten Wölfe schon wie tot von der Wand zu Boden fallen, sieht man das restliche Rudel mit unvermindertem Bewegungsdrang der Wand zurasen.

"Die Welt" fühlte sich jedenfalls beim Anblick der Installation an Beuys' Aktion mit Kojoten "I like America - and America likes me" erinnert.

Tierschützer können sich entspannen
In der Ausstellung überschneiden sich vielfältige Gerüche. Doch was wie ausgestopfte Wölfe aussieht, ist tatsächlich chinesisches Handwerk. Die Wölfe wurden in der Heimat von Cai genäht, die Felle sind künstlich, der Kern der Wolfskörper ist aus Draht und Stroh.

Schießpulver und Feuerwerk
Speziell für die Schau im Berliner Guggenheim entstand ein dreiteiliger Werkkomplex, der die Hauptaspekte des Oeuvres Cais in ihrer Vielfältigkeit widerspiegelt.

Neben der Installation mit dem Wolfsrudel entstanden die Schießpulverzeichnung "Vortex" und die Installation "Illusion II", die als Video zu sehen ist. Auf einer Stadtbrache in der Nähe des Anhalterbahnhofes ließ Cai dafür ein nachgebautes Einfamilienhaus als spektakuläres Feuerwerk untergehen.

Der Bühnenbildner als Konzeptkünstler
Cai Guo-Quiang wurde 1957 in Quan Zhou geboren, absolvierte eine Ausbildung als Bühnenbildner in Schanghai und lebt - nach einem Jahrzehnt in Japan - seit 1995 in Chinatown in New York.

Bekannt geworden ist er vor allem mit seinen pyrotechnischen Installationen "Projects for Extraterrestrials", mit denen er in entlegenen Landschaften wie in urbanen Gebieten Feuerzeichen setzt, und mit seinen mit Schießpulver hergestellten "Paperdrawings".

Kein Mann für versponnene Eliten
Cai gilt mit seinen Installationen als großer Mythenspieler. Mit seiner Konzeptkunst erreicht er nicht nur die Eliten, sondern weiß immer auch größere Massen, gerade durch den direkten Gegenwartsbezug, zu fesseln.

So bespielte er den Dachgarten des Metropolitan Museum in New York und ließ dort eine schwarze Wolke Richtung New Yorker Skyline ziehen - anlässlich des fünften Jahrestags von 9/11.

Die Ausstellung
Cai Guo-Qiang: Head on. Deutsche Guggenheim, Berlin. Bis 15. Oktober.

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