Auf dieses uralte Sujet setzt die österreichische Regisseurin Barbara Albert bei ihrem neuen Spielfilm "Fallen", der am 4. September im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig uraufgeführt wird, drei Tage später seine Österreich-Premiere im Wiener Gartenbaukino feiert und ab 8. September österreichweit im Einsatz ist.
Auf den Leib geschrieben
Nina Proll, Ursula Strauss, Birgit Minichmayr, Kathrin Resetarits und Gabriela Hegedüs spielen fünf Schulfreundinnen, die einander 14 Jahre nach ihrer Matura beim Begräbnis eines früheren Lehrers in einer Kleinstadt wieder treffen.
"Ich wollte einen Ensemblefilm für diese fünf Schauspielerinnen schreiben, mit denen ich schon länger einmal arbeiten wollte bzw. die ich schon von der Arbeit gekannt habe", so Albert. "Birgit Minichmayr zum Beispiel habe ich seit 1997 schon für drei Filme gecastet und bin nie dazu gekommen, wirklich mit ihr zu drehen. Nina Proll wollte ich nach 'Nordrand' gern wieder einmal anders sehen."
"Atmosphärische Bestandsaufnahme"
Gleichzeitig habe sie etwas über das Alter erzählen wollen, in dem diese Frauen sind - um die 30: "Ich empfinde den Film als atmosphärische Bestandsaufnahme, wobei mir die Kraft dieser Frauen sehr wichtig war, noch einmal etwas anzugehen. Dazu wollte ich sie daran erinnern, wo sie herkommen, an diese Gruppe, die in ihrer Jugend sehr viel wollte. Dieses Wollen ist im Lauf der Zeit ein bisschen verschwunden."
Fünf Lebensmodelle
Die fünf Frauen sind alle Anfang 30 und haben unterschiedlichste Lebenserfahrungen hinter sich. Eine (Resetarits) ist Filmstar in Deutschland geworden, eine (Proll) ist arbeitslos und hochschwanger, die dritte (Strauss) arbeitet am Arbeitsamt, die vierte (Hegedüs) hat ihre zwölfjährige Tochter mitgebracht und die einstige Weltverbesserin (Minichmayr) ist Lehrerin geworden.
"Natürlich hat jede Frau eine Art Aufgabe", erklärt Albert. "Carmen zum Beispiel, die Schauspielerin, war früher die Politische, ist aber später in eine ganz andere Richtung gegangen, während Brigitte weiterhin an ihren Idealen festhalten will."
Gegenbesetzt
Das Spannende an einer Figur sei, dass sie überraschende Momente habe. "Ich wollte die Schauspielerinnen zum Teil auch gegenbesetzen. Mich hat zum Beispiel die andere Seite von Birgit Minichmayr interessiert, die in 'Spiele Leben' sehr laut und extrovertiert war. Nina Proll hingegen verkörpert trotz der Tragik ihrer Figur mit diesem Kind, das keinen Vater hat, eine gewisse Leichtigkeit. Und ich wollte unbedingt ihre Haare dunkel färben."
Vertrautheit und Geheimnisse
Zwischen den Figuren entsteht im Film sofort eine Ahnung der alten Vertrautheit. Viele Gefühle sind mit im Spiel, doch mit Fakten sind sie sehr zurückhaltend.
Alle haben etwas zu verstecken, die echten Lebensgeschichten kommen erst nach und nach ans Licht: alte Liebschaften, Affären mit dem Lehrer, ständige Schmerzen, Drogen, Gefängnis.
"Wie eine Zeitreise"
"Ich finde es schön, Leute zu sehen, die einen einerseits an etwas erinnern, und andererseits zu sehen, wie sie sich entwickeln, inklusive einem selbst", erklärt die Regisseurin, die im Vorjahr selbst ein Klassentreffen mitorganisierte.
"Das ist wie eine Zeitreise. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind ja alle irgendwie immer gleichzeitig vorhanden, als Erinnerung, als Sehnsucht. Insofern ist 'Fallen' auch ein Film über diese Zeiten. Formal habe ich dafür zum Beispiel diese vorausweisenden Fotos gewählt, bei denen man erst glaubt, es ist eine Erinnerung. Solche Zeitschleifen haben mich interessiert."
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