Der sichtlich mitgenommene Chef einer Baufirma verlas vor in- und ausländischen Medien eine Stellungnahme.
"Fröhlicher, glücklicher Eindruck"
Er habe Natascha Kampusch ein einziges Mal getroffen. Die junge Frau in Begleitung von Priklopil habe ihn freundlich gegrüßt und einen "fröhlichen, glücklichen Eindruck" gemacht, schilderte Ernst H.
Priklopil fuhr mit Kampusch zur Firma
Diese Begegnung habe sich heuer Mitte Juli abgespielt, genau vor jener firmeneigenen Veranstaltungshalle in Wien-Liesing, in der heute die Presseinformation stattfand.
Priklopil wollte sich demnach einen Kfz-Anhänger ausborgen, beim Abholen erschien er in Begleitung: "Als ich die Tür öffnete, stellte er mir die junge Frau als Bekannte vor und nannte dabei keinen Namen. Ich gab ihr die Hand - sie sagte ein höfliches 'Grüß Gott'."
H. wusste nicht, wer Kampusch war
Ob es sich um eine neue Freundin oder eine Bekannte handelte, sei ihm nicht klar gewesen, sagte H.
Obwohl sich die beiden Männer seit den 80er Jahren kannten und Priklopil zunächst Mitarbeiter und zuletzt Teilhaber an der Baugesellschaft war, hätten sie über so private Dinge nicht miteinander gesprochen, erläuterte seine Pressesprecherin Margit Wendelberger. "Es war nicht die Art der beiden, so zu reden. Das sind zwei Techniker, die sind ein bissl anders", meinte sie.
H. selbst lehnte es ab, Fragen der Journalisten zu beantworten. Er sei dazu außer Stande, schockiert und fassungslos.
Keine Auskunft über aktuelles Aussehen
Dass es sich um Natascha Kampusch handelte, habe er zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, betonte der Firmenchef. "Erst bei den Befragungen durch die Polizei wurde mir ein Foto von ihr gezeigt, auf dem ich die junge Frau wieder erkannte."
Über ihr aktuelles Aussehen werde er keinerlei Auskünfte geben - mehr dazu in wien.ORF.at.
Mit Priklopil zu Parkplatz gefahren
Über den Mittwoch vergangener Woche (23. August), an dem Natascha Kampusch aus dem Haus ihres Entführers in Strasshof a. d. Nordbahn (Bezirk Gänserndorf) flüchtete, worauf Priklopil Selbstmord beging, sagte H.: Sein Freund habe ihn angerufen und wegen eines "Notfalls" zum Wiener Donauzentrum dirigiert.
Von dort brachte H. den 44-Jährigen mit seinem Auto bis in die Dresdnerstraße, wo die Männer auf einem Parkplatz redeten.
Priklopils Geschichte für H.
Priklopil habe ihm erzählt, er sei angetrunken einer Polizeistreife davongefahren und fürchte jetzt um seinen Führerschein. Dass sein Freund ungewöhnlich aufgeregt war, brachte H. mit dem Alkoholkonsum in Zusammenhang. Normalerweise habe Priklopil nicht getrunken.
Nachdem sich der 44-Jährige - durch Gespräche über die Arbeit - beruhigt hatte, habe er ihm das Versprechen abgenommen, sich der Polizei zu stellen - obwohl der Führerschein "sein Heiligtum" gewesen sei.
Als Priklopil aus dem Auto ausstieg, habe er nicht daran gezweifelt, dass sein Freund sein Versprechen halten werde. Priklopil warf sich wenig später vor einen Zug.
H. wusste nichts von Fahndung
Die Polizei und Angehörige von H. bangten zu diesem Zeitpunkt um ihn, berichtete seine Sprecherin: Es habe das Risiko bestanden, dass Priklopil ihn "in Schach hält, damit er flüchten kann. Das war auch eine Befürchtung der Polizei", so Wendelberger.
H. habe - auf Bitte seines Freundes - das Handy abgeschaltet und keinerlei Kenntnis über die Flucht von Natascha Kampusch und die Großfahndung der Polizei gehabt.
Priklopil "zuverlässig, korrekt"
Wenige Stunden später musste H. seinen Freund "auf dem Foto nach dem Selbstmord identifizieren. Es war schrecklich für mich", sagte er. "Ich dachte immer, wenn man mit einem Menschen jahrelang gut zusammenarbeitet, dass man ihn auch gut kennt."
Er habe Priklopil "als zuverlässigen, genauen und korrekten Mitarbeiter schätzen" gelernt, "stets freundlich und hilfsbereit", "sehr sparsam, aber nicht geizig".
Obwohl sie einander lange kannten und viel zusammenarbeiteten, "haben wir kaum etwas privat gemeinsam unternommen", betonte er.
Natascha Kampusch wünsche er "alles Gute und dass sie ihren eigenen Weg im Leben geht".
H. psychisch belastet
H. müsse derzeit psychologische Betreuung in Anspruch nehmen, er schlafe schlecht, sagte Wendelberger. Es werde ersucht, ihn, seine Familie, die Firma und Kunden "in Ruhe zu lassen".
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