Kampusch traf Gleichaltrige

Laut Betreuerin ist Kampusch "gut drauf".
Der Gerichtspsychiater Reinhard Haller hat "nach wissenschaftlichen Methoden das Schmerzensgeld berechnet", das der heute 18-Jährigen für das erlittene Schicksal und dessen Folgen zustünde, und kommt dabei auf 664.900 Euro.

Spenden und Verträge mit Medien
Es sollte möglich sein, so Haller in der ORF-Sendung "Offen gesagt", diese Summe durch Spenden, aber auch durch Verträge für die mediale Verbreitung ihrer Geschichte zusammenzubringen.

Die Polizei möchte am Montag oder Dienstag wieder Gespräche mit Natascha Kampusch führen, falls sie selbst dazu bereit ist.

Wochenende mit Gleichaltrigen verbracht
Das Wochenende hatte Kampusch zwar von der Öffentlichkeit und auf Wunsch auch von ihren Eltern abgeschirmt, aber nicht alleine verbracht.

Wie die Wiener Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits am Sonntag im Gespräch mit der APA bekannt gab, war die junge Frau von Gleichaltrigen umgeben, mit denen sich Natascha angeregt unterhalten haben soll.

Sie habe es genossen, mit jungen Menschen in Kontakt zu treten. "Sie ist gut drauf", sagte Pinterits.

"Voll handlungsfähig"
Ab sofort ist alles, was mit Kampusch geschieht, "allein ihre Entscheidung", betonte Generalmajor Gerhard Lang vom Bundeskriminalamt (BK).

Medizinische Untersuchungen hätten ergeben, dass die junge Frau "voll handlungsfähig" sei. "Es gibt daher keine Grundlage, sie festzuhalten. Sie kann sämtliche Entscheidungen selber treffen", erklärte Lang.

Keine Polizeiüberwachung
"Sie ist ein freier Mensch", so Lang. "Wenn Natascha sich dazu entschließt, zum Graben in der Wiener Innenstadt zu fahren und sich einen Kaffee zu holen, dann kann sie das tun."

Die 18-Jährige werde nicht polizeilich bewacht, "wenn sie will, kann sie überall hingehen".

Wohnung soll bereitstehen
In diesen Prozess will auch das psychologische Betreuungsteam, das sich um die junge Frau kümmert, nicht eingreifen. Man werde Natascha "beraten" und sich mit ihr besprechen, ihr aber "keine Strategie" vorgeben, sagte Pinterits, bevor sie sich am Sonntagnachmittag neuerlich mit der 18-Jährigen traf.

Dem Vernehmen nach soll eine Wohnung bzw. betreute WG bereitstehen, in die Natascha Kampusch theoretisch einziehen könnte.

Kein Druck
Lang versicherte, die Befragung erst dann fortzusetzen, "wenn sie es wünscht". Das müsse nicht notwendigerweise bereits am Montag geschehen: "Es hängt davon ab, wann sie einvernahmebereit ist."

Probleme bei der Spurensuche
Währenddessen dauerten die polizeilichen Untersuchungen im Haus des Entführers Wolfgang Priklopil in Strasshof an. Wie Lang erläuterte, gestaltet sich die Spurensuche alles andere als einfach.

"Es ist ein Riesenproblem, dass nur einer, maximal zwei Kollegen in dem Raum arbeiten können, in dem Natascha festgehalten worden ist."

Erste Ergebnisse am Montag
Um überhaupt in den Raum zu gelangen, gilt es einen engen, schlauchartigen Zugang zu überwinden. Das erschwert es, größere technische Geräte in das Zimmer zu schaffen, die für die Arbeit der Polizei dringend benötigt werden.

Erste Ergebnisse wollen die Ermittler jedenfalls am Montag dem Untersuchungsrichter vorlegen. In Priklopils Haus wurden unter anderem Videos und Bücher sichergestellt, war zu erfahren.

Bücher, Videos, Notizen
Es handle sich dabei um Jugend- und "Lehrbücher", mit denen sich Kampusch beispielsweise das Stricken beigebracht hat. "Wir werden uns jetzt jede Sequenz der Videos anschauen", auch die Bücher werde man genau analysieren, sagte Lang.

Außerdem wurden schriftliche Aufzeichnungen - Notizen auf Spickzetteln, in Heften, auf A4- und A5-Bögen sowie Einkaufszettel - entdeckt. Man wolle nun klären, "wer das geschrieben hat", sagte Lang. Erst dann werde man die Notizen inhaltlich auswerten. Ein Tagebuch von Natascha Kampusch sei nicht gefunden worden.

"Kein zweiter Täter"
Die Suche nach einem möglichen Komplizen hat unterdessen keine Priorität mehr: "Befragungen mit Natascha haben ergeben, dass es keinen zweiten Täter gibt", so Lang am Sonntag.

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