Robbie dankt den Fans in Wien

"Intensive Care" für Wien. Robbie Williams war krank und entzückte doch wieder alle.
Mit viel Tamtam und Werbetrommeln wurden die zwei Auftritte von Robbie Williams im Zuge seiner "Close Encounters 2006"-Tour in Wien vorbereitet. Am Freitagabend war es schließlich so weit: Die ersten, knapp 50.000 hatten sich im Ernst-Happel-Stadion zum Auftritt ihres Idols bei drückend sommerlichem Wetter versammelt.

EPA/Herbert P. Oczeret
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Geboten bekam man eine perfekt inszenierte, knapp zweistündige Live-Show, für die eine gigantomanische Bühne in Muschelform auf der Längsseite des Stadionrasens aufgebaut wurde.

Es klang wie immer im Praterstadion
Über die Akustik des Konzerts braucht man nachträglich nicht zu jammern - die beste Soundanlage stößt nun einmal an das riesige Stahldach der Praterschüssel. An manchen Punkten hörte man im Prinzip zwei Konzerte.

Dominanz der Optik
Überhaupt stand der Abend mehr im Zeichen visueller Effekte. Das Ikonische stach im Zweifelsfall das Musikalische aus. Was gut und schlecht war.

ö3.ORF.at-User
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Robbie war alles andere als fit - er führte das zunächst scherzhaft darauf zurück, dass er in Wien morgens "allein im Bett" aufgewacht war. Nicht alle haben wahrscheinlich die Erzählung vom Arzt mit der einen Meter langen Spritze ernst genommen - war das mit der Krankheit so wie alle Notstandsgeschichten nur geblödelt oder doch wahr? "I got a needle in my ass, just for you, Vienna", lautete die Botschaft.

Auf der anderen Seite halfen einem die vielen visuellen Ablenkungen über den Anfang des Konzerts hinweg. Der Opener "Radio" ließ nichts Gutes für den restlichen Abend erwarten. Der Meister schien wirklich außer Form. Eines musste man ihm aber lassen: Vor allem in der zweiten Hälfte versuchte der leidenschaftliche Fußballfan ein mehr als ordentliches Finish hinzulegen.

Was taugt das neue Album live?
Musikalisch stand bei aller Pop-Euphorie und Texten der Lyrikgefahrenkategorie "Here I stand victorious / the only man who made you come" einiges auf dem Spiel: Das aktuelle Album "Intensive Care", das Williams zusammen mit seinem neuen Songwriter Stephen Duffy (er stand mit auf der Bühne) eingespielt hat, ist bei Robbie-Fans nicht unumstritten.

EPA/Herbert P. Oczeret
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Bei der Live-Version von "Tripping" halfen die Background-Sänger über die falsettartigen Parts drüber, und so richtig heiß wurde es im Stadion erst mit "Sin, Sin, Sin". Einmal mehr konnte sich Williams auf ein Set von Musikern verlassen, mit denen er nun schon seit Jahren eingespielt ist.

Zur Sicherheit die alten Hadern
Mit Ausnahme von "Advertising Space", das wie viele Songs samt Videoclip im Hintergrund inszeniert wurde, setze Robbie Williams vor allem auf seine alten Songs. Sogar ein Abstecher zu Take That ("Back for Good") war da drin.

EPA/Herbert P. Oczeret
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Die Höhepunkte ganz zum Schluss
Steigern ließ sich der Abend nur mit Hits wie "Strong", "Feel", "Let Me Entertain You" (der Meister kam in einem Korb von der Schwindel erregend hohen Bühne herab) und schließlich, wie zu erwarten am Ende, "Angels" (samt integriertem Heiratsantrag zweier Fans auf der Bühne). Die versprochenen Gitarrensoli von Neil Taylor zuckerten das entsprechende Pathos drüber. Am Ende sollte dann doch kein Auge trocken bleiben.

"Immer gut zu mir"
Es durfte einem zum Schluss warm werden ums Herz, und Robbie bedankte sich artig beim Wiener Publikum: "Ihr wart immer sehr gut zu mir." Enthusiastischer Beifall, und alle, die sich noch an die Mitte des Konzerts erinnerten, durften eine Botschaft mitnehmen.

"Tomorrow will be Scheiße", so Williams. Er wird hoffentlich das Aufstehen und nicht den Abend gemeint haben. Denn da hieß es bekanntlich da capo für "Intensive Care". Robbie hat sie jedenfalls nötig.

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