"Erfasst Alles sehr schnell"

Anwältin, die Natascha Kampusch betreut:"Sie ist eine erwachsene Frau."
"Im Moment geht es Natascha gut. Sie genießt es, Zeit für sich zu haben. Mit großem Interesse verfolgt sie die Medienberichterstattung. Sie sieht fern, liest Zeitungen. Und es stört sie sehr, dass sie oft nur in einer speziellen Rolle vorkommt. Sie ist nicht das arme Opfer. Sie ist eine erwachsene junge Frau". Das erklärte die in die Betreuung von Natascha Kampusch eingebundene Wiener Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits am Samstagnachmittag im Gespräch mit der APA.

In therapeutischer Behandlung
Natascha Kampusch verbringt das Wochenende in therapeutischer Betreuung. Die Befragung durch die Polizei wurde bis mindestens Montag ausgesetzt. Natascha wird rund um die Uhr von einer Polizistin und einer Psychologin betreut, zu der sie Vertrauen gefasst habe - mehr dazu in wien.ORF.at.

"Hinterfragt sehr viel"
Die Anwältin Pinterits hat einige Stunden an ihrer Seite erlebt, wird aber bewusst nicht rund um die Uhr bei ihr sein. Pinterits hat sich eingehend mit der mittlerweile 18-jährigen unterhalten.

"Natascha ist sehr klug und sehr eloquent. Sie hat ihre Bilder im Kopf. Sie erfasst sehr schnell. Und sie hinterfragt sehr viel", beschrieb die Kinder- und Jugendanwältin eine durchaus selbstsichere junge Frau.

"Erwartet Schutz der Privatsphäre"
"Natascha Kampusch erwartet Respekt für ihre Person. Sie erwartet sich, dass ihre Privatsphäre trotz der übergroßen Teilnahme an ihrem Leben geachtet wird", betonte Pinterits.

Psychiater Friedrich kritisiert Medien
In diesem Zusammenhang kritisiert der Kinderpsychiater Max Friedrich die Medien. Friedrich, der die Koordination der Betreuung von Natascha Kampusch übernahm, warnt vor einer "zweiten Viktimisierung" - mehr dazu in wien.ORF.at.

"Findet sich schnell zurecht"
Die Kinderanwältin Pinterits betonte, Kampusch wünsche sich auch "gute Berater", möchte aber selbst wählen, wer mit welchen Aufgaben betreut wird. "Sie ist sehr gescheit. Sie saugt alles auf. Es ist faszinierend, sie ist zwar teilweise noch in der alten Welt, findet sich aber schnell zurecht", berichtete Pinterits. Sie zeigte sich überzeugt, "dass sie es schaffen wird, das, was sie erlebt hat, aufzuarbeiten."

"Dosiertes Kennenlernen der Welt"
Es gehe nun darum, Natascha Kampusch ein "dosiertes Kennenlernen der Welt" zu ermöglichen. Sie stundenlang zu dem zu befragen, was sie hinter sich hat, dürfe nicht vorrangig sein: "Wichtig ist jetzt, dass ihr Zeit gegeben wird."

Brief an den Vater
Dieses Bedürfnis zeigt auch ein Brief Natascha Kampuschs an ihren Vater, worin sie diesen um Verständnis dafür bittet, am Wochenende ausrasten zu wollen - mehr dazu in wien.ORF.at.

TV-Hinweis
"Offen gesagt" beendet aus aktuellem Anlass vorzeitig seine Sommerpause und widmet sich am Sonntag um 21.55 Uhr in ORF2 dem Fall Natascha Kampusch.

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